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12.12.2018

SRF

Von goldigen Athleten und «bösen» Medien

Franz Fischlin diskutierte mit seinen Gästen im «Medienclub» ein wenig brisantes Thema – einschläfernd.
von René Hildbrand

Das war nun wirklich nicht das Problem, das den Leuten in diesem für die Medienbranche so schwierigen und ereignisreichen Jahr unter den Nägeln brannte. «Die Hassliebe zwischen Sport und Medien» lautete das Thema im SRF-«Medienclub». Unsauber, ja unlauter der mehrmals ausgestrahlte Trailer zu dieser Sendung. Hauptaussage: «Wer gewinnt, wird gefeiert, wer verliert vernichtet!» Vernichtet? Wie bitte? Wer denn? Wann denn? Wo denn?

Die gallige Behauptung konnte in der Sendung kein einziges Mal belegt oder gestützt werden. Es gab von den Gästen keine Medienschelte, kein Bashing. Die ehemalige Spitzenkunstturnerin Ariella Kaeslin erklärte gleich zu Beginn: «Ich wurde immer gut behandelt von den Medien.» Und später: «Ich musste mich nie wehren.»

Gewohnt brillant im Auftritt und sachlich in der Diskussion war Sportberater Bernhard Heusler. Der ehemalige Präsident des FC Basel sagte überzeugend: «Im hoch kommerzialisierten Fussballgeschäft werden Gehälter in der Dimension von Top-Managern bezahlt. Wir im Fussballgeschäft können das ganze Geld letztlich nur generieren über die Medien, über die Übersteigerung und Übertreibung dieses Sports. In diesem Umfeld ist ganz klar, dass sich ein Fussballprofi damit auseinandersetzen muss, dass er öffentlich ist. Und dass die Medien keine Einbahnstrasse sind.» Kritik äusserte Heusler an Reaktionen auf den Fussballsport in den sozialen Medien: «Dort findet man eine Respektlosigkeit, die einem zu schaffen macht.»

Weitestgehend aus den sozialen Medien verabschiedet hat sich inzwischen Lara Gut-Behrami. Sie gab sich im eingespielten Interview mehr selbst- als medienkritisch. Sie sagte: «Ich lese nicht mehr, was über mich geschrieben wird.» Wirklich?

Im Vorfeld des Medienclubs versprochen aber in der Sendung nicht eingehalten und diskutiert wurde der Aspekt, wie die Spitzensportler von der medialen Präsenz profitieren. Wie dadurch ihr Bekanntheitsgrad steigt. Und ihr Marktwert hochgeht.

Franz Fischlin hat sich über eine Stunde vergeblich abgestrampelt. «Was nehmt Ihr mit?», fragte er zum Schluss seine Gäste. Diese waren ziemlich ratlos. Den Zuschauern wird es ebenso ergangen sein.


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