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19.09.2018

Umzug Radiostudio Bern

Geharnischte Reaktionen auf Züglete

Die SRG wird für ihre Entscheidung scharf kritisiert: Von einem «Schlag für die Mitarbeiter» ist die Rede. Das sei von Anfang an so geplant und keine richtige Wahl gewesen. In Bern ist man «besorgt über die Konzentration der News-Medien in Zürich».
Geharnischte Reaktionen auf Züglete

Der Entscheid des SRG-Verwaltungsrats, 170 Mitarbeitende von «Echo der Zeit», «Rendez-vous» und anderen Infosendungen von Bern nach Zürich zu verlegen (persoenlich.com berichtete), löste scharfe Kritik aus.

Die Zentralisierung stehe einem öffentlich finanzierten und national tätigen Medium «nicht gut an», schrieb die Genossenschaft SRG Bern Freiburg Wallis. Sie ist Teil der SRG-Familie. Intern werden nun alle möglichen Szenarien diskutiert, bis zu einem Austritt. Der Vorstand werde sich am Donnerstag treffen und über das weitere Vorgehen diskutieren, sagte Präsident Leander Jaggi im Regionaljournal von Radio SRF. Das letzte Wort werden die Genossenschafter haben.

«Schlag für Mitarbeiter»

Der «Entscheid gegen Bern» dürfte für viele Mitarbeitende ein schwerer Schlag sein und Existenzen gefährden, befürchtet die Genossenschaft. Sie fordert die SRG auf, gegenüber dem Personal Verantwortung zu übernehmen.

Das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) will die Rechtmässigkeit des Umzugsentscheids prüfen. Dieser sei gefällt worden, ohne dass dem SSM sein Recht auf Anhörung zugestanden worden sei, schreibt die Gewerkschaft.

«Das zeugt von einem Verwaltungsrat, der seinen Job nicht sonderlich ernst nimmt», twitterte derweil die Gruppe Pro Radiostudio Bern. «Von Anfang an hätte er auf der parallelen Ausarbeitung alternativer Sparvorschläge beharren müssen, um am Schluss eine echte Wahl zu haben.»

Die Gruppe zeigte sich auch enttäuscht darüber, dass weder das SRG-Management noch der Verwaltungsrat auf ihre Gesprächsangebote eingegangen seien. Die Gesprächsverweigerung sei ein Affront gegenüber den Mitarbeitenden, schreibt Pro Radiostudio Bern in einer separaten Stellungnahme.

Besorgte Behörden

Deutliche Worte fanden auch Stadt und Kanton Bern sowie die Hauptstadtregion in einem gemeinsamen Communiqué. Die SRG drohe an Rückhalt in der Bevölkerung zu verlieren. «Wir sind besorgt über die Konzentration der News-Medien in Zürich.»

Für den Berner Stadtpräsidenten Alec von Graffenried, Regierungsrat Christoph Ammann und den Freiburger Stadtammann Thierry Steiert ist das «kompromisslose Vorgehen» des gebührenfinanzierten öffentlichen Medienunternehmens «sachlich falsch und politisch unsensibel».

«Mit diesem Vorgehen wird sich die SRG mittelfristig schwächen, nicht stärken», wird Ammann zitiert. Die SRG-Spitze stosse nicht nur die Region Bern vor den Kopf, sondern verabschiede sich zunehmend von der Grundidee eines regional verankerten Service public. (sda/eh)


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