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27.01.2020

TV-Kritik

«The Voice»-Premiere wenig ergiebig

Das Erfolgsformat läuft nun auf 3+. Die erste Sendung brachte aber erst ein grosses Talent hervor.

Seit bald zehn Jahren ist die Gesangs-Castingshow «The Voice» ein Quoten-Hit. Und das weltweit. Wie viele andere Formate wurde auch dieser Blockbuster vom holländischen TV-Produzenten John de Mol entwickelt. Das Schweizer Fernsehen gab die Show vor über fünf Jahren auf. Eine Chance für den Privatsender 3+. Und der macht es auch nicht schlecht. Groovy, dass Jungtalente wieder eine TV-Chance bekommen, um vielleicht ihre Träume verwirklichen zu können.

In der ersten Sendung am Montag war alles dabei: Von der Rockröhre bis zum 68-jährigen Grossvater, einem Mundart- und Country-Sänger, oder einer Schlagersängerin/Jodlerin mit «Atemlos». Die Nachtigall in deren Brust ist klein, aber sie wohnt sehr schön. Weitaus am meisten überzeugt hat der 18-jährige St. Galler Remo Forrer. Er begeisterte Publikum und Juroren mit dem Song «Someone You Loved» des Schotten Lewis Capaldi. Der Titel war ein kommerzieller Erfolg, er hielt sich wochenlang auf Platz eins in der UK Single Chart. Beim «The Voice»-Kandidaten Remo stimmt die Stimme, die Seele klingt mit. Er hat sich nach dem Auftritt für Noah Veraguth («Pegasus») als Coach entschieden.

In die nächste Runde geschafft hat es auch die Schaffhauser Metalsängerin Jacky. Die 30-Jährige kam mit dem Midtempo-Rocktitel «Highway To Hell» von AC/DC sehr gut an. Ihr lauter Gesang könnte statt auf CD mit Seismographen aufgenommen werden. Die Rockerin lässt sich von den Büetzer Buebe unter die Fittiche nehmen. Wie in allen vergleichbaren Castingshows singen auch bei «The Voice Of Switzerland» die allermeisten Kandidatinnen und Kandidaten so, wie es viele können. Durchschnittlich, halt.

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Zur Jury: Am besten gefallen haben mir bei der Premiere die fachlichen Beurteilungen von DJ Antoine und Noah Veraguth. Anna Rossinelli (Lieblingsausdrücke: «megageil» und «vollgeil») ist vorlaut, ebenso wie Trauffer von den Büezer-Buebe. Bei ihm kommt dazu, dass er speziell im ersten Teil der Sendung überdrehte und sich in den Vordergrund drängte, um ja schon gleich am Anfang aufzufallen. Unangenehm. Sein Kumpel Gölä gefiel mir besser. Dieser kann zuhören und legte sogar einen Spagat aufs Parkett. Respekt. Mit den Jungtalenten geht die Jury motivierend und wohlwollend um, teils zu charmant. Ein Quäntchen Bohlen würde der Show aber gut tun.

Die Moderatoren-Duo Max Loong und Christa Rigozzi hält sich so weit wie möglich im Hintergrund. Prima so. Loong ist ein Sympathieträger und in der Schweiz zu wenig zu sehen. Viola Tami in der SRF-Version hatte mir sehr viel besser gefallen als die Tessiner Ex-Miss Schweiz. Suboptimal: Die Off-Stimme in dieser Sendung tönt so, als hätte der Sprecher ein nasses Handtuch über das Mikrofon gelegt.

Fazit: Die aufwendige Show auf 3+ ist zum Erfolg verdammt. Denn sie ist extrem teuer. Und mit Werbung nicht refinanzierbar. Zwölf Sendungen kostete SRF schliesslich rund zehn Millionen Franken.


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