Herr Flury, Sie haben ein Buch mit dem Namen «WHOOPI – Jetzt rede ich» aus der Sicht eines Hundes geschrieben. Wie sind Sie auf dieses Thema gestossen?
Ich hatte mir schon lange vor ihrem Tod Gedanken darüber gemacht. Als ich mich drei Wochen lang wegen eines Bandscheibenvorfalls, in Kombination mit eingeklemmtem Ischias-Nerv, in der Reha im Hotel Hof Weissbad mit Whoopi aufhielt, entschloss ich mich endgültig dazu, das Buch zu schreiben. Dort kann man auch seinen Hund mitnehmen – und das wollte ich, weil ich mich dadurch zwingen musste, mehrmals mit dem Hund zu spazieren. Ich hatte also meine eigene Therapeutin dabei.
Wer war Whoopi?
Whoopi war eine extrem feinfühlige Bearded-Collie-Hündin. Wir hatten zuvor noch nie einen solch aufmerksamen, sensiblen, liebenswürdigen Hund, der auf alle Menschen und Tiere sozusagen mit «offenen Armen» zuging.
Aber kann sich ein Mensch überhaupt in einen Hund hineinfühlen?
Wir hatten ein sehr inniges Verhältnis zueinander. Wir kommunizierten auf einer ganz anderen emotionalen und mentalen Ebene – notgedrungen auf einer nonverbalen. Vielleicht machte eben gerade dieser Umstand es möglich. Ich meine, ich konnte in sie hineinhorchen – und Notabene sie in mich (lacht). Ursprünglich wollte ich das Buch in Interviewform schreiben: Als Gespräch zwischen ihr und mir. Ich verwarf die Idee und fand eine andere Observanz. Ich schrieb das Buch aus ihrer Sicht. War sozusagen ihr Ghostwriter. Ein Schriftsteller erfindet eine Figur und formt und beobachtet sie intensiv. Ich hingegen musste sie nicht erfinden. Und das hat mir Spass gemacht. Der Verlagsleiter, Daniel Haberthür, meinte nach dem ersten Lesen des Manuskripts: «Ich habe sehr viel über Ihre verstorbene Hündin erfahren, aber auch über Sie persönlich». Damit hat er diese Verschmelzung erkannt.
Vorher haben Sie unter anderem Biografien wie beispielsweise über Schaggi Streuli, den Komponisten Paul Burkard oder den Choreografen Heinz Spoerli publiziert. Was ist der Unterschied zwischen der Biografie eines Menschen und eines Tiers?
Bei meinen vielen Biografien, die ich mit Peter Kaufmann zusammen schrieb, musste man sich logischerweise in den Menschen tief hineinfühlen. Beim Whoopi-Buch waren es andere Voraussetzungen. Doch letztlich schien es mir egal, ob es sich dabei um einen Menschen oder ein anderes Lebewesen handelt.
Sie waren in den 80er- und 90er-Jahren ein Schweizer Radio- und TV-Star. Vermissen Sie diese Zeit nicht?
Vermissen nicht, aber es waren zweifellos schöne, vor allem interessante Zeiten. Ich hatte einen privilegierten Job. Ich vermisse höchstens einige Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich doch jahrelang intensiv zusammengearbeitet habe. Ich vermisse also die Menschen!
Sie traten freiwillig als Moderator ab. Gab es dafür eigentlich einen Grund?
Ich war ja nicht nur Moderator, sondern auch Regisseur, Redaktor und Sprecher. Aufgehört beim SF hatte ich, da mir das Moderieren der erfolgreichen Quiz-Show «Switch» langsam keinen Spass mehr machte – die redaktionelle Arbeit dagegen schon. Ich wollte wieder eine neue Herausforderung. Deshalb gründete ich eine eigene Firma und arbeitete für Ringier TV, die ja fürs SF produzierte. Ich arbeitete bei der «Gesundheit Sprechstunde», auch bei «al dente» und anderen Sendungen als Redaktor, Produzent und Realisator von Beiträgen.
Die Sendung «Aeschbacher» Ihres ehemaligen «Karussell»-Kollegen Kurt Aeschbacher wird auf Ende Jahr abgesetzt. Wie erleben Sie dies?
Im Gegensatz zu mir muss er und andere gehen. Das ist nicht einfach für alle, die ihrem Job lieben und gut machten – all die vielen Jahre. Es tut mir leid für diese Kolleginnen und Kollegen. Aber auch diese Branche ist im Umbruch, wie alle Medien. Ob es in Zukunft besser wird, das wird sich zeigen. Bestimmt aber anders. Wir hatten ja damals mit dem «Karussell» auch eine andere Ära eingeläutet…
Schauen Sie selber noch viel Schweizer Fernsehen?
Ja. Und gerne. Vor allem die Konsumenten-, Informations- und Kultursendungen. Was ich vermisse, sind vermehrte Eigenproduktionen in der Unterhaltung; man kauft Sendungen mit teils tiefem Niveau ein und bezahlt teure Rechte dafür. Diese Sendungen sollte man den privaten, ausländischen Sendern überlassen. Zudem können die es besser…
Philipp Flurys Buch «WHOOPI – Jetzt rede ich» erscheint im Buchverlag Meier, Schaffhausen.
Der Autor präsentiert das Buch am Sonntag, 4. November, um 11 Uhr in der Gesellschaftsstube zun Kaufleuten an der Vordergasse 58 in Schaffhausen. Ab Montag ist es im Handel.