Der Medienhype in dieser Nacht, mit der ersten TV-Debatte zwischen Donald Trump und Hillary Clinton, wurde zu einem Entertainment-Highlight.
Davor hielt Trump die Welt während Monaten in Atem, brachte er es doch fertig, den Gleichstand mit der Favoritin zu erzwingen.
Ich legte den Fokus beim Betrachten des Duells auf folgende Schwerpunkte:
Trump ist und bleibt Trump. Seine neue Strategie, sich beim Duell zu disziplinieren, schimmerte am Anfang deutlich durch: Der republikanische Kandidat gab sich ein wenig «präsidiabler». Das heisst, er wollte vielleicht seiner künftigen Rolle als Oberbefehlshaber gerechter werden.
Doch blieb er während der Debatte nach wie vor seinem bisherigen Verhalten treu. Er lehnt angeblich jegliche Beratung ab:
Auch Clinton bleibt Clinton, obwohl sie intensiv gecoacht wurde und sie offensichtlich versuchte, sich nicht provozieren zu lassen. Mit persönlichen Geschichten (vom Vater usw.) versuchte sie Sympathiepunkte zu holen. Vermutlich forderten ihre Berater, bei diesem wichtigen Duell mehr Gefühle und Emotionen zu zeigen. Ich habe erfahren, dass Clinton mit einem Sparringpartner trainiert wurde (dieser musste Trump simulieren), um sich von ihm nicht irritieren zu lassen.
Trotz ihrer grossen politischen Erfahrung, trotz ihrer Intelligenz und trotz ihres grossen Faktenwissens wirkte sie am Bildschirm nach wie vor:
Was mir rhetorisch aufgefallen ist:
Eines haben aber beide Kontrahenten gemeinsam:
Es ist erstaunlich: Beide, Donald Trump und Hillary Clinton, nehmen es bekanntlich mit der Wahrheit nicht so genau. Doch steht in der Öffentlichkeit meist Clinton als Lügnerin da, während die effektiven Lügen Trumps bei einem grossen Bevölkerungkreis erstaunlicherweise nicht als gravierend empfunden werden.
Es gibt Kinesik-Spezialisten (Analytiker der Körpersprache), die aufgrund einzelner Feststellungen bereits die ganze Persönlichkeit beurteilen. Trump nutzt beispielsweise recht oft den Zeigefinger als Rotstift oder die Hand mit dem Zeigefinger als «Pistole». Ich kenne zudem Analytiker, die aus einer Geste bereits auf die Gesamtpersönlichkeit schliessen: «Dieser Politiker ist ein Besserwisser oder er ist sehr aggressiv.» Das könnte zwar als Teilwahrheit zutreffen. Doch ist und bleibt so eine Feststellung nur eine Teilerkenntnis, so wie man aus Clintons unstetem Blick nicht ableiten dürfte, diese Frau stehe generell unter Druck.
Wir müssen Personen stets ganzheitlich beurteilen. Ich bin sicher, dass viele Zuschaer während des Duells intuitiv gemerkt haben, wo etwas «faul» ist. Konsumenten haben eine bessere Wahrnehmung als angenommen wird.
Während der Debatte hatte ich ein paar Minuten das Fernsehgerät auf stumm geschaltet. So liessen sich besondere Verhaltensweisen bewusst machen. Menschen sprechen bekanntlich nicht nur mit der Stimme. Die Kleider- und die Augensprache beeinflusst die Wirkung enorm. Wir alle sprechen auch mit unserer Mimik und Gestik. Der Blick ist die Nabelschnur der Kommunikation. Clinton blickt beim Sprechen meist unruhig ins Leere, ohne länger bei einem Du zu ankern. Bei Trump fällt auf: Er kneift meist die Augen zusammen.
Nachfolgend ein paar Beobachtungen, die mir während des Duells aufgefallen sind:
Bei der Gestik konnte beobachtet werden, dass Trump am Anfang mit offenen Händen sprach, aber nach und nach wieder mit dem obligaten Zeigefinger und den schneidenden Handflächen sprach. Trump gestikuliert oft ruckartig. Clinton setzte am Anfang die Gestik ruhiger ein – wie einstudiert. Meist mit symmetrischen Ausgriffen. Im zweiten Teil – vor allem bei Angriffen Trumps – vergass sie die Tipps der Berater und die Gestik war dann viel natürlicher.
Wenn Hillary Clinton angegriffen wurde, versuchte sie, den Angriff wegzulächeln. Dies wird ihr möglicherweise von Kommentatoren positiv ausgelegt. Persönlich finde ich es jedoch fragwürdig, wenn Mimik und innere Stimmung nicht übereinstimmen.
Mein Fazit: