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07.03.2018

Medienclub

Nachwisch und Ausblick nach «No Billag»

Zwei Tage nach der Abstimmung haben sich die Emotionen gelegt. Das zeigte die nüchterne Diskussion im SRF-«Medienclub».

Zwei Tage nach der No-Billag-Abstimmung kam es bei Franz Fischlin im «Medienclub» zu einer nüchternen Diskussion. Natalie Rickli hat Kreide gegessen. Die SVP-Nationalrätin erklärte bedächtig: «Das Resultat war deutlich. Eine Halbierungsinitiative steht im Moment nicht zur Diskussion. Man muss jetzt nicht in Hektik ausbrechen, es geht in eine richtige Richtung.» Die SVP hat derzeit tatsächlich andere Sorgen.

Klare Ansagen machte Peter Wanner, Verleger der AZ Medien: «Sechs Prozent der Gebühren für die Privaten reichen nicht, acht bis zehn sind notwendig.» Grosses Sparpotenzial sieht er beim SRG-Radio (weniger Sender). Wanner möchte Leistungsaufträge und träumt von einer eigenen «Tagesschau» der Regionalsender. Rickli widersprach: «Die SRG macht eine gute ‹Tagesschau›. Es ist absurd, wenn aus dem gleichen Topf ein Konkurrenzprodukt machen will.» Immerhin begrüsst der Aargauer Verleger den Zugriff auf die Archiv-Schätze der SRG. Unterhaltungssendungen braucht es laut Wanner in deren Programmen nicht. Allerdings müsste er in dem Fall mehr bieten als «SwissDinner» oder «Boser&Böser».

Unterschiedliche Auffassungen gibt es zum Thema Web-only (am Beispiel von «Zwei am Morge»). Wanner: «Darf die SRG auch noch Inhalte produzieren, die sie nicht linear ausstrahlt? Was der Markt schon macht, muss die SRG nicht auch noch produzieren.» Rickli stimmte zu. Wanner weiter: «Es gibt eine Wettbewerbsverzerrung, wenn der SRG alles erlaubt wird. Der 1,2-Milliarden-Koloss kann alles erdrücken. Es geht darum, am Monopol der SRG zu rütteln.» CVP-Nationalrat Martin Candinas: «Wir Rätoromanen brauchen Web-only, diese Möglichkeit muss bestehen. Vor allem dann, wenn ein Sender abgestellt würde. Man muss dort hingehen, wo die Zuschauer sind, und die sind im Internet.»

Einig war sich die Runde, dass die SRG im Internet keine zeitungsähnlichen Inhalte anbieten darf und sich (werbefrei) auf audiovisuelle Angebote zu beschränken hat. Begrüsst wird, dass die SRG auf zielgruppenspezifische Werbung verzichtet. Stichwort Admeira: Von Austritt keine Rede mehr. SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (hat sich in den letzten Monaten beachtliche Deutschkenntnisse angeeignet) bezeichnete das Vermarktungsunternehmen im Interview als «gute Strategie». Er möchte weitere Medien in dieser Firma begrüssen. Peter Wanner schmunzelte zum Schluss. Nachdem Tamedia die Goldbach Group übernommen hat, scheint er für Admeira plötzlich Sympathien zu hegen.


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