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02.12.2017

SRF

Sehnsucht nach Hüppi und Russi

Wer Stefan Hofmänner und Marc Girardelli zuhört, vermisst das frühere Dream-Team.
von René Hildbrand

31 Jahre kommentierten Matthias Hüppi und Bernhard Russi im Schweizer Fernsehen die alpinen Skirennen der Männer. Eine Idealbesetzung. Nach der WM im Februar machten die beiden Schluss. Sie waren bis zu ihrem letzten Einsatz lebhaft wie Popcorn in der Pfanne. Stefan Hofmänner und Marc Girardelli sind ihre Nachfolger (persoenlich.com berichtete). Die erste Bilanz ist sehr durchzogen.

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Der im Rheintal lebende Vorarlberger Girardelli gewann in den 1980er und 1990er-Jahren (für Luxemburg) vier WM- Goldmedaillen, fünfmal den Gesamtweltcup und 46 Weltcup- Rennen. Ein toller Sportler und ein netter Mensch. Hat er als Nachfolger der Legende Bernhard Russi bei SRF die richtige Nebenbeschäftigung gefunden? Fraglich, eher nein. 

Bereits nach seinen ersten TV-Einsätzen spaltete er die Ski-Schweiz: «Fehlbesetzung», «Schlaftablette», «Langweiler» schrieben «Blick»-Leser  in den letzten Tagen über ihn. Eine Leserin könnte sich noch eher Peach Weber als Co-Kommentator vorstellen. 

Am Freitag habe ich mir das Kommentatoren-Duo während dem Super-G der Männer aus Breaver Creek (USA) angehört. Mit Stefan Hofmänner kann ich als Zuschauer leben. Auch wenn er nicht an die Klasse von Matthias Hüppi herankommt.

Marc Girardelli ist als Fachmann unbestritten, aber er kommentiert srf: so richtig fad. Derartig langweilig, dass es beinahe originell wirkt. Überdies: Mit seinem Dialekt-Gemisch ist er akustisch teils schwer verständlich. Oft nuschelt er und verschluckt Silben. Kommentieren ist halt wie Skispringen: man weiss nie, wie man ankommt. Und: Nur Kommentatoren, die selbst brennen, können Feuer in den Zuschauern entfachen.

Warum sich die SRF-Chefs nach dem Casting für Marc Girardelli entschieden hatten, bleibt wohl ihr Geheimnis. Bekannt ist, dass sich auch Bruno Kernen, Didier Cuche und Marco Büchel (hat Erfahrung als Ko-Kommentator bei Radio und TV) für den Job interessierten.

Um TV-Kommentatoren zu ertragen, hilft die Geduld. Lassen wir diese in der Vorweihnachtszeit ihre Arbeit tun. Geduld ist die Kunst, nur langsam hässig zu werden. Geduld haben allerdings auch Fernsehzuschauer nur dann, wenn sie hoffen können.


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