19.11.2024

Verbandspartner

Für eine lebenswerte Zukunft durch Innovation

Vielleicht war es noch nie so wichtig wie jetzt, dass sich Firmen gesellschaftlich engagieren. Denn zeitgemässe Unternehmen sind auch gesellschaftliche und ökologische Akteure, und sie haben die Möglichkeit, bei der Beantwortung einiger der drängendsten Fragen unserer Zeit mitzuwirken. Einer, der das schon früh erkannt hat, war Gottlieb Duttweiler. Der Gründer der Migros stellte sein Unternehmen bereits in den 50ern in den Dienst des Gemeinwohls und legte 1957 mit dem Kulturprozent den Grundstein für ein gesellschaftliches Engagement, das seinesgleichen sucht. Der Migros-Pionierfonds ergänzt das gesellschaftliche Engagement der Migros seit 2012 um einen unternehmerisch ausgerichteten Förderansatz. Was die Anschubfinanzierung pionierhafter Ideen mit der Lebensqualität der Menschen in unserem Land zu tun hat, haben wir Britta Friedrich, Leiterin des Migros-Pionierfonds, gefragt.
Ausgabe 11/2024: Für eine lebenswerte Zukunft durch Innovation
Britta Friedrich, Leiterin des Migros-Pionierfonds.

Interview: Sonja Harnisch Bild: Andreas Graber

Frau Friedrich, was genau macht der Migros-Pionierfonds?

Der Migros-Pionierfonds möchte dazu beitragen, unsere Gesellschaft fit für die Zukunft zu machen. Das heisst, wir arbeiten mit unseren Projekten daran, dass die Schweiz auch morgen lebenswert bleibt. Und mit «lebenswert» meinen wir, dass sie umweltfreundlich, sozial gerecht und wirtschaftlich nachhaltig ist.

Konkret bedeutet das: Wir unterstützen Start-ups, die sich der Lösung eines gesellschaftlichen Problems verschrieben haben. Wir begleiten die Projekte in der Regel drei Jahre beim Markteintritt, leisten finanzielle Unterstützung und stehen bei strategischen Fragestellungen zur Seite. Nach unserer Förderung sind die Projekte – wenn alles gut geht – finanziell gut aufgestellt und bereit zu wachsen.

Thematisch sind wir überall dort unterwegs, wo sich grosse gesellschaftliche Veränderungen oder Herausforderungen abzeichnen – im gesellschaftlichen Zusammenleben, aber natürlich auch auf dem technologischen Sektor oder im Bereich Klima. Unsere Handlungsfelder identifizieren wir mit Hilfe von Trendreports und auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen. Wir nutzen aber auch Umfragen wie das Sorgenbarometer oder initiieren eigene Studien, um herauszufinden, wo die dringendsten Bedürfnisse und Herausforderungen liegen.

Die Migros ist ein privater Förderer.
Warum ist das Engagement von Unternehmen so wichtig?

Gottlieb Duttweiler hat in seinen 15 Thesen, die er in den 50er-Jahren formuliert hat, unter anderem den folgenden Grundsatz festgehalten, der auch heute noch Bestand hat: «Wir müssen wachsender eigener materieller Macht stets noch grössere soziale und kulturelle Leistungen zur Seite stellen.» Er war ein erfolgreicher Unternehmer und Philanthrop. Dies stand für ihn nicht im Widerspruch, ganz im Gegenteil: Er hat das Gemeinwohl als Teil seines unternehmerischen Auftrags verstanden. Es ging ihm darum, die Lebensqualität der Schweizer Bevölkerung zu steigern. Und so sicherte er als Detailhändler die Grundversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln; mit dem Migros-Kulturprozent wollte er den Hunger nach Wissen, Bildung und Dialog stillen. Damit – und nicht nur mit der Umwandlung der Migros in eine Genossenschaft – liess er die Schweizer Bevölkerung an seinem unternehmerischen Erfolg teilhaben. Und begründete ihn gleichermassen.

Die Notwendigkeit, Kultur zu fördern, Zugang und Teilhabe zu ermöglichen und soziale Begegnungen und Dialog zu schaffen, ist in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche wichtiger denn je. Gleichzeitig stehen wir heute mit dem Klimawandel, dem Verlust der Artenvielfalt und dem technologischen Wandel neuen, grossen Herausforderungen gegenüber, auf die es Antworten braucht. Seit der Gründung des Migros-Pionierfonds 2012 stellt sich das gesellschaftliche Engagement der Migros mit einem neuen Förderansatz auch diesen Themen und zeigt einmal mehr, dass die Migros nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine gesellschaftliche Akteurin ist.

Aber wie genau verbessert denn der Migros-Pionierfonds das Leben der Schweizer Bevölkerung?

Unsere Förderung ist in die Zukunft gerichtet, wir widmen uns Themen, die in Entwicklung sind. Unsere Projekte stossen Veränderungen an – da ist der unmittelbare Nutzen vielleicht nicht auf den ersten Blick greifbar. Das gilt insbesondere für Projekte, die darauf abzielen, die Zusammenarbeit in einem Bereich zu verbessern oder neue Ökosysteme zu schaffen. Ein Beispiel ist Valoo. Das Projekt setzt sich für ein kreislauffähiges Abwassersystem ein, in dem es Akteur*innen zusammen und das Thema auf die öffentliche Agenda bringt. Diese Arbeit findet oft im Hintergrund statt und ist für die allgemeine Bevölkerung nicht direkt sichtbar. Aber sie ist wichtig, weil sie die Grundlage für Veränderungen schafft, die langfristig unsere Wasserversorgung sichern.

Wir unterstützen jedoch auch Projekte, die konkrete Produktinnovationen hervorbringen. Zum Beispiel Rematter, ein Projekt, das neuartige Baumaterialien auf den Markt bringt, die kreislauffähig sind und weniger Emissionen verursachen. Ein weiteres Beispiel ist Polaris. Das Projekt zielt darauf ab, Vertrauen und Medienkompetenz der Bevölkerung durch hyper-lokalen Journalismus und damit Zusammenhalt und Demokratie in der Schweiz zu stärken.

So verschieden sie sind, unsere Projekte eint das Ziel, die Lebensqualität der Schweiz von morgen zu erhalten.

Von Klimawandel bis zu gesellschaftlichem Zusammenhalt – der Migros-Pionierfonds ist thematisch breit aufgestellt. Wie werden die Förderprojekte gefunden?

Der Migros-Pionierfonds verfolgt einen Scouting-Ansatz. Das bedeutet, wir nehmen keine Gesuche entgegen, sondern suchen selbst nach Projekten. Gemeinsam mit unseren Kolleg*innen vom Migros-Kulturprozent beobachten wir gesellschaftliche Trends und Entwicklungen – zum Beispiel Veränderung in Demografie oder Lebensweise, Klima oder technologischen Fortschritt in der Schweiz. Unter diesen Themen konzentrieren wir uns auf diejenigen, die aus unserer Sicht eine besondere Relevanz haben. Das können Bereiche sein, in denen noch zu wenig gefördert wird oder wo wir glauben, dass unsere Unterstützung besonders viel bewirken kann. Ähnlich einem Investor scannen wir das Marktumfeld, identifizieren Möglichkeiten und Risiken. So entsteht unser Kompass bei der Suche nach den erfolgversprechendsten Projekten, nämlich denen, die dazu beitragen können, dass wir alle auch in Zukunft ein gutes Leben haben.

Und was bedeutet für Sie ganz persönlich ein gutes Leben?

Wir haben das Glück, in einem Land zu leben, in dem wir uns über die existentiellen Bedürfnisse wenig Sorgen machen müssen. Gleichwohl sind sie Voraussetzung für Lebensqualität und sollten nicht als selbstverständlich hingenommen werden. Ich bin dankbar für die politische Stabilität, ebenso wie für den Wohlstand und die Vielfalt der Natur, die uns die Schweiz bietet.

Für mich persönlich bedeutet «ein gutes Leben» auch, genug Zeit und Gestaltungsspielraum zu haben. Zeit für meine Familie und für mich selbst. Mit Gestaltungsspielraum meine ich die Möglichkeit, teilzuhaben, eine Haltung zu entwickeln und zu vertreten. Und natürlich auch unsere Zukunft mitzugestalten – nicht zuletzt für meine Kinder.

                                                                                                                               

Über den Migros-Pionierfonds

Der Migros-Pionierfonds ermöglicht und unterstützt Innovationen für den gesellschaftlichen Fortschritt. Der Förderfonds ist Teil des gesellschaftlichen Engagements der Migros-Gruppe, zu dem auch das Migros-Kulturprozent zählt. Er wird von den Migros-Unternehmen Denner, Migros Bank, Migrol, migrolino und Ex Libris getragen und verfügt über jährlich ca. 15 Millionen Franken. 

Weitere Informationen: www.migros-pionierfonds.ch


Download als PDF-Dokument

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren