26.01.2020

Weltwoche

Salomé Balthus sammelt Geld für Prozess

Mit «Linke Hure gegen rechte Zeitung» wirbt die Berliner Prostituierte auf einer Crowdfunding-Plattform um Spenden. Sie brauche 15'000 Franken für die «horrenden Prozesskosten». Ein Drittel ist bereits zusammen. «Ich bin ziemlich überwältigt», so Balthus.
Weltwoche: Salomé Balthus sammelt Geld für Prozess
Will mit Crowdfunding den Prozess gegen die Weltwoche finanzieren: die Berliner Prosituierte Salomé Balthus. (Bild: Uwe Hauth, Berlin)
von Christian Beck

Die Berliner Prostituierte Salomé Balthus braucht Geld, um wegen Persönlichkeitsverletzung rechtlich gegen die Weltwoche vorzugehen. Ende 2019 wurde bekannt, dass sie den Zürcher Anwalt Pablo Bünger beauftragt hat. Dieser fordert die Löschung des Artikels von Anfang Dezember sowie eine Gewinnherausgabe (persoenlich.com berichtete).

«Wer in der Schweiz klagt, muss die Prozesskosten auslegen. Helft ihr mir?», schreibt Balthus in der Nacht auf Sonntag auf Twitter:


Im Tweet verweist Balthus auf die Crowdfunding-Plattform Leetchi. Dort schreibt sie unter dem Titel «Linke Hure gegen rechte Zeitung», dass Weltwoche-Chefredaktor Roger Köppel der Sache gelassen entgegen sehe. «Woher sollte eine Berliner Hure schliesslich 15'000 Schweizer Franken haben?» Genau diesen Betrag will Balthus nun auftreiben, um den Prozess zu finanzieren.

Bislang habe die Weltwoche einen Vergleich abgelehnt, heisst es auf Leetchi weiter. «Vermutlich wird die Weltwoche bei der Vergleichsverhandlung am 20. Februar in Zürich weiterhin mauern und darauf spekulieren, dass eine einzelne junge Frau nicht in der Lage ist, ein nationales Leitmedium zu verklagen – auch wegen der horrenden Prozesskosten», schreibt Balthus dazu. Wenn der Vergleich am 20. Februar nicht zustande komme, habe sie einen Monat Zeit, die Klage einzureichen.

«Solidarität ist wichtiger als Beziehungen zur Macht»

Bis am Sonntagabend um 21 Uhr wurden über 5000 Euro überwiesen – das ist ein Drittel des anvisierten Spendenziels. «Ich bin ziemlich überwältigt von der Solidarität so vieler Menschen», so Balthus gegenüber persoenlich.com. «Sicher war auch die David-gegen-Goliath/Linke-gegen-Rechte ein Faktor, obwohl manche Leute mich davor gewarnt hatten, sogar mein Anwalt. Da zeigt sich aber: Solidarität ist wichtiger als Beziehungen zur Macht.»

Sollte Balthus den Prozess gewinnen und damit die Prozesskosten zurückerhalten, werde sie das Geld weiterspenden an Ban Ying, eine gemeinnützige Organisation zum Schutz von Zwangsprostituierten und Opfern von Menschenhandel, heisst es auf der Crowdfunding-Seite.

Treffen in einer Bar

Weltwoche-Journalist Roman Zeller beschrieb im besagten Artikel von Anfang Dezember ein vierstündiges Treffen mit Balthus in einer Bar. Nach der Publikation des Textes äusserte die Prostituierte heftige Kritik. «Sehr geehrte Weltwoche, Ihr Autor Roman Zeller hat über mich und ein ‹Rendezvous› mit mir geschrieben. Er hatte mich rein privat als Escort gebucht. Für eine Zusammenarbeit mit Ihrer Zeitung stand ich nicht zur Verfügung», so Balthus. Die Weltwoche wies die Kritik zurück. Zeller habe sich korrekt als Weltwoche-Journalist zu erkennen gegeben (persoenlich.com berichtete).


In die Schlagzeilen geriet Balthus erstmals nach der Sendung «Schawinski» im April 2019. Einerseits wurde der Moderator in Medien harsch kritisiert, eine Prostituierte am TV blossgestellt zu haben. Andererseits verlor Balthus ihren Job als Kolumnistin bei der deutschen Zeitung Die Welt nach nur neun Monaten, nachdem sie sich in einer Kolumne über die umstrittene Sendung beschwert und Schawinski im Artikel falsch zitiert hatte.

Auch Roger Blum, Ombudsmann SRG Deutschschweiz, äusserte sich zu «Schawinski» und unterstützte die Beanstandungen von zehn Zuschauerinnen und Zuschauern: Roger Schawinski habe in der SRF-Talksendung die Menschenwürde verletzt.



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