persoenlich
.com

Das Online-Magazin der Schweizer Kommunikationswirtschaft
persönlich Verlags AG
Birmensdorferstr. 198
8003 Zürich

Tel.: +41 (0) 43 960 79 00
Email: info@persoenlich.com

Laufzeit der medialen Erregung

von Matthias Ackeret

Die «Weltwoche» forderte vergangene Woche, dass die Geschichte der Pandemie neu geschrieben werden muss. Der Grund: Hersteller und Behörden gäben zu, dass der Covid-Impfstoff nicht gegen Ansteckung und Übertragung schütze. Obwohl sie dies wirklich nicht vollständig tun, verfängt das Thema (noch) nicht so richtig: Corona ist bei Medien, Politik und Leserschaft aus dem kollektiven Erregungsmuster gefallen.

Und jede Erregung – so lehrte bereits «die liebe Marta» – hat eine Ablaufzeit und ist unteilbar, dasselbe gilt auch bei der medialen. Konkret: Der Ukrainekrieg hat die Pandemie abgelöst, Treichler werden wieder als eine Folkloregruppe wahrgenommen. Da mag selbst das Horrorszenario einer «Impflüge» keinen Schrecken mehr erzeugen. Diejenigen, die wegen Corona zwei Jahre im Bunker harrten, sind immer noch dort: Diesmal aus Angst vor dem Atomschlag. Doch – so zeigt die Erfahrung – auch dieses Thema dauert nicht ewig. 

Gleiches könnte mit der Klimaerwärmung passieren, die bereits zur Apokalypse hochgeschrieben wurde. Die aktuelle SRG-Wahlprognose zeigte dieser Tage, dass die Grünen als deren Heilsbringer massiv in der Wählergunst verloren haben, da nützen selbst angeklebte Demonstranten und verschmierte van Goghs nichts. Was bedeutet, dass sich das Publikumsinteresse langsam anderen Themen wie Jobsicherheit, Rezession oder Inflation zuwendet, allen meteorologischen Schreckensszenarien zum Trotz. Ein berühmter Werbeslogan lautete «Glatt für alli», Glättli hingegen gilt für immer weniger.


Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.


persönlich Verlags AG · Birmensdorferstr. 198 · 8003 Zürich
Tel.: +41 (0) 43 960 79 00 · Email: info@persoenlich.com