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12.10.2018

NDR / WDR / SZ

Die besten TV-Rechercheure

Ein deutscher Rechercheverbund produziert spannende TV-Storys am laufenden Band.
von René Hildbrand

Es war eine weitere packende Dokumentation vor Tagen im ARD-Programm: «Schweig. Oder stirb». Der Film ging der Frage nach, warum zwei Journalisten sterben mussten. Die Fälle: Im Oktober 2017 wurde auf Malta die Journalistin Daphne Caruana Galizia am helllichten Tag durch eine Autobombe getötet (persoenlich.com berichtete). Im Februar dieses Jahres sind der slowakische Reporter Jan Kuciak und seine Verlobte in ihrem Haus brutal hingerichtet worden.

Caruana Galizia war die prominenteste Journalistin und Bloggerin Maltas. Unerbittlich prangerte sie über Jahrzehnte Pflichtverletzungen und Straftaten von ranghohen Politikern sowie Wirtschaftsbossen an. Ebenso recherchierte der junge Investigativ-Reporter Kuciak bis in die höchsten Machtkreise der Slowakei. Er hatte unter anderem über organisierte Kriminalität auf auf dem Portal aktuality.sk publiziert, das zu Ringier Axel Springer Slowakei gehört. Beide Morde sind bis heute nicht aufgeklärt. Zwar wurden auf Malta Tatverdächtige verhaftet, doch von den Auftraggebern fehlt jede Spur. Auch in der Slowakei nahm die Polizei zwei mutmassliche Täter fest. Aber auch in diesem Fall konnten noch keine Hintermänner überführt werden.

Für die fesselnde Dokumentation «Schweig. Oder stirb» haben Reporter vom Rechercheverbund NDR, WDR und «Süddeutscher Zeitung» dieses Jahr monatelang auf Malta, in der Slowakei und in weiteren europäischen Ländern ermittelt. In Gesprächen mit Angehörigen rekonstruierten sie das Leben der beiden getöteten Journalisten – und die Sachverhalte der Morde.

Die Kooperation für investigative Recherchen mit den beiden ARD-Sendern und der SZ gibt es seit 2014. Der Verbund wir geleitet vom früheren «Spiegel»-Chefredaktor Georg Mascolo. Er ist ausserdem Terrorismusexperte der ARD. Privatsender und die Chefs der wichtigsten deutschen Printmedien ärgern sich immer wieder darüber, dass die «Süddeutsche Zeitung» als Kooperationspartnerin so häufig prominent in der «Tagesschau» oder in den «Tagesthemen» erwähnt wird. Julian Reichelt, Super-Chefredaktor der Bild-Gruppe, sagt: «Das ist eine ganz klare Form von Media-Leistung, von Markenwerbung für die SZ!» Ähnlich tönt es bei «Spiegel», FAZ und «Zeit». Und ins gleiche Horn stiess Stephan Russ-Mohl, Medienprofessor an der Uni Lugano. Er sprach von «Gratiswerbung für eine von mehreren deutschen Qualitätszeitungen».

Als TV-Zuschauer tangiert mich das Gefecht in keiner Weise. Ich schätze die Arbeit der herausstechenden deutschen Recherche-Profis und bin gespannt auf ihre nächsten Untersuchungen und Enthüllungen.


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