08.04.2018

Roger Schawinski

«Das ist ein schwunghaftes Business»

In diesen Tagen bringt Roger Schawinski mit «Verschwörung! Die fanatische Jagd nach dem Bösen in der Welt» ein neues Buch auf den Markt. Es sei «sein zwölftes, und wohl sein letztes», sagt er.
Roger Schawinski: «Das ist ein schwunghaftes Business»
«Diese Szene ist viel grösser, als man gemeinhin annimmt»: Roger Schawinski an einem Podium Anfang Jahr in Zürich. (Bild: Keystone/Gaetan Bally)

Herr Schawinski, ausschlaggebend für Ihr neues Buch «Verschwörung» war die Begegnung mit dem Buchautor Daniele Ganser in einer «Arena»-Sendung vor einem Jahr, wo Sie auch Gast waren, und die völlig entgleitete. Was ist da genau passiert?
In der Folge wurde ich mit wütenden Mails von Ganser-Fans eingedeckt, obwohl ich in dieser Sendung nur eine Nebenrolle gespielt hatte. Der zentrale Disput spielte sich zwischen dem Moderator Jonas Projer und Ganser ab.

Und was war für Sie der Punkt ein Buch darüber zu schreiben?
Diese heftigen Reaktionen, die nicht nur ich, sondern auch Journalisten erfuhren, die Kommentare zu dieser Arena veröffentlichten, machten mich hellhörig. Ich begann über die Szene der Verschwörungstheoretiker zu recherchieren und war zunehmend überrascht und schockiert, was ich dabei erfuhr. 

Wie fest bestimmen die Verschwörungstheoretiker unseren Alltag?
Diese Szene ist viel grösser, als man gemeinhin annimmt, weil sie sich ausserhalb der traditionellen Medien vor allem im Internet und bei Vortragsveranstaltungen gebildet hat.

Sie schreiben, dass das Internet einen wesentlichen Anteil hat an der Verbreitung von Verschwörungstheorien und sogenannten Fake News. Wie fest beeinflussen Sie damit die Leserinnen und Leser?
Für Verschwörungstheoretiker ist die Entwicklung des Internets grossartig gewesen, weil sie in den traditionellen Medien kaum Widerhall finden. Zusammen mit den Ereignissen von 9/11 ergab sich eine potente Mischung, die zu einer Explosion dieser Szene geführt hat.

Aber gab es nicht schon immer «Verschwörungstheorien». Oder besteht jetzt Hochkonjunktur?
Natürlich gab es schon immer Verschwörungstheorien. Aber heute haben sie eine ganz andere Bedeutung als früher.

Sind sie immer nach dem gleichen Muster gestrickt?
In meinem Buch zeige ich auf, wie sie funktionieren. Auch erkläre ich die psychologischen Methoden, mit denen die Stars dieser Szene vorgehen, um möglichst viele Leute zu erreichen. Dabei ist der kommerzielle Aspekt ganz wichtig und darf nicht unterschätzt werden. Denn mit solchen Thesen kann man ein schwunghaftes Business betreiben.

Prominent erwähnen Sie in Ihrem Buch den amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Glauben Sie, dass dessen Wahl am Ende «manipuliert» war?
Das ist ja belegt, unter anderem von 17 amerikanischen Geheimdiensten. Wie stark diese Manipulierungen – unter anderem mit dem Streuen von Verschwörungstheorien – Wirkung gezeigt haben, ist sehr schwierig nachzuweisen. Aber Fakt ist, dass Putin in Verbindung mit Verschwörungstheoretikern die Wahlen zugunsten von Trump beeinflussen wollte. Und Trump selbst verbreitet laufend Verschwörungstheorien, wenn er sich davon einen Nutzen verspricht. Dasselbe gilt für seinen früheren Berater Steve Bannon.

Einer der berühmtesten «Verschwörungstheoretiker» ist für Sie der Schweizer Autor Erich von Däniken. Glaubt er Ihrer Ansicht nach seine Thesen wirklich?
Einige der erfolgreichsten Verschwörungstheoretiker sind Verrückte, Scharlatane oder blosse Geschäftemacher. Es ist jeweils nicht leicht zu erkennen, wer zu einer dieser Kategorien gehört.

Sie haben Anfang des Jahres mit «No Billag»-Buch für Aufsehen gesorgt, jetzt bekommt bereits wieder eines. Wann schreiben Sie?
Dieses Buch habe ich bereits letztes Jahr recherchiert und geschrieben. Dann kam «No Billag». Wegen der Aktualität des Themas habe ich «No Billag?» dazwischen geschoben und das Erscheinen von «Verschwörung» auf den Frühling verlegt. Inzwischen ist das Thema noch aktueller geworden.

Gibt es bereits Pläne für ein nächstes Buch?
Nein, das ist mein zwölftes Buch, und wohl mein letztes. Aber vielleicht stosse ich dann trotzdem wieder auf ein weiteres Thema, das mich fasziniert. Zuerst aber warte ich auf die Reaktion von «Verschwörung».

9783038103271

Roger Schawinski, «Die fanatische Jagd nach dem Bösen in der Welt», 29 Franken, NZZ Libro.


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KOMMENTARE

Stefan Schaer
19.04.2018 11:07 Uhr
Roger Schawinskis neues Buch liest sich über weite Strecken als Kampfschrift, als persönliche Abrechnung – und ist weit entfernt von journalistischer Objektivität. Meine Besprechung für die Medienwoche: https://medienwoche.ch/2018/04/18/roger-schawinskis-fanatische-jagd-nach-dem-boesen-in-der-welt/
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