29.09.2017

Beobachter

Pfarrer Ernst Sieber erhält «Lifetime Award»

Der 90-jährige Zürcher wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Diese mit 10'000 Franken dotierte Spezialauszeichnung wird am 20. «Beobachter Prix Courage» zum ersten Mal vergeben. Die Verleihung findet am 17. November in Zürich statt.
Beobachter: Pfarrer Ernst Sieber erhält «Lifetime Award»
Pfarrer Ernst Sieber aus Zürich wird am «Beobachter Prix Courage» für sein Lebenswerk ausgezeichnet. (Bild: Keystone/Pascal Bloch)

Pfarrer Ernst Sieber aus Zürich ist mit seinem Durchhaltewillen und Einsatz für die Schwächeren in unserer Gesellschaft ein Vorbild in Sachen Zivilcourage, heisst es in einer Mitteilung von «Beobachter Prix Courage». Der 90-Jährige war bereits sein ganzes Leben vom Wunsch getrieben, für andere da zu sein. «Taten statt Worte» heisst sein Lieblingsmotto. Heute betreut die Stiftung Sozialwerke Pfarrer Sieber knapp 5000 Menschen in Not: Obdachlose, Randständige, Drogensüchtige. Die Redaktion des «Beobachters» hat deshalb entschieden, dem Zürcher Sozialkämpfer eine spezielle Prix-Courage-Auszeichnung für sein Lebenswerk zu verleihen.

Der Preis wird ihm am 17. November in Zürich überreicht, wenn Jury-Präsidentin Pascale Bruderer bekannt gibt, wer von den acht für den Hauptpreis nominierten Helden des Alltags mit dem 20. «Beobachter Prix Courage» ausgezeichnet wird:

Monika Bosshard aus Winterthur

Sie legt sich für eine Frau unters Messer, die sie bis vor kurzem nicht einmal kannte. Die Jugendarbeiterin und Katechetin erfährt im Winterthurer Gutschickquartier vom Schicksal der alleinerziehenden Eritreerin, die dringend auf eine Spenderniere angewiesen ist. Monika Bosshard zögert nicht lange: Sie informiert sich über die Risiken und Bedingungen einer Spende, schläft zwei Nächte darüber und meldet sich als Spenderin an. Nach vier Monaten mit vielen Tests und Check-ups wird sie als Spenderin zugelassen.

Natalie Burlet aus Dättwil AG

Sie hält Wort. Im Alter von 24 Jahren versprach sie einem unterernährten, in ihren Armen sterbenden Mädchen, sich für Kinder in Burkina Faso einzusetzen. Zurück in der Schweiz gründet die heute 36-Jährige zusammen mit einer Freundin den Verein «Sourire aux Hommes». Im Januar 2007 eröffnen sie das erste Waisenhaus im Norden von Burkina Faso, drei Jahre später das zweite. Mittlerweile wohnen dort 52 Kinder und Jugendliche, 23 werden zusätzlich extern betreut. Finanziert wird das Projekt vollumfänglich über private Spenden.

Nora Furrer aus Luzern

Sie alarmiert sofort die Feuerwehr, als sie das brennende Nachbarhaus sieht. Auf der Fensterbrüstung im 4. Stock sitzt eine schreiende junge Frau. Hinter ihr lodernde Flammen, beissender Rauch, zehn Meter unter ihr der geteerte Boden. Nora Furrer mobilisiert alle Umstehenden, Matratzen zu holen. Schliesslich liegen vier Matratzen unter dem Fenster, eine fünfte wird von ein paar Helfern in die Luft gehalten. Die junge Frau springt – und bleibt dank Noras beherztem und wohlüberlegtem Handeln praktisch unverletzt.

Erwin Hammer aus Goldau SZ

Er kämpft zehn Jahre lang mit enormem Engagement für den Erhalt einer besonders schützenswerten Landschaft. Das Gebiet am Lauerzersee sollte einer Deponie für Aushubmaterial und Bauabfälle weichen. Ohne jegliche politische Erfahrung stemmt sich der selbstständige Schlosser gegen die einflussreiche Lokalprominenz – mit Erfolg: 2016 anerkennt das Verwaltungsgericht ein Gutachten der Eidgenössischen Heimatschutzkommission, welches das Gebiet als Schutzgebiet von nationaler Bedeutung einstuft.

Mustafa Karasahin aus Unterkulm AG

Er ist auf dem Weg zur Arbeit, als er das schrille Hupen eines heranrasenden Zuges hört. Dann erblickt er das Mädchen auf Gleis 1. Der 36-Jährige überlegt nicht erst: Er springt hinunter und gibt der Teenagerin einen kräftigen Stoss weg von den Schienen. Wenige Meter vor ihnen kommt der Zug zum Stillstand. Auf Gleis 2 nähert sich aber schon der nächste Zug. Das Mädchen versucht, sich loszureissen. In letzter Sekunde schafft es Karasahin, das lebensmüde Mädchen am Rucksack zu packen und ein Drama zu verhindern.

Muriel Pestalozzi aus Dietikon ZH

Sie bemerkt nach ihrem Stellenantritt als juristische Sachbearbeiterin auf dem Dietikoner Statthalteramt rasch, dass einiges nicht korrekt läuft. So wundert sie sich, dass sie ihren Vorgesetzten, Statthalter Adrian Leimgrübler, kaum zu Gesicht bekommt. Manchmal nimmt sie den Geruch von Alkohol wahr. Auf dem Amt kursieren auch Gerüchte über angebliche Begünstigungen. Als plötzlich eines ihrer Dossiers fehlt und sich herausstellt, dass Leimgrübler es übernommen hat, handelt sie. Zusammen mit einer Kollegin wendet sie sich an den Ombudsmann, der Strafanzeige einreicht. Die Strafuntersuchung gegen Leimgrübler wird zwar eingestellt, aber das Verwaltungsgericht kommt zum Schluss, dass er mehrere Amtspflichten verletzt hat. Er stellt sich trotzdem zur Wiederwahl, wird aber nicht mehr gewählt.

Remo Schmid aus Dübendorf ZH

Er hört mitten in der Nacht durch die geöffneten Fenster seiner Wohnung die Hilfe-Schreie einer Frau. Er rennt hinaus und sieht einen Mann, der sich gerade seine Hose hochzieht. Vor ihm sitzt eine Frau, Blut tropft aus ihrer Nase. Auf dem Weg zum Nachtbus hatte der Mann sie ins Gesicht geschlagen und genötigt. Der 31-jährige Schmid zerrt den brutalen Schläger weg und wird selbst verprügelt. Doch es gelingt ihm schliesslich, den Mann zu Boden zu drücken. Zusammen mit einem Anwohner kann er den Täter festhalten, bis die Polizei eintrifft und diesen verhaftet.

Philippe Viau aus Staffelbach AG

Er hat gerade seine Mittagspause an der Aare beendet, als er im Strudel einer gefährlichen Wasserwalze eine orange Schwimmweste auf und ab wirbeln sieht. Der Polymechaniker springt unerschrocken ins Wasser. Erst, als er ganz nah an der Wasserwalze ist, bemerkt er den leblosen Körper. Er versucht, den Kopf des Ertrinkenden über Wasser zu halten und schwimmt mit aller Kraft ans Ufer. Drei Männer eilen herbei und leisten Erste Hilfe – der Verunglückte überlebt.


Die Wahl des Preisträgers erfolgt sowohl durch das Publikum als auch durch die Jury unter der Leitung von Ständerätin Pascale Bruderer. Der «Beobachter Prix Courage» ist mit 15000 Franken dotiert. (pd/cbe)



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