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Was bleibt vom Medienphänomen Donald Trump?

von Louis Perron

Politisches Vermächtnis: Ein U.S.-Präsident kann entweder versuchen, seine Politik in mühsamer Zusammenarbeit mit dem Kongress in Gesetze zu giessen. Oder er kann per Dekret regieren. Trump hat vor allem die zweite Variante gewählt und deshalb ist sein politisches Vermächtnis wie Spuren im Sand. Sobald die nächste Welle kommt, sind sie weg. Joe Biden ist diese Welle. Er hat bereits während den ersten Wochen die wichtigsten Eckpfeiler der Trump-Politik rückgängig gemacht.

Die Medien: Medien reagieren auf Blut und Konflikt. Trump versteht dieses mediale Spiel bestens und erhielt für seine Provokationen unbeschränkten Platz. Damit hat er alle seine Gegner medial platt gewalzt. Die Worte eines Präsidenten sind aber relevant und haben Auswirkungen. Der Begriff «alternative facts» war zwar ein genialer rhetorischer Trick, aber es sind eben keine Fakten.

Die Republikanische Partei: Trump hat für die Republikaner innerhalb von vier Jahren zuerst das Repräsentantenhaus, dann das Weisse Haus und zuletzt den Senat verloren. Wie auf jede Oppositionspartei wird nun eine schwierige Zeit auf die Republikaner zukommen. Es wird der Streit losgehen zwischen den Trump-Anhängern, die finden «jetzt erst recht», und denjenigen, die sich von Trump distanzieren möchten. Das zweite Impeachment, das eben im Senat über die Bühne ging, war diesbezüglich ein erster Gradmesser. Sieben Republikaner haben gegen Trump gestimmt. Es hätte 17 Republikaner für eine Verurteilung gebraucht.

Wahlkampf: Donald Trump hat einen Nerv getroffen und Dinge ausgesprochen, die sonst niemand gewagt hat, auszusprechen. Er war auch der erste Twitter-Präsident. Jetzt wurden seine Konten gesperrt und sein wichtigstes Sprachrohr ist weg. Der Fall zeigt, wie verletzbar man ist, wenn man sein Haus auf gemietetem Land baut. Die Plattformen können die Regeln jederzeit unilateral ändern.

Quereinsteiger: Politik ist ein Handwerk, das gelernt sein will. Ich sage das auch oft zu meinen Kunden: Quereinsteiger haben es in der Politik häufig schwerer, als man meint. Donald Trump wurde mit einer Minderheit der Stimmen gewählt und ist eigentlich nie richtig in sein Amt hineingewachsen. Umgekehrt wird es Joe Biden nun bei den komplizierten Machtverhältnissen im Senat helfen, dass er diese Institution und viele seiner Mitglieder bestens kennt.

Ein Comeback: Trump hat auf Strukturen gebaut, die im Land nach wie vor vorhanden sind. Er hat eine enthusiastische Fangemeinde. Er wird deshalb sicher etwas tun, um den Namen im Gespräch zu halten. Denkbar wäre zum Beispiel die Kandidatur eines Kindes in einem Bundesstaat oder einem Wahlbezirk, wo die Trump-Basis alleine genügt, um zu gewinnen.


Louis Perron ist promovierter Politologe, Politberater und Dozent für politisches Marketing an der Universität Zürich.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.


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