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Ein Podcast, der diesen Namen verdient

von Christian Beck

Edi wollte schon als Kind Profifussballer werden. Weil er kein Geld für richtige Fussballschuhe hatte, klaute er welche. Das war der eigentliche Startschuss für seine Karriere als Krimineller. Edi klaute, was das Zeug hält. Edi wurde zum Einbrecher. Edi wurde zum Drogendealer. Edi wurde zum Zuhälter. Nichts liess er aus. Und immer wieder wurde er erwischt. Edi kannte die Gerichtssäle wie seine Westentasche. Die Schweizer Gefängnisse lernte er nur zu gut kennen. Allesamt von innen. Edi war aber nicht nur Einbrecher. Edi war auch Ausbrecher.
 
In sechs Teilen à 20 bis 30 Minuten zeichnet die neue Podcast-Serie «Edi – Leben am Limit» die Verbrecherkarriere nach. Und wie. «Wir sind beim Produzieren und im Storytelling neue Wege gegangen», sagte Susanne Witzig, Programmentwicklerin Radio SRF, in einem persoenlich.com-Interview. Recht hat sie. Die Podcast-Serie enthält viele Elemente, die man in dieser Kombination so noch nie gehört hat.
 
Es gibt da einerseits den Sprecher, die Off-Stimme, die durch die Geschichte führt. Viel packender aber sind die Stimmen der beiden SRF-Journalistinnen Sabine Meyer und Patricia Banzer. Die beiden haben die Geschichte recherchiert. Und die Zuhörerin und der Zuhörer ist hautnah bei der Recherche dabei. Man kriegt mit, wie sich Meyer und Banzer miteinander austauschen. Wie sie einander anrufen, wenn sie einen weiteren Puzzlestein der Geschichte hinzufügen konnten. Die Idee, die Recherchearbeit in den Podcast einfliessen zu lassen, ist genial.
 
Und da sind auch die O-Töne der Protagonisten: Ausschnitte aus Interviews mit Verbrecher Edi (Name geändert), mit seiner Schwester, seinem Verteidiger, seiner Mutter… Dadurch wirkt alles sehr authentisch. Immer mehr ist vom Leben des Ganoven Edi zu erfahren. Aber auch davon, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Und von den wenigen Glücksmomenten in seinem Leben. Vom Lottogewinn. Von der Malerei. Von Liebeleien. Und wie es Edi immer wieder irgendwie hinkriegte, alles zu vermasseln. Die Geschichte ist so abstrus, dass nicht nur die Zuhörenden, sondern auch die SRF-Journalistinnen manchmal ihre Zweifel haben. Schön, dass Meyer und Banzer ihre Zweifel offen darlegen.
 
«Edi» ist nicht einfach eine Radiosendung, die vorne und hinten abgeschnitten und so ins Netz gestellt wurde. «Edi» ist eine wirkliche Podcast-Serie, die eigens zu diesem Zweck produziert wurde. International boomen Podcasts schon lange. Die Schweiz hinkt hinterher. Wenn aber SRF und auch andere Produzenten mehr Audiogeschichten à la «Edi» erzählen, gibt es bald auch in der Schweiz ganz viele Podcast-Fans. Seit «Edi» ist es mindestens ein Fan mehr.



Christian Beck ist Redaktor bei persoenlich.com.

 


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