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Die Krux des Ganzen

von Matthias Ackeret

Es ist eine besondere Art der Kommunikation: Noch bevor die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über das Sparprogramm und die Entlassungswelle detailliert informiert werden, gibt SRG-Direktor Gilles Marchand im Blick ein ausführliches Interview, das es sogar auf den Titel der Boulevardzeitung schaffte. Was zumindest beweist, für welches Verlagshaus die SRG-Oberen Sympathien hegen, Marchand war früher Chef von Ringier Romandie. Alte Liebe, so scheint es, rostet nicht.

Das Positive vorweg: Selten hat ein Medienmanager so detailliert – und ohne Umschweife – über seine Sanierungspläne informiert. Dies entspricht wohl auch der Mentalität des sympathischen und auch eloquenten Romands an der Spitze der SRG. Kein Geschwurbel, kein Abwägen, sondern eine direkte Ansage.

Darin liegt aber bereits die Krux des Ganzen. Informiert die SRG über ihre Sparpläne, schwingt immer eine gewisse Wehleidigkeit über den medialen Wandel und die Werbeverluste mit. Dabei kann man sich des unterschwelligen Eindrucks nicht ganz erwehren, dass die SRG-Chefs oftmals vergessen, wer eigentlich für ihre Einnahmen aufkommt: nämlich die Zuschauerinnen und Zuschauer, ja praktisch alle Bewohnerinnen und Bewohner des Landes, wie auch die meisten Unternehmen, die alljährlich einen schönen Gebührenbatzen für das Programmangebot zahlen.

Insgesamt sind dies rund 1,2 Milliarden Franken, also drei Viertel des ganzen Budgets. Dafür möchte man als Zahlender aber auch seine Gegenleistung und möchte nicht nur von überteuerten Fussballrechten, abgesetzten Sendungen und Samstagabendshows hören, sondern auch von Innovationen im programmlichen Bereich, der eigentlichen und auch unbestrittenen Stärke des Unternehmens.

Dabei ist es schlussendlich egal, ob diese in Zürich, Bern, Basel, Lausanne oder Genf produziert werden. Ob der Verweis auf die Wunderformel «Service public» auch in Zukunft allen politischen Widerständen trotzt, ist zu bezweifeln. Ein privates Medienhaus hat es ungleich schwieriger: Alljährlich absolviert man eine Zitterparty, ob die Abos verlängert werden oder nicht. Und diese Entscheidung hat sehr viel mit Inhalten und der Qualität des Mediums zu tun.

Dass der Medienwandel stattfindet, ist unbestritten. Dies zeigt sich in der Art von Marchands Verlautbarung: Diese fand weder in den SRG-adäquaten Medien Radio und Fernsehen statt, sondern in den Blick-Medien und zwar online, der zukünftigen Domäne der SRG, und – man staune – auf dem bewährten Zeitungspapier.


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