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25.01.2018

No Billag

Lichterlöschen bei der SRG?

Die SRG-Spitze bleibt in der «Rundschau» dabei: Ein Ja zu «No Billag» würde das Aus von Radio und TV bedeuten.
von René Hildbrand

Im Kreuzfeuer der Kritik steht die SRG schon länger. Mit der No-Billag-Initiative befindet sie sich, 87 Jahre nach ihrer Gründung, auf der Kippe. Was passiert, wenn keine Gebühren mehr gibt? Die «Rundschau» hat sich in einem Schwerpunktthema damit befasst.

Aufschlussreich gleich zu Beginn der Sendung das Statement des erfolgreichen TV-Unternehmers Dominik Kaiser (3+): «Gut gemachte Infosendungen ohne Gebührengelder sind in der Schweiz nicht machbar. Unsere Vorgängersender TV 3, Tele 24 und auch die Programmfenster von RTL/Pro 7 sind daran gescheitert, dass sie sehr stark auf Information gesetzt und viel Geld in diesen Bereich investiert haben.» Kaiser ferner: «Wenn es die SRG wirklich nicht mehr geben würde, dann würden wir sehr rasch noch mehr in Unterhaltung und Fiktion investieren, aber nicht in News und Information.»

Kaiser ist überzeugt, dass Google und Facebook von den Werbegeldern profitieren würden. «Grundsätzlich wäre es schlecht, wenn Geld in zwei amerikanische Unternehmen abwandern würde, die in der Schweiz nichts in Inhalte investieren.» Verleger traten nicht in dieser «Rundschau» auf. Peter Wanner, König der Regionalfernsehen, erteilte dem Magazin eine Absage.

Gregor Rutz verkauft «No Billag» nach wie vor so, als wäre die Idee zur Initiative auf seinem Mist gewachsen. Der schlitzohrige SVP-Nationalrat über die TV-Information: «Die ‹Tagesschau› hat eine so tolle Reichweite und gute Qualität, dass sie über Werbung sogar noch gewinnbringend refinanziert werden könnte.»

Ich bin in guter Gesellschaft, wenn ich die überwiegend sackschwachen, fadenscheinigen und durchsichtigen Argumente und Strategien von Rutz, Rickli, Plan(B)igler & Co. nicht mehr hören mag. Ebenso wenig unkritische Erklärungen wie die von No-Billag-Gegnerin Edith Graf-Litscher (SP) in dieser «Rundschau». Olivier Kessler hatte einmal mehr den wenig überzeugenden, in der Sache verbissenen Mitbegründer Andres Kleeb (schaut keine Sportsendungen) vorgeschickt. Dieser erschien bei Sandro Brotz mit dem Buch «No Billag?» von Roger Schawinski. Bloss: Kleeb scheint dieses höchstens rudimentär gelesen zu haben. Brotz befragte und moderierte übrigens sehr ausgewogen.

Auch der «Rundschau»-Auftritt von Ladina Heimgartner bot erneut viel Durchzogenes und kaum Filet. Die RTR-Chefin und Stellvertreterin der Generaldirektion muss im Abstimmungskampf ihren Kopf regelmässig für die SRG-Bosse Jean-Michel Cina und Gilles Marchand hinhalten. Immerhin versprach sie einmal mehr: «Es wird Reformen geben und wir müssen effizienter werden.» Wie ihr Chef Marchand stellt sie den Verkauf der Admeira-Aktien zur Diskussion. Gegen die eben erst von Medienministerin Doris Leuthard neu angepeilte Radio- und TV-Gebühr von 300 Franken getraute sie nichts einzuwenden. Abschliessend prophezeite Heimgartner Lichterlöschen bei Annahme der Initiative.

Ausser Dominik Kaiser hat in dieser Spezial-«Rundschau» nur noch einer wirklich überzeugt: Marco Romano, Tessiner Nationalrat. Der Parteifreund von Doris Leuthard gehört zu den No-Billag-Gegnern, kritisiert aber die SRG mit offenem Visier: «Man hat jahrelang die Diskussion verweigert, alle Reformen gebremst und gestoppt und sich nicht an die technologische und gesellschaftspolitische Entwicklung angepasst. Es gab markante Reformen bei Post, Swisscom und SBB. Bei der SRG hat man immer gesagt, nein, bei uns ist es so wie es ist. Und nur bei uns gibt es Qualität.»

Romano weiter: «Ich wünsche mir, dass diese Initiative abgelehnt wird. Und ich hoffe auf Reformen, bevor eine neue ähnliche Initiative kommt. Diese würde dann wahrscheinlich durchkommen, weil sie wohl taktisch besser strukturiert wäre. Ausserdem sollte die SRG den Privaten mehr Freiraum geben.»


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