10.04.2018

Wemf-Studien

Wie sich der «Tages-Anzeiger» den Leserverlust erklärt

18 Prozent weniger Leser im Print, 12 Prozent weniger im Web: Von den grossen Tageszeitungen trifft der Leserschwund den Tagi am härtesten. «Online lag unser Fokus auf der Steigerung der Digitalabos», sagt Chefredaktorin Judith Wittwer dazu.
Wemf-Studien: Wie sich der «Tages-Anzeiger» den Leserverlust erklärt
«Wir verzeichnen grundsätzlich eine positive Entwicklung bei den Digitalabos»: «Tages-Anzeiger»-Chefredaktorin Judith Wittwer. (Bild: zVg.)

Der Blick auf die Leserschaftszahlen der Deutschschweizer Presse ist düster. Die grossen Zeitungen verlieren laut der aktuellen Studie Wemf Mach Basic mit ihren Printausgaben an Reichweite, nur kleinere regionale Titel können sich steigern (persoenlich.com berichtete). Von den Tageszeitungen mit nationaler Ausstrahlung schneidet der «Tages-Anzeiger» am schlechtesten ab. Im Jahresvergleich muss das Tamedia-Produkt einen Leserrückgang von fast 18 Prozent hinnehmen.

Während andere Zeitungen ihre Verluste im Print mit steigender Online-Reichweite zumindest etwas auffangen können, zeigt die Kurve beim Tagi auch im Web nach unten. Tagi online erreicht laut Wemf 228’000 Unique User per Day im Vergleich zu 258’000 vor einem Jahr – also 12 Prozent weniger (persoenlich.com berichtete).

Auf Anfrage nennt Chefredaktorin Judith Wittwer den Fokus des Verlages als möglichen Grund für die rückläufigen Zahlen. «Tamedia hat sich im letzten Jahr bei den Bezahlzeitungen vorwiegend auf die Digitalisierung konzentriert, sagt sie und ergänzt: «Dies könnte einen Einfluss auf die Entwicklung der Printabos und damit auf die Leserzahlen gehabt haben». Online wiederum habe man auf die Steigerung der Digitalabos fokussiert. Man verfolge die Entwicklung der Leserzahlen natürlich sorgfältig und werde gegebenenfalls auch entsprechende Massnahmen entwickeln, fügt sie an. 

Positive Entwicklung bei Digitalabos

Tamedia konnte die Zahl der Digitalabos zwischen Januar und Dezember 2017 von 35'506 auf 55'508 steigern (persoenlich.com berichtete). Im dafür zuständigen Team Digital Sales Development wird zurzeit personell ausgebaut (persoenlich.com berichtete).

Wie hoch diese Zahl auf den «Tages-Anzeiger» heruntergebrochen ist, bleibt unklar. «Wir weisen die Digitalabos nur auf Gesamtebene, also aller Tamedia-Bezahltitel, aus», sagt Wittwer. Beim Tagi verzeichne man jedoch grundsätzlich eine positive Entwicklung. Insbesondere zufrieden sei man mit der Einführung des Premium Modells Abo+ im letzten Sommer. (wid)


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KOMMENTARE

Jan Michel
11.04.2018 12:40 Uhr
Ich kann nur aus persönlicher Sicht eine Beurteilung machen: Früher selber langjähriger Tagi-Abonnent, ja, mit diesem Blatt "sozialisiert", würde ich nie mehr ein Tagi-Abo lösen. Das Blatt hat in den letzten 10-15 Jahren sehr an Qualität eingebüsst. Weder das Design noch die Inhalte des Tagis sprechen mich an (zuviel Irrelevantes). Bin längst zum NZZ-Liebhaber geworden. Die NZZ ist immer wieder ein Genuss, sie bringt Relevantes, oftmals gut geschrieben, immer unaufgeregt, das Design wirkt vornehm zurückhaltend, gleichzeitig versprüht das Blatt eine gewisse Art von Charme. Der Online-Auftritt der NZZ ist klar und einfach, für mich einfach topp! Der Tagi-Auftritt hingegen wirkt unaufgeräumt, irgendwie total unsexy. Auf den Tagi kann ich easy verzichten, bei der NZZ würde mir der Verzicht extrem schwerfallen.
Stefan Schmid
11.04.2018 06:43 Uhr
Ich bin ein Abgämger vom Handy Online Leser. Wieso soll ich ein Abo bezahlen? Weil die Werbeberkäufer von TA zu schlecht sind?
Andreas Willy Rothenbuehler
10.04.2018 18:11 Uhr
Unterschied Tagi zu BaZ.In Tagiforen herrscht rigorose Zensur. In der BaZ wird eine Streitkultur gepflegt.Man lese das heutige Forum zu Bollmann.Medien ohne offenes Forum haben keine Zukunft.
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