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SRG im Nebel

von Pierre Rothschild

Jede Sendung hat ihre Fans. Ob Literatur, Alpenklang oder Talk spät am Abend. Kein Sender kann sparen, ohne die eine oder andere Sendung zu streichen. Das kann auch Nathalie Wappler nicht verhindern. Es geht ja nur so.

Was aber nicht geht, ist die Fahrt ins Blaue. Der Zuschauer muss wissen, warum man spart. Weil man weniger Einnahmen hat und weil man dem Zuschauer das bieten muss, für das er bezahlt. Für dieses Grundangebot muss das Geld vorhanden sein. Deshalb spricht man heute von einer Berufsbezeichnung, die es früher nicht gab: Medien-Manager. Matthias Döpfner, Marc Walder, Helmut Thoma, um nur wenige Namen zu nennen, sind es.

Ein Medien-Manager leitet einen Konzern, um ihn durch eine Krise zu führen, die auch vergehen wird. Und ein Medien-Manager weiss: Auf die elementaren Dinge darf man nie verzichten. Und das heisst für die SRG: Sport!

Wir werden immer mehr zeitversetzt die Sendungen konsumieren, wir werden immer mehr Netflix & Co. sehen. Aber die Königsdisziplin ist Sport. Live, mit den höchsten Einschaltquoten, die man haben kann.

Die SRG wird eine kommende Abstimmung kaum mehr gewinnen, wenn – zu Serafe – weiterhin hohe Preise an die Sport-Programme von Blue und UPC zu zahlen sind.
Für diese Rechte muss ein Medien-Manager alle Gelder bereithalten, auch wenn sie im Moment hoch sind. Doch sie sind heute das Fundament.

Es ist seltsam, wenn man verkündet, das Zirkus-Festival in Monte Carlo nicht mehr zu senden. Eine Sendung pro Jahr, von einer Pariser Produktionsfirma hergestellt und im weltweiten Verkauf. Nein, das ist für die Zukunft nicht relevant.

Und die Internet-Ideen? Die Jugend findet die SRG auch dort nicht, das Radioprogramm Virus auf DAB ist das beste Beispiel dafür. Der Marktanteil beträgt 0,2 Prozent. Und man sieht jetzt klar: Die Internet-Nutzung findet vor allem auf dem Handy statt. Das ist für lange Segmente niemals geeignet.

Die SRG muss ein Vollprogramm machen mit Sport und Shows, mit News und Magazinen. Notfalls auf einem Kanal. In Frankreich hat man vor Jahren schon TF1 verkauft und sich auf France2 konzentriert.

Warten wir ab. Tiefe Quoten für die SRG werden noch weniger Werbung bringen.



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich in den Bereichen Filmproduktion und Presse.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion. 


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