Als Teleblocher vor 15 Jahren startete, war Köbi Kuhn Nationaltrainer und Barack Obama ein unbekannter US-Senator. Das ist verdammt lange her. Nun feiert die älteste Internettalkshow ihr 15-jähriges Jubiläum, ein «immerwährendes» Wort zum Freitag. Digital Switzerland gewissermassen vor Digital Switzerland. Doch erwarten Sie von mir keinen medialen Verriss, dazu bin ich als Moderator der Sendung zu befangen.
Teleblocher ist eine Erfindung des verstorbenen Schaffhauser Verlegers Norbert Neininger, Internetfreak der ersten Stunde, der für die Schaffhauser Nachrichten die erste Newsseite einer Schweizer Zeitung initiierte. Was ihm vorschwebte, war ein einfaches YouTube-Format mit einer Kameraeinstellung, zwei Stühlen und zwei Akteuren, wobei der eine gesprächiger und auch umstrittener ist. Wechselnd nur der Hintergrund von Hodler- zu Ankerbildern. Nun dauert es 15 Jahre, was beinahe 800 Sendungen und rund zwei Wochen Blocher-Nonstop sind. Seit Ausbruch des Ukrainekriegs schauen im Internet rund 15'000 Userinnen und User die Sendung, bei der späteren Ausstrahlung im Schaffhauser Fernsehen, das über die Swisscom verbreitet wird, sind es noch einige 10'000 mehr. Ein veritabler Erfolg.
Christoph Blocher, 2007 noch Bundesrat, willigte sofort zu diesem Wahnsinnsprojekt ein. Einzige Bedingung: kein nachträgliches Schneiden und keine Anwesenheit eines Pressesprechers. Für einen Regierungsvertreter aussergewöhnlich. Der Ärger war gross: Zweimal stritt der Bundesrat 2007 über Teleblocher, das Bundesamt für Kommunikation ordnete eine Untersuchung an. PR-Mann Klaus J. Stöhlker und die beiden Ex-SRG-Chefredaktoren Peter Studer und Ueli Haldimann beschworen mein journalistisches Ende, nur der englische Premierminister Gordon Brown war begeistert. Er adaptierte das Format. Genützt hat es ihm wenig, er ist längst nicht mehr in der Regierung. So wie Blocher. Doch dieser macht politisch weiter, allein schon wegen Teleblocher.
Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.