26.09.2017

Media Use Index

Tageszeitungen sind definitiv out

Nun ist es soweit: Die bezahlten Zeitungen belegen erstmals den letzten Platz bei der Mediennutzung. Weitere Erkenntnisse der am Dienstagabend veröffentlichten MUI-Studie von Y&R Group Switzerland: Instagram übertrumpft Facebook und Streaming überholt bald das Live-TV.

Bezahlte Tageszeitungen bilden mittlerweile das Schlusslicht bei den fallweise genutzten Medien. Die Internet-Nutzung per Smartphone liegt erstmals gleichauf mit der Internet-Nutzung per Computer. Männer telefonieren häufiger per Smartphone als Frauen; diese senden dafür mehr Textnachrichten.

Der Facebook-Konzern dominiert das Smartphone der Schweizer, insbesondere mit WhatsApp. Instagram überholt Facebook bei den Digital Natives. Streaming wird bald stärker genutzt als Live-TV. Immer mehr Schweizer erfahren online zuerst per Social Media oder Push-Notification von relevanten News. 59 Prozent der Personen, die Social Media nutzen, folgen mindestens einem Influencer.

Und 30 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung haben schon einmal eine Augmented-Reality-Anwendung genutzt. Zu diesen Erkenntnissen kommt der Media Use Index Studie 2017 (MUI) der Y&R Group Switzerland.

Bezahlte Tageszeitungen bilden das Schlusslicht

Bezahlte Tageszeitungen verlieren auch 2017 weiter an Lesern. Gerade noch 47 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung konsumieren dieses Medium zumindest noch fallweise. Damit übernehmen Tageszeitungen erstmals die rote Laterne. Die Internet-Nutzung per Smartphone dagegen nimmt weiterhin zu und hat mit 89 Prozent erstmals den gleichen Stand wie jene per Computer erreicht. Die Nutzung von TV, Radio und Gratiszeitungen bleibt konstant.

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Android wächst weiter, iOS stagniert

Das Smartphone-Betriebssystem von Google gewinnt weiter an Boden, während das Wachstum von iOS stagniert. Aktuell verwenden 53 Prozent der Befragten ein Android Smartphone, während der Anteil von Apples iPhone bei 43 Prozent verharrt. Windows Phone (das von Microsoft nicht mehr weiterentwickelt wird) steht noch bei 7 Prozent, BlackBerry tendiert gegen Null.

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Frauen texten, Männer reden

Die beliebteste Aktivität der Schweizerinnen und Schweizer auf dem Smartphone bleibt das Schreiben und Lesen von Nachrichten via WhatsApp, iMessage und ähnliche Dienste. Über sämtliche Generationen hinweg etabliert sich das Smartphone als Smartmessenger, da es häufiger zum Texten als zum Telefonieren verwendet wird. Auf wöchentlicher Basis sind es in diesem Jahr 96 Prozent der Digital Natives, 92 Prozent der Digital Immigrants und 85 Prozent der Silver Surfer, die Nachrichten schreiben und lesen.

Telefoniert wird dagegen weniger oft: Mindestens einmal pro Woche telefonieren bei den Digital Natives 72 Prozent, bei den Digital Immigrants 76 Prozent und bei den Silver Surfern 69 Prozent. Ein wichtiger Unterschied zeigt sich zudem zwischen den Geschlechtern: Frauen texten öfter, während Männer lieber telefonieren. 83 Prozent der Frauen geben an, täglich Textnachrichten zu verschicken – bei den Männern sind es mit 74 Prozent deutlich weniger. Beim Telefonieren verhält es sich umgekehrt: 49 Prozent der Männer telefonieren täglich, aber nur 36 Prozent der Frauen.

Der Facebook-Konzern dominiert auf dem Smartphone. Was ist mit Google?

Der Einfluss des Facebook-Konzerns zeigt sich eindrücklich anhand der Lieblings-Apps der Schweizer Bevölkerung. Die ersten drei Ränge belegen WhatsApp, Facebook und Instagram, die alle dem Unternehmen von Mark Zuckerberg gehören. Dahinter folgen mit einem Anteil von jeweils 10 Prozent die 20 Minuten App sowie die Wetter App als weitere Favoriten der Smartphone-Nutzer. Eine App von Google taucht nicht unter den Top 5 auf.

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Transaktionen via Smartphone steigen ungebremst

Die Nutzung des Smartphones als Transaktions-Device steigt kontinuierlich. Mittlerweile haben 71 Prozent der Befragten schon einmal per Smartphone eingekauft. 59 Prozent nutzen es für Mobile Banking, und 42 Prozent haben es auch schon zum Bezahlen oder für Peer-to-Peer-Überweisungen verwendet. Stärkster Treiber der Mobile-Payment-Transaktionen ist nach wie vor PayPal, während sich Twint, Apple Pay und Samsung Pay noch auf vergleichsweise tiefem Niveau bewegen.

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Digitale Marken übernehmen fast die absolute Herrschaft in den Top 5

Während die Top 5 der wichtigsten Medien- und Digitalmarken bei den Digital Natives bereits seit 2012 und bei den Digital Immigrants seit 2016 ausschliesslich digital sind, ist dies nun auch bei den Silver Surfern nur noch eine Frage der Zeit: 2017 hält sich in dieser Altersgruppe einzig SRF 1 als nicht-digitale Marke in den Top 5.

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Die Titelseite von Online-News-Anbietern verliert weiter an Bedeutung

News-Plattformen kämpfen nicht nur um ihre generelle Relevanz, sondern insbesondere auch um die Bedeutung ihrer «Titelseite». Bei allen Generationen sinkt der Anteil derjenigen Personen, die direkt über die Frontseite der New-Portale auf Nachrichten stossen. Immer mehr Personen erfahren online zuerst per Social Media oder per Push-Benachrichtigung von relevanten News. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind diese beiden Newskanäle zusammen erstmals wichtiger als die Online-Newsportale.

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Instagram ist den Digital Natives erstmals wichtiger als Facebook

Für Digital Natives ist Instagram zum ersten Mal wichtiger als Facebook. Auch Snapchat hat in dieser Altersgruppe gegenüber dem Vorjahr nochmals deutlich an Bedeutung gewonnen. WhatsApp spielt in einer eigenen Liga und bleibt ungefährdet die wichtigste Social Network Plattform. Twitter stagniert und bildet weiterhin das Schlusslicht: Nur gerade 15 Prozent der Digital Natives erachten den Microblogging-Dienst als wichtig.

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Die meistgefolgten Influencer sind Musiker

Influencer sind die neuen VIPs. 59 Prozent der Social-Media-Nutzer folgen virtuell mindestens einem Influencer. Influencer sind Personen, die sich aufgrund ihrer Aktivitäten in Sozialen Netzwerken eine reichweitenstarke Community aufgebaut haben, in der sie eine hohe Relevanz sowie Glaubwürdigkeit besitzen und deshalb Meinungen beeinflussen können. Besonders beliebte Influencer der Schweizerinnen und Schweizer sind Musiker und Schauspieler. 66 Prozent der Digital Natives, die auf Sozialen Medien aktiv oder passiv unterwegs sind, folgen zum Beispiel einem oder mehreren Musikern; bei den Digital Immigrants sind es 57 Prozent und bei den Silver Surfern immerhin noch 42 Prozent. Bei 49 Prozent  der Digital Natives stehen auch die neuen Social-Media-Stars hoch im Kurs.

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Streaming überholt demnächst das Live-Fernsehen

Streaming wird immer beliebter: Über die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer, das heisst 52 Prozent, streamen mindestens einmal pro Woche TV-Inhalte. Demgegenüber sinkt der wöchentliche Konsum von Live-TV kontinuierlich und erreicht gerade noch 57 Prozent. Die Verschiebung von Live-TV hin zu Streaming hat sich 2017 sogar noch beschleunigt; setzt sie sich auch in Zukunft fort, so wird das Streaming das klassische Live-Fernsehen schon bald vom Spitzenplatz verdrängen. Bei den Digital Natives hat diese Wachablösung bereits stattgefunden: Streaming ist in diesem Alterssegment die dominierende Art, Bewegtbild-Content zu konsumieren.

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Netflix ist nicht zu bremsen und übernimmt die Spitze

Bei den kostenpflichtigen Streaming-Angeboten erreicht Netflix erstmals die meisten Nutzer und übernimmt damit die Spitze. Während Netflix ein deutliches Wachstum gegenüber dem Vorjahr realisieren konnte, verloren die anderen Anbieter Kunden: Swisscom TV (inkl. Teleclub) finden sich auf dem zweiten Platz wieder, gefolgt von Apple TV, Zattoo und UPC Horizon.

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Augmented Reality – Start in ein neues Technologie-Kapitel

Augmented Reality (AR) entwickelt sich zu einer neuen Schlüsselanwendung für das Smartphone. Die beiden Technologie-Giganten Apple und Google fördern AR-Anwendungen massiv durch entsprechende Hard- und Software. Soeben sind mit Apples ARKit für iOS und Googles ARCore für Android Werkzeuge auf den Markt gekommen, mit denen AR-Apps für das Smartphone entwickelt werden können. Insgesamt haben bereits 30 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer schon einmal eine AR-Anwendung auf ihrem Smartphone genutzt, bei den 14- bis 29-Jährigen sind es sogar schon 59 Prozent. Die beiden dominierenden Use Cases sind Fotoframes (63 Prozent) und Games (47 Prozent).

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Der Media Use Index der Y&R Group Switzerland untersucht jährlich das Mediennutzungs- und Informationsverhalten der Schweizer. Für den Quervergleich unterteilt die Studie die Online-Bevölkerung in drei Generationen: Digital Natives (14–29 Jahre), Digital Immigrants (30–54 Jahre) und Silver Surfer (55–69 Jahre). Hierfür wurden 2‘000 Personen zwischen 14 und 69 Jahren aus der Deutsch- und Westschweiz online befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ gemäss den offiziellen Strukturdaten der Schweiz. (pd/eh)

Grafiken: Advico Y&R (zum Vergrössern klicken)

 



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Kommentare

  • Jana Riedmüller, 29.09.2017 15:18 Uhr
    "Ich beobachte täglich, dass besser ausgebildete und finanziell potentere Menschen der Orientierung durch Printmedien die grössere Bedeutung beimessen." Mein lieber Herr Stöhlker, Ihre Beobachtung heisst noch lange nicht, dass Printmedien auch tatsächlich grössere Bedeutung haben. Und: wann haben Sie zuletzt das Internet genutzt? Hier geht es nicht nur um "Internetmedien", sondern um eine neue Form des Zugangs zu Informationen, zu Weltwissen, zu Fakten aus erster (!) Hand. Intelligenz und Wohlstand bedingen sich nicht (mehr), jeder kann sich informieren, selbst wenn er sich keine Zeitung mehr leisten kann oder will. Und seit wann hat der Frust der Wähler mit guten oder schlechten Medien zu tun. Auch in Deutschland ist der Frust auf die Handlungsweise der Politik zurückzuführen, nicht auf die gute oder schlechte Berichterstattung. Jeder Wähler konnte sich online aus erster Hand über die Parteien, ihre "Programme" und die Äusserungen ihrer Protagonisten informieren. Die Wahl ist die Antwort darauf. Auch die Printmedien haben das (leider) nicht verhindern können.
  • Jean Dupont, 27.09.2017 23:34 Uhr
    Was für überhebliche Kommentare und dazu klar von Eigeninteressen geleitet! Schaut euch die Realität an: Jahr für Jahr schwindende Leserschaft, für ein paar Fränkli Werbe-Einnahmen wird auf der Redaktion bald die eigene Grossmutter verkauft und es ist eine Frage von Intelligenz wer heute noch Zeiung liest... bitte der Realität ins Auge blicken! Und sich entweder Weiterentwickeln oder Frühpensionieren lassen! Macht Platz für fähigere Leute- ihr hattet eure ChanceN und habt sie verbockt!
  • Klaus J. Stöhlker, 27.09.2017 15:26 Uhr
    Ich möchte heftig protestieren gegen die Schlagzeile vom 26. 09. 17 in persoenlich.com „Tageszeitungen sind definitiv out“. Richtig wäre die Aussage: Der Masse der Internet-Nutzer steht eine weiterhin starke Minderheit von Nutzern von Printmedien gegenüber. Ich beobachte täglich, dass besser ausgebildete und finanziell potentere Menschen der Orientierung durch Printmedien die grössere Bedeutung beimessen. Dem steht eine Mehrheit von meist weniger gut ausgebildeten und finanziell schwächeren Lesern, die sich auf Internet-Medien stützen. Warum sind diese beiden Faktoren, „individuelles Wissen und persönliche Finanzen“ entscheidend? Qualitativ hochstehende Printmedien bieten weiterhin bessere Tiefenanalysen als die meisten Internetmedien. Weil das gleichzeitige Abonnement mehrerer guter Printmedien für den Normalverdiener teuer geworden ist, können immer mehr Menschen sich dies nicht mehr leisten. Sie weichen auf die Gratismedien aus. Dort erhalten sie, wenn sie nicht spezielle Internetforen kennen, nur intellektuelles Kurzfutter von geringem Erkenntniswert. Richtig ist: Unsere Gesellschaft teilt sich jetzt in zwei Formationen auf. Jene, der gut Informierten, welche die besten Printmedien der Schweiz und der Welt lesen, und jene der schlecht Informierten, deren Weltsicht katastrophal einseitig und schlecht ist. Was dies für unsere Gesellschaft bedeutet, haben soeben die Wahlen in Deutschland bewiesen. Frustrierte Minderheiten von meist geringer Bildung stellen den staatlichen Aufbau infrage. In der Schweiz sind wir davon noch ein wenig entfernt, aber auch bei uns nehmen die Warnzeichen zu, wo ein zu Teilen frustriertes Volk staatliche Vorlagen immer häufiger ablehnt.
  • Thomas Schneider, 27.09.2017 09:26 Uhr
    Und die Tageszeitungen sind selbst schuld. Die einen weigern sich und die andern sind unfähig, sich an die Zukunft anzupassen. Alle wollen ihre eigene Paywall-Lösung nur für sich selbst, anstatt ein interessantes gemeinsames Angebot zu schaffen. Seit dem ersten iPad im Jahr 2010 nutze ich PressReader.com, um für rund 30 Franken pro Monat so viele Zeitungen und Zeitschriften zu lesen (die gedruckte Ausgabe auf dem Bildschirm), die ich will, die dort angeschlossen sind - ein Spotify/Netflix für Zeitungen und Zeitschriften. Die ursprünglich dort verfügbaren Schweizer Zeitungen (z.B. Blick, Berner Zeitung) sind nach und nach ausgestiegen und seit gestern gibt es auch keine 20 Minuten-Ausgaben mehr. Einzig die Basler Zeitung verbleibt noch, aber deren Inhalt hat einen derart schlimmen Rechtsrutsch erlebt, dass sie nicht mehr zu lesen ist. Nach fast acht Jahren werde ich das Abo nun kündigen und mich damit abfinden, dass die Schweiz immer noch nicht bereit ist für die Zukunft.
  • Ueli Custer, 27.09.2017 08:36 Uhr
    Ich habe da so meine Vorbehalte bezüglich Nutzung von Tageszeitungen. Die MACH Basic mit einer fast zehnfachen Anzahl von Befragten und einer Grundgesamtheit, die auch die Nicht-Onliner umfasst, kommt auf eine wesentlich höhere Gesamtreichweite der Tagespresse insgesamt in der Grössenordnung von 90%. Die Wahrheit dürfte also irgendwo dazwischen liegen – vermutlich aber näher bei den MACH-Werten.
  • Robert Weingart, 27.09.2017 07:33 Uhr
    Die Studie wurde von einer Werbeagentur in Auftrag gegeben. Was sagt uns das?
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