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Schreiben, was sein müsste!

von Matthias Ackeret

Dass Politumfragen mit der Realität nichts zu tun haben, weiss man spätestens seit der Minarettabstimmung. Dass Medien ähnlich falsch liegen können, wurde einem beim Wahlsieg von Donald Trump drastisch vorgeführt. Allen voran dem Weltblatt «New York Times», das die Trump-Niederlage mit klarer Sicherheit prophezeite. 

Dieses Jahr war ich während des Wahlkampfs in der Schokoladenstadt Hershey, Pennsylvania, und besuchte eine Trump-Versammlung. Zu meiner Überraschung hatte es sehr viele Frauen und junge Leute; also nicht jene Monster, wie überall beschrieben.

Das gleiche Phänomen 2009 bei der Inauguration von Präsident Obama in Washington. Ich stand vor dem Capitol, es war bitterkalt und hatte sehr viele Schwarze, alle ausnehmend gut gekleidet. Es war ihr Feiertag. Als ich per Handy ein Radiointerview gab und dies erzählte, rief mich anschliessend ein Hörer des Senders an und beschimpfte mich als «Rassist». Bei CNN sehe man nur Weisse und einige wenige Schwarze. Ich kniff mir in den Arm, drehte meinen Kopf und sah immer noch tausende, gutgekleidete Schwarze. Doch dies realisierten die meisten Journalisten gar nicht, weil sie sich auf CNN konzentrierten, das fast nur weisse Würdenträger zeigte.

«Schreiben, was ist», predigte «Spiegel»-Gründer Rudolf Augstein. Doch «Schreiben, wie es sein müsste» wird immer mehr zum Leitmotto der Weltpresse. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Trump-Wahl ein heilsamer Schock. Trotz hochmoderner Newsrooms empfiehlt sich manchmal ein Bild vor Ort. Beispielsweise in Hershey, Pennsylvania. Oder bei bitterer Kälte vor dem Capitol. 


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