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05.08.2018

SRF

Weiterer CH-«Tatort» zum Vergessen

Wackelbilder und tollkühne Kameraschwenks: SRF ist der Krimi erneut völlig missraten.

Gut gemacht, ARD. Um möglichst wenige Zuschauer 90 lange Minuten unnötig zu plagen, wurde die neue Schweizer «Tatort»-Folge («Die Musik stirbt zuletzt») mitten in die zuschauerarmen Sommerferien versenkt. Die neue Sonntagskrimi-Saison beginnt nämlich erst in drei Wochen. Neben Bettlägerigen, Bewohnern von Seniorenheimen oder Insassen von Gefängnissen dürften nur wenige weitere tapfere Betrachter zugeschaltet haben. Miese Quote garantiert. Die Hitze hat zusätzlich dazu beigetragen.

7-Die-Tatort-Musik-stirbt-zuletzt

Die Produzenten erlaubten dem Regisseur und Autor Dani Levy ein filmisches Experiment: Die Geschichte, die während eines Konzertes im KKL spielt, wurde in Echtzeit erzählt, der «Tatort» also in einer einzigen Kameraeinstellung gedreht, ganz ohne nachfolgende Schnitte. Das hatte so ähnlich schon 1948 der britische Starregisseur Alfred Hitchcock mit seinem erste Farbfilm «Rope» («Cocktail für eine Leiche») ausprobiert  -  und das Kammerspiel im Nachhinein bitter bereut.

Dani Levys riskantes Unterfangen ist gründlich misslungen. Wir sahen oft Wackelbilder wie vor 25 Jahren beim Start der regionalen TV-Sender und erlebten teils geradezu tollkühne Kameraschwenks. Verworren, zu konstruiert oft unlogisch bis abstrus der schwer verdauliche Fall: Ein Benefizkonzert im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) sollte den in Konzentrationslagern umgekommenen Juden gedenken. Eingeladen zum Anlass hat der steinreiche Mäzen Walter Loving (blendend gespielt vom 84-jährigen Österreicher Hans Hollmann). Der Patriarch soll vielen Juden das Leben gerettet haben. Doch dahinter verbirgt sich ein dunkles Geheimnis, das während dem Konzert aufbricht.

Es gab Beschuldigungen, Bedrohungen, einen Giftanschlag, eine lächerliche Verfolgungsjagd, aber keine Leiche. Wie sagt der geständige Walter Loving am Schluss: «Scheitern und Erfolg sind Geschwister.» Auch auf diesen Schweizer Sonntagskrimi trifft das erste zu.

Auch wenn sie öffentlich nicht dazu stehen: Die Schweizer «Tatort»-Häuptlinge wissen seit vielen Jahren, dass ihre Krimis auch in Deutschland und Österreich mehr schlecht als recht ankommen. Darum ist es noch unbegreiflicher, dass mit einem hektischen One-Take-Streifen voll auf Risiko gesetzt wurde. Oder war es pure Verzweiflung?

 

 


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