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05.11.2018

SRF

Ratlosigkeit nach Feministinnen-Abend

Auch die neueste Ausgabe von «Arena/Reporter» hätte sich das Schweizer Fernsehen sparen können.
von René Hildbrand

Das SRF-Sonntagsprogramm wurde auf den Kopf gestellt – für das Thema Frauenkampf. Der «Tatort» musste ins zweite Programm weichen. Auf SRF 1 lief der Film «Die göttliche Ordnung» über das einstige Ringen für das Schweizer Frauenstimmrecht. Danach gab es eine reine Frauenrunde in «Arena/Reporter» – mit vier «efrauzipierten» Damen zwischen 28 und 79 Jahren.

Im «Reporter»-Beitrag wurde die Youtuberin Tamara Wernli vorgestellt und begleitet. Gesellschaftliche Reizthemen sind ihr Fachgebiet, und sie warnt auf ihrem Kanal: «Nicht geeignet für schnell beleidigte Gemüter.» Die polarisierende Videobloggerin und Kolumnistin sagt, dass es den Feminismus in der heutigen Form nicht braucht und rief den Frauen in der Studio-Diskussion zu: «Hört auf mit eurer Opferrolle! Wir haben die Chancengleichheit. Wir Frauen sind keine schutzlosen Rehlein.»

Danach ging es um Beruf und Mutterschaft und gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit. Die ehemalige CVP-Nationalrätin und Frauenrechtlerin Rosmarie Zapfl sowie MySports-Chefin Steffi Buchli betonten, es gäbe noch viel zu tun. Buchli: «Ich musste lernen, für meinen Lohn zu kämpfen.» Juso-Präsidentin Tamara Funiciello wies auf geringe Löhne von Pflegerinnen hin, «während Hedgefonds-Manager weiss de Gugger was verdienen». Will ich das alles am Sonntagabend hören? Nein.

Zum Schluss war wie erwartet noch die MeToo-Debatte dran, kürzlich schon Thema im «Club» (persoenlich.com berichtete). Wernli findet, dass viele Fälle zu einer «Hexenjagd gegen Männer» führten, Zapfl konterte: «Mächtige Männer können sich alles erlauben.»

Erneut wurde in dieser Sendung ziemlich viel Wind gemacht. Neues, Überraschendes erfahren? Nada. Es war so interessant wie ein zweistündiges Referat über saure Milch. Die Frauen gingen in der Diskussion jovial miteinander um. Selbst Funiciello war artig. Die Juso-Präsidentin wirbelt ja sonst häufig mehr Staub auf, als ihre Partei schlucken kann. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass sich Moderator Jonas Projer in dieser Sendung nicht sonderlich wohl fühlte, und die Zeit lieber mit seiner Frau und den fünf gemeinsamen Kindern verbracht hätte. Das sollte er künftig jeden Sonntagabend tun.


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