Interview: Harbour Club Bilder: Mobiliar
Passiert ist schnell etwas. Einen komplexen Schadenfall beschreiben hingegen ist manchmal gar nicht so einfach. Schadenmeldungen von Kundinnen und Kunden lieferten vor 25 Jahren Inspiration für die Werbekampagne der Mobiliar, die noch heute läuft.
Herr Deflorin, fehlt der Mobiliar der Mut für Neues?
Ich glaube, es braucht mehr Mut, 25 Jahre lang die gleiche Schiene zu fahren, als ab und zu eine neue Kampagne zu lancieren.
Die Kampagne stammt aus dem letzten Jahrtausend. Wie konnte sie mit dem Wandel mithalten?
Die Gesellschaft steht heute ja an einem ganz anderen Punkt. Indem sich vor allem die Geschichten mitentwickelt haben. Sie sind ein Abbild der Gesellschaft. Was im Alltag beschäftigt, widerspiegelt sich in diversen Sujets. Dass zum Beispiel ein online bestelltes Paket vor der Tür gestohlen wird, ist eine Realität für viele Menschen. Auch die Cyberkriminalität ist heute immer mal wieder Thema in unserer Kampagne. Einige Spots aus den 1990er-Jahren hingegen würden heute wohl einen Shitstorm auslösen – einfach weil sie nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen.
Wie haben die sozialen Medien Ihre Werbung beeinflusst?
Nicht fundamental. Die Art, Geschichten mit Witz und Herz zu erzählen, blieb gleich. Wir nutzen Social Media gezielt als Kanal, um Neues auszutesten und vermehrt auf Interaktionen zu setzen. Am besten funktioniert hat das mit einem Video mit Didier Cuche, das im Vorfeld des Spots mit ihm auf Facebook gepostet wurde. Es zeigt – vermeintlich –, wie Cuche den Teambus des österreichischen Ski-Teams demoliert. Das war vor zehn Jahren. Das Video kursiert noch heute im Netz. Social Media und neue Technologien haben vor allem Einfluss auf die Geschwindigkeit. Heute reagieren wir mit unserer Werbung auch auf aktuelle Ereignisse. Das funktioniert, wenn wir schnell sind. Die Einfachheit unserer Kampagne lässt dies zu.
«Liebe Mobiliar» wurde zum Synonym für Missgeschicke. Ist das in Ihrem Sinn?
Sicher, denn es drückt genau das aus, was wir sagen wollen: Unglücke und Schäden passieren, so ist das Leben. Dafür sind wir da.
Wann kommt etwas Neues?
Vorerst machen wir weiter mit der Kampagne – sie kommt immer noch sehr gut an. Wie lange, das werden wir sehen. Weiterentwickeln wird sie sich auf jeden Fall.
Patric Deflorin
Der 52-jährige Bündner ist nicht nur verantwortlich für die Werbung der Mobiliar, sondern auch für die achtzig Generalagenturen in der ganzen Schweiz, für Mobi24 und alle digitalen Kontaktpunkte mit den Kundinnen und Kunden der Mobiliar.