Brigitte Hürlimann ist noch bis Ende Jahr bei der NZZ angestellt. Sie arbeitet auch noch auf der Redaktion. Es werden jedoch keine Artikel von ihr mehr in der Zeitung erscheinen. Wie persoenlich.com aus gut unterrichteter Quelle weiss, hat ihr NZZ-Chefredaktor Eric Gujer letzte Woche ein Schreibverbot auferlegt. Dass sie keine Texte mehr schreiben darf, wurde Hürlimann von der Ressortleiterin, Zürich-Chefin Irène Troxler, mitgeteilt. Hürlimann bestätigt auf Anfrage von persoenlich.com das Schreibverbot. Sie will jedoch nicht weiter dazu Stellung nehmen.
Öffentlich Kritik geäussert
Hürlimann arbeitet insgesamt seit 24 Jahren für die NZZ, sie war bis Ende Oktober neben ihrer Funktion als Gerichtsberichterstatterin Präsidentin der NZZ-Personalkommission. Nun wechselt sie per März 2018 zu «Plädoyer», wo sie die Redaktionsleitung übernimmt (persoenlich.com berichtete).
Vor rund zehn Tagen hatte sich Hürlimann in der «Wochenzeitung» und zuvor im «Edito» kritisch über die NZZ geäussert. «Was hier passiert, ist eine Säuberungswelle», sagte sie in der WOZ. Die einen würden entlassen, den anderen werde das Leben schwer gemacht, bis sie gehen. Den Dritten, vor allem den jungen Frauen, werde gesagt, sie hätten keine längerfristige Perspektive.
Fragen, ob diese öffentlichen Äusserungen der Grund für das Schreibverbot seien oder ob dieses andere Hintergründe habe, wollte die NZZ nicht kommentieren. «Es wäre unschön und nicht richtig, wenn wir uns in den Medien zur Arbeitsbeziehung mit einzelnen Redaktorinnen oder Redaktoren äussern würden», sagt Sprecherin Myriam Käser.
Update: ab Freitagabend freigestellt. Das relativiert das Schreibverbot bzw. in dieser Kombination wird's akzeptabler. Vorher war's absurd.
— Brigitte Hürlimann (@brhnzz) 2. November 2017
Autoren gestrichen
Es ist nicht das erste Schreibverbot, das die NZZ verhängt. Vor etwas mehr als zwei Jahren seien die beiden NZZ-Autoren Jürg Dedial und Oswald Iten aus dem Impressum gestrichen worden, berichtete der tagesanzeiger.ch – wegen einer «Verletzung der Loyalitätspflicht gegenüber der NZZ». Beide hatten bei einer Flugblattaktion gegen das NZZ-Topkader mitgewirkt.
Angesprochen auf sein Vorgehen sagte Chefredaktor Gujer damals gegenüber medienwoche.ch: «Wer die Zeitung und ihre führenden Personen zum Gegenstand einer Schmähkritik macht, sollte sich schon fragen: Will ich überhaupt für die schreiben, wenn es so schlimm ist?».
***Update: Am Donnerstagnachmittag informierte Brigitte Hürlimann per Twitter darüber, dass sie nun ab Freitagabend freigestellt wird (siehe Tweet oben). Ihr sei von der NZZ-HR-Chefin bereits am 23. Oktober mitgeteilt worden, dass der Grund dafür die Äusserungen im WOZ-Artikel waren, sagt Hürlimann auf Anfrage. Die Freistellung sei jedoch nicht per sofort verfügt worden und ab Mitte letzter Woche habe das Schreibverbot gegolten, angeordnet vom Chefredaktor.***
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13.11.2017 09:40 Uhr
04.11.2017 15:35 Uhr
03.11.2017 14:47 Uhr
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03.11.2017 05:31 Uhr