12.06.2015

Südostschweiz

Chefredaktor David Sieber geht

"Ein Seitenwechsel kommt für mich nicht in Frage", sagt er zu seinen Zukunftsplänen.
Südostschweiz: Chefredaktor David Sieber geht

Die Tageszeitung "Südostschweiz" muss einen neuen Chefredaktor suchen. David Sieber gibt die Redaktionsleitung auf Ende dieses Jahres ab und verlässt das Unternehmen. Der Rücktritt erfolge auf eigenen Wunsch, teilte das Medienhaus Somedia in Chur am Freitag mit. Der 53-jährige David Sieber hatte den Posten des Chefredaktors im Januar 2009 von Andrea Masüger, dem heutigen Somedia-CEO, übernommen. Mit der Konzeption und Etablierung der neuen "Südostschweiz" sei für ihn ein Kapitel abgeschlossen, hiess es in der Mitteilung.

Zeit für etwas Neues

Unter Siebers Federführung wurde die Zeitung im Januar dieses Jahres einem umfassenden Relaunch unterzogen. Sieben aufregende, spannende und auch anstrengende Jahre habe er an der Spitze der "Südostschweiz" erleben dürfen, wird Sieber in der Mitteilung zitiert.
 
Für den Chefredaktor ist eigenen Angaben zufolge die Zeit gekommen, sich neu zu orientieren. Die Chance, eine Zeitung zu führen, sei nicht manchem Journalisten gegönnt, so Sieber. Die Somedia-Unternehmensleitung teilte weiter mit, sie lasse Sieber nur ungern ziehen. Über dessen Nachfolge werde zu gegebener Zeit orientiert werden.
 
Regionales ist die Königsdisziplin
 
Seinen Kollegen auf der Redaktion in Chur schrieb Sieber in einer Mail, er wolle sich ausserhalb der Somedia nach einer neuen Aufgabe umsehen. Auf Anfrage von persoenlich.com sagte er, dass für ihn seit rund einem Jahr klar sei, dass er einen Neuanfang will. "Es ging dann noch darum, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Dieser ist nun da: Der Relaunch funktioniert; technisch zwar noch nicht bis ins letzte Detail, aber redaktionell", so Sieber.
 
Sieber gilt als überzeugter Lokaljournalist, der sich daneben gerne in nationale Debatten einmischt. "Regionaljournalismus ist die Königsdisziplin des Journalismus. Wenn man als Redaktor einen Regierungsrat kritisiert, muss die Argumentation genau sein, die Fakten müssen stimmen. Denn man kennt einander persönlich in der Region und trifft sich immer wieder."
 
Streit mit Lebrument wegen Olympia
 
Die Arbeit als Chefredaktor scheint Sieber Freude zu machen, auch wenn ihm gewisse Aufgaben ab und zu Kopfzerbrechen bereiteten. "Das Personalwesen habe ich total unterschätzt. Was es heisst, 100 Leute zu führen und sich je nach dem von Mitarbeitern zu trennen – das finde ich bis heute schwierig", sagt Sieber.
 
Sein Verhältnis mit Verleger Hanspeter Lebrument beschreibt er als "gut". "Lebrument führt in der Regel an der langen Leine", meint Sieber, "ausser 2012 bei der Olympia-Berichterstattung hatten wir Differenzen". Lebrument stand offensiv für die Schweiz-Kandidatur ein. Sieber hingegen zeigte sich damals skeptisch. Es sei grundsätzlich nicht gegen die Kandidatur gewesen, er habe sich aber geweigert, eine Pro-Kampagne zu fahren.
 
Seitenwechsel ist unwahrscheinlich
 
Welches neue Projekt der 53-Jährige nun anpacken will, steht noch in den Sternen. "Natürlich habe ich Wunschvorstellungen, doch wenn man Vollgas arbeitet, bleibt keine Zeit, diese zu konkretisieren", erklärt Sieber. Er könne sich sowohl vorstellen künftig als Redaktor zu arbeiten -  etwa wieder im Bundeshaus - als auch eine Beratertätigkeit auszuüben. Ein "Seitenwechsel" kommt für ihn jedoch nicht in Frage. "Ich als Lobbyist, Mediensprecher oder Kommunikationsberater? Das kann ich mich mir fast nicht vorstellen", lacht Sieber, "ich sehe mich eher weiterhin in der Medienbranche". (sda/eh)
 
 
 
 
 
Bild: Keystone


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