17.07.2000

Mehr Sonntag mit SonntagsZeitung und SonntagsBlick

Die aktuelle Kampagne von Advico, Young & Rubicam für die SonntagsZeitung polarisiert. Nicht nur bei den Werbern, sondern auch auf der Redaktion der SonntagsZeitung selbst. Und natürlich auch bei deren sonntäglichen Konkurrenz, dem SonntagsBlick. "persoenlich.com" wollte von den jeweiligen Chefredaktoren Andreas Durisch und Bernhard Weissberg wissen, was sie von Bodybuilder & Co. halten, was es für Gründe gibt, die SoZ respektive den SoBli zu lesen respektive nicht zu lesen und wer hier wem was abkupfert.
Mehr Sonntag mit SonntagsZeitung und SonntagsBlick

Andreas Durisch, Chefredaktor SonntagsZeitung

Andreas Durisch, Chefredaktor SonntagsZeitung

Herr Durisch, wie hat die Redaktion der SonntagsZeitung auf die Kampagne reagiert?

Sie hat eine rege Diskussion ausgelöst. Einige haben sich köstlich amüsiert, andere sind der Ansicht, dass die abgebildeten Leute ja durchaus auch die SonntagsZeitung lesen könnten - wir sie also nicht ausgrenzen sollten.

Und Sie selbst?

Es ist ein neuer Ansatz für die SonntagsZeitung. Der Agentur ist die Gratwanderung zwischen Schelm, Scharm und wohl dosierter Provokation gut gelungen. Wir grenzen uns ab, aber wir grenzen nicht aus. Mir gefallen die Badewannenszene und der Bodybuilder sehr gut.

Die Protagonisten der Kampagne entsprechen durchwegs dem Cliché des klassischen Blick- resp. SonntagsBlick-Lesers. Sind Sie tatsächlich bereit, auf diese Lesergruppe zu verzichten?

Nein. Keines der Sujets ist verletzend. All die abgebildeten Personen sind putzmunter und selbstbewusst. Denen traue ich eine gesunde Portion Selbstironie zu.

"SonntagsZeitung. Die Zeitung für die andern." Wie definieren Sie den typischen SonntagsZeitungs-Leser, wie den typischen SonntagsBlick-Leser?

Die Merkmale unserer Leser sind aus der Leserschaftsforschung bekannt. Da gibt es signifikante Unterschiede zum SonntagsBlick: Im Durchschnitt städtisch, besser gebildet und besser verdienend.

Es gibt viele Gründe, die SonntagsZeitung zu lesen. Welche?

Um umfassender informiert zu sein. Um zu wissen, was am Samstag abging, um die wichtigen Themen der Woche zu kennen. Weil wir zu den Lesern nach Hause kommen, weil das Zeitungslesen ein schönes, spannendes und vergnügliches Ritual ist am Sonntag.

Es gibt viele Gründe, den SonntagsBlick nicht zu lesen. Welche?

Weil es die SonntagsZeitung gibt.

Im Juni warb die SonntagsZeitung unter dem Slogan "Mehr Sonntag" für ihren neuen Web-Auftritt. "Mehr Sonntag" verspricht aber auch die Imagekampagne des SonntagsBlick. Zufall oder Absicht?

Das müssen Sie die Verlagsleiterin fragen.

Publicis zeichnet jeweils für die Kampagnen des SonntagsBlicks verantwortlich. Rechnen Sie jetzt mit einem werberischen Gegenschlag?

Wir wären enttäuscht, würde er ausbleiben.

Wieviele ehemalige SonntagsBlick-Mitarbeiter schaffen zur Zeit bei der SonntagsZeitung?

Fünf von siebzig.

Gibt es etwas, was Sie SonntagsBlick-Chefredaktor Bernhard Weissberg gerne auf diesem Weg mitgeben möchten?

Er macht einen guten Job. Und ... übrigens... wir planen ein Sujet mit Dir, Bernhard. Bist Du einverstanden???

Bernhard Weissberg, Chefredaktor SonntagsBlick

Bernhard Weissberg, Chefredaktor SonntagsBlick

Herr Weissberg, wie hat die Redaktion des SonntagsBlick auf die Kampagne reagiert?

Mit Staunen: Was, die wollen keine Leser?

Und Sie selbst?

Ich finde es schlecht, sich negativ zu definieren. Wir setzen lieber auf unsere Stärken.

Die Protagonisten der Kampagne entsprechen durchwegs dem Cliché des klassischen Blick- resp. SonntagsBlick-Lesers. Glauben Sie, dass es sich die SonntagsZeitung leisten kann, auf diese Lesergruppe zu verzichten?

Der SoZ scheint es so gut zu gehen, dass sie auf diese Leser verzichten kann. Ich habe die SoZ-Situation im Markt etwas andersrum gehört.

"SonntagsZeitung. Die Zeitung für die andern.". Wie definieren Sie den typischen SonntagsBlick-Leser, wie den typischen SonntagsZeitungs-Leser?

Was ist der "typische" SoBli-Leser? Wenn man gegen 1 Million Leser hat wie wir, hat man Leser aus allen Schichten und Milieus - zum Glück! Nicht zu vergessen: Gegen eine viertel Million liest beide Zeitungen.

Es gibt viele Gründe, den SonntagsBlick zu lesen. Welche?

Die heissesten News, die klarsten Geschichten, das grösste Lesevergnügen - keine Sonntagspflicht.

Es gibt viele Gründe, die SonntagsZeitung nicht zu lesen. Welche?

Fragen Sie die Ex-SoZ-Leser.

Im Juni warb die SonntagsZeitung unter dem Slogan "Mehr Sonntag" für ihren neuen Web-Auftritt. "Mehr Sonntag" verspricht aber auch die Imagekampagne des SonntagsBlick. Zufall oder Absicht?

Der SonntagsBlick wirbt seit 1 1/2 Jahren mit "Mehr Sonntag". Wir haben eine Site mit diesem Namen auf dem Netz. Rate, wer hier kopiert?

Publicis zeichnet jeweils für die Kampagnen des SonntagsBlicks verantwortlich. Tüfteln Jean-Etienne Aebi & Co. bereits an einem werberischen Gegenschlag?

Falsch, es waren die agenturmässig verblichenen Boschlis&Butzlis. Der Leader muss nicht auf jeden Nadelstich des Underdogs reagieren.

Wieviele ehemalige SonntagsZeitungs-Leute schaffen zur Zeit beim SonntagsBlick?

Keine.



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240423