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«Okay, okay, dann muss ich mit der Flopstory noch etwas zuwarten»

von Roger Schawinski

Unsere wenigen verbliebenen Medienkritiker bilden ein seltsames Grüppchen. Kurt W. Zimmermann sitzt permanent in Phuket und rüffelt von diesem auch steuerlich optimalen Beobachtungsposten die Schweizer Medien in Sachen Hildebrand. Weiter lässt er sich von seinem Verleger instrumentalisieren, indem er die bisher pickelhart verheimlichten Informationen über die Besitzverhältnisse der Weltwoche streut, weil dies zurzeit (Lex Weltwoche) offenbar opportun ist. Gemäss Zimi durfte Köppel während fünf Jahren nicht verkaufen, was der bisher immer hartnäckig abgestritten hat. Offenbar musste Köppel aber in diesen Jahren einen minutiösen SVP-Ideologiecheck überstehen. Erst nach dem Ende der Fussfesseln für den Besitzer wurden nun diese peinlichen Fakten – gespielt über die hauseigene Kolumnisten-Bande -veröffentlicht. Offenbar gezielt falsch war aber der genannte Verkaufspreis zwölf Millionen, mit dem kein total überrissener Rabatt für ein Objekt mit einem Marktpreis von 25 Millionen vorgegaukelt werden sollte. Der Sonntag behauptet nun aber, es seien bloss zwei Millionen gewesen und beruft sich dabei auf Inside-Informationen. Wenn dies richtig ist, würde dies beweisen, dass Köppel die Weltwoche von Tettamanti/Blocher praktisch geschenkt erhalten hat – das heisst, er musste zwar bezahlen, aber mit Kampagnen statt mit echtem Geld. Und dann gibt es den Francesco Benini von der NZZ am Sonntag, der seit Längerem eine Anti-SRG-Kampagne reitet. Gleich nach dem Start meiner TV-Sendung hatten wir ein Rencontre. So warf er mir im Rahmen seiner Recherchen vor, dass meine Talkshow keinen Erfolg habe. Darauf legte ich ihm schriftlich die Fakten vor. Nach einigem Hin und Her kapitulierte ein enttäuschter Benini mit folgenden Worten: «Okay, okay, dann müssen wir mit der Flopstory noch etwas zuwarten.» Als sich «Schawinski» zu einer der meistdiskutierten Sendungen bei SF entwickelte, wartete er mit dem Verriss tatsächlich zu. Doch dann, im Rahmen eines Rundumschlags gegen SF und Ruedi Matter, verhackstückte er auch meine Sendung. Diesmal ging er raffinierter vor: Er recherchierte nicht, um sich die gewünschte Story nicht ein zweites Mal durch Fakten verderben zu lassen. Seine Analyse strotzte dann auch vor Fehlern, die ich gar nicht alle auflisten kann. Hier nur eine kleine Auswahl: Ich soll alles allein entscheiden und sei nicht kontrollierbar (jeder meiner Gäste ist mit der Chefredaktion abgesprochen), ausser in einer Sendung seien die Marktanteile tief (nachweislich falsch), bisher hätte ich keine Topshots aus Wirtschaft und Politik aufbieten können (vier Parteipräsidenten, Christoph Blocher, Karin Keller-Suter etc.) Allererster Gast war zudem NZZ-Verwaltungsratspräsident Konrad Hummler – Beninis oberster Chef, für ihn aber kein Topshot. In der Folge bot ich Benini eine Diskussion im «Doppelpunkt » bei Radio 1 an, was er vehement ablehnte. Er sei ein schreibender Journalist, meinte er. Auf meinen Hinweis, dass wir heute in einer interaktiven, multimedialen Welt leben würden, antwortete er, dass ein Konzertkritiker sich auch nicht der Kritik stellen würde. Als ich erwähnte, dass ein Konzertkritiker eine persönliche Meinung verbreite, während ein Medienjournalist vor allem Fakten zu berücksichtigen habe, zog er sich zurück. Und damit machte er klar, welche Art von Journalismus er betreibt. Seine Methode ist nur in einem Punkt anders als bei der Weltwoche: Dort stellt man sich bei Kampagnen selbst der härtesten Kritik. Heckenschütze Benini hingegen ist, um in seiner Terminologie zu bleiben, ein Flopshot.

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