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06.01.2020

SRF

«Tagesschau» im tiefen Winterschlaf

Mit der Berichterstattung über den Schlagabtausch zwischen den USA und dem Iran hat SRF versagt.

Wohin führt der Konflikt zwischen den USA und dem Iran? Die Lage spitzt sich nach den wechselseitigen Drohungen immer weiter zu. Weltweit steigt die Sorge um einen neuen Krieg. Die Hauptausgabe der SRF-«Tagesschau» begnügte sich am Sonntag weitestgehend mit Zusammenfassungen. Und mit einem Interview mit Philippe Welti, dem ehemaligen Schweizer Botschafter in Teheran. Sein Gespräch mit dem «Sonntags-Blick» hatte ich schon am frühen Morgen gelesen. Dieses war aufschlussreicher.

Statt Berichte und Einschätzungen, vor allem von SRF-Korrespondenten sowie von weiteren Experten, habe ich in dieser «Tagesschau» eine Menge über kostenpflichtiges Recycling von Altkarton erfahren. Schweizer Radio und Fernsehen prahlen in ihrem Online-Prospekt: «SRF pflegt ein weltumspannendes Korrespondentennetz von rund 60 fest stationierten und reisenden Korrespondenten auf sechs Kontinenten für Informationen aus erster Hand und aus der jeweiligen Region. Eine Leistung, die nur noch wenige europäische Service-public-Anbieter anbieten.» Soso. Damit hatte die SRG auch gerne und häufig vor der No-Billag-Abstimmung geworben. Und diese gewonnen.

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Kalamitäten nehmen keine Rücksicht auf Feiertage. Wo waren sie denn am vergangenen Wochenende, die enorm teuren SRF-Auslandberichterstatter mit ihren «Informationen aus erster Hand»? Im tiefen Winterschlaf oder noch beim Festtagsschmaus? Auf welcher Reise befanden sich Trump-Kritikaster wie Peter Düggeli & Co.? Sie geniessen wohl noch immer ihre Weihnachtsferien. Kommt dazu, dass der Wochenend-Dienst beim und für den Sender am Leutschenbach sehr unbeliebt ist. Das war schon immer so. Darum und nicht etwa wegen schwachen Nachrichtenlagen ist die «Tagesschau» vor allem am Sonntag häufig sackschwach.

Wie haben ausländische Sender über die Explosion im Nahost-Konflikt informiert? So, wie es sein muss und erwartet werden darf. Die ARD-«Tagesschau» berichtete ausführlich darüber und brachte in Live-Schaltungen Erklärungen, Einschätzungen und Kommentare ihrer kompetenten Korrespondenten in Teheran und Washington. So machte es auch das ZDF. Und das in allen Ausgaben des «Heute-Journal». Etwas weniger ausführlich war RTL, aber immerhin mit einem Bericht des Washington-Korrespondenten. Beispielhaft der ORF. Mit Korrespondentenberichten aus Washington und dem Nahen Osten. Am späteren Abend diskutierten am runden Tisch im Wiener TV-Zentrum Top-Experten die gefährliche aktuelle Lage und mögliche Auswirkungen auf Europa.

Die Produzenten der SRF-«Tagesschau» sollten mal über ihr Unvermögen schlafen. Aber bitte nicht am Arbeitsplatz.


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