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30.01.2018

SRF

Cina-Blabla bei «Schawinski»

Plan- und sorglos äusserte sich der oberste SRG-Boss in der SRF-Talkshow zur No-Billag-Initiative.
von René Hildbrand

«Schawinski» ist die Sendung, bei der ich nicht begreife, dass sie Zuschauer verloren hat. Die neue Ausgabe war entlarvend. Sie hat definitiv gezeigt, dass SRG-Präsident Jean-Michel Cina von Radio und Fernsehen so viel versteht wie ein Pferd vom Harfenspielen. Und dass er keine Visionen hat. Merke: Ein Boss ohne Visionen führt nicht.

Nein, Roger Schawinski hat Cina nicht mit Samthandschuhen angepackt. Aber aus dem phrasendreschenden Freestyle-Denker war nichts rauszuholen. Cina (schaut kaum fern) hörte zu, was Schawinski sagte. Aber er wollte nicht verstehen, was dieser meinte. Mit guten Umfragewerten im Rücken war der nette Walliser aufgedrehter, aber auch entspannter als in der «Arena» zu «No Billag».

Was habe ich vom Vorsteher der bedrohten SRG erfahren? Dank Cina weiss ich endlich, dass die SRG einen «Leistungsauftrag» hat und «wichtig ist für den nationalen Zusammenhalt». Dass es bei den Medien ein «verändertes Nutzungsverhalten» gibt. Dass man in der SRG «Lösungen angestrebt» und dass «diskutiert» wird. Dass es im Verwaltungsrat zu Veränderungen kam und Ausschüsse gebildet worden sind. Dass die SRG bereit ist, ihre Admeira-Anteile zu verkaufen (persoenlich.com berichtete). Dass sich die SRG gewandelt habe und «Reformbedarf da ist». Wo, hat der Präsident nicht verraten. Weil er es – samt seinen Gspänli von der Generaldirektion – offenbar selber nicht weiss. Oder sich nicht wirklich um eine Reorganisation und Verschlankung bemüht. Selbst wenn an der Berner Giacomettistrasse Zukunftsbilder da wären: Visionen ohne Aktionen bleiben Illusionen.

Wäre Cina clever oder zumindest gut beraten gewesen, hätte er die Chance gepackt und Schawinskis Zuschauern knapp fünf Wochen vor der Abstimmung eins, zwei Zückerli serviert. Direkt nach der Sendung spürte ich die Versuchung, am 4. März ein Ja einzulegen. Nach einem halbstündigen Nachtspaziergang mit dem Dackel meines Nachbarn hatte ich mich wieder beruhigt. Lumpi schaut zwar gerne Tierfilme, ansonsten versteht auch nichts von Medien. Aber zum Runterfahren ist ein Bummel mit ihm gesünder als Walliser Wein.


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