18.02.2015

Löhne

Lohnt es sich für Frauen, in der Werbebranche zu arbeiten?

Beim Lohn scheinen die Verhältnisse fair, wie die Umfrage bei den Agenturchefs zeigt.
Löhne: Lohnt es sich für Frauen, in der Werbebranche zu arbeiten?

Gleiche Löhne für Mann und Frau sollten in der Schweiz selbstverständlich sein, sollte man meinen. Doch laut der aktuellsten Erhebung des Bundesamts für Statistik verdienen Frauen noch immer 18,9 Prozent weniger als Männer, trotz gleicher Position und Ausbildung. Auch wenn ein gewisser Teil der Ungleichheit nachvollziehbar sei, etwa durch Dienstjahre, Stellung im Betrieb oder Ausbildungsniveau, bleibe ein gewisser Teil unerklärbar, sagt Andrea Gisler. Die Präsidentin der Zürcher Frauenzentrale verweist zudem auf eine Studie des Schweizerischen Nationalfonds, die zum Ergebnis kommt: Die Lohndiskriminierung beträgt bereits beim Berufseinstieg 7 Prozent (persoenlich.com berichtete)

Deshalb, und um auf die grosse Demonstration vom 8. März zum Internationalen Tag der Frau in Bern hinzuweisen, lancierten die Frauenzentrale Zürich und die Werbeagentur Publicis eine auffällige Werbekampagne mit Gegenständen, die je nach Geschlecht unterschiedlich viel kosten (persoenlich.com berichtete). Gelten solche Ungleichheiten auch für die Werbebranche? Persoenlich.com hat bei den grössten Schweizer Agenturen nachgefragt:

Andy Stäheli, CEO Leo Burnett Schweiz

"Die Entlöhnung darf in keinem Fall eine Frage des Geschlechts sein. Seit Gründung der Agentur im Jahr 2002 orientieren wir uns ausschliesslich an den Fähigkeiten, der Erfahrung, der Ausbildung, der Funktion, dem Engagement, dem Commitment und an der Verantwortungsintensität der Mitarbeitenden. Mit diesen Variablen schliessen wir Lohndiskriminierung und Beliebigkeit zwischen den Geschlechtern konsequent aus."

 

Frank Lang, Managing Director Goldbach Interactive

"Bei uns gibt es keinerlei Geschlechterunterschiede. Frauen wie Männer werden nach Ausbildung, Alter und Praxiserfahrung in unserem Lohnsystem eingeschätzt und entlohnt."

 

Andreas Widmer, CEO Y&R Group Switzerland

"Wir unterscheiden nicht zwischen Geschlechtern, sondern eher nach Funktionen. Dass es zu leichte Unterschiede geben kann, würde ich natürlich nicht ganz ausschliessen, versuchen wir aber zu verhindern. Löhne sind bei uns unter anderem abhängig von Ausbildung, Erfahrung, Einsatz und natürlich Marktverfügbarkeit (z.B. IT)."

 

Curdin Janett, CEO Publicis

„Bei Publicis wird der Grundsatz „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ eingehalten. Wir arbeiten dazu mit jobbezogenen Lohnbandbreiten und überprüfen uns selber regelmässig. Das eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann hat dazu ein Tool entwickelt, dass sich Logib nennt. Etwas aufwändig, aber durchaus praktikabel.  So kann man sicherstellen, dass man nicht vom gefassten Grundsatz abweicht.“

 

Roman Hirsbrunner, CEO Jung von Matt/Limmat


"Lohnunterschiede sind bei Jung von Matt/Limmat abhängig von Position und Erfahrung. Bei uns spielt das Geschlecht keine Rolle. Aktuell arbeiten bei uns 32 Frauen und 44 Männer. Wir sind im Vergleich zu anderen Branchen also ziemlich ausgeglichen, was die Verteilung nach Geschlecht anbelangt. Was aber ein Fakt ist: Analog zur Gesamtwirtschaft gibt es bei Agenturen tendenziell weniger Frauen in einer Geschäftsleitungsfunktion. Wir haben aufgrund der Anfrage von persoenlich.com die Lohnsummen aller vergleichbaren Positionen nach Geschlecht ausgewertet. Und siehe da: Frauen verdienen bei Jung von Matt/Limmat bei gleicher Position durchschnittlich sogar 1.5 Prozent mehr! Die von der Kampagne angesprochene "20-Prozent-Differenz" gibt es bei uns also nicht."

 

Frank Bodin, CEO Havas Worldwide Zürich/Genève


"Bei uns basieren seit je her alle Löhne auf Grund der Funktion und Erfahrung. Die Löhne und Lohngleichheit werden jährlich überprüft. Es gibt keine Lohndifferenz aufgrund des Geschlechts."

 

Geri Aebi, CEO Wirz

"Vorerst einmal: Hammer-Kampagne. Oder eben Hammerin-Kampagne von Publicis. Was unsere Branche betrifft, so glaube ich schon lange, dass wir punkto Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern eher eine Ausnahme sind. Das Einzige, was letztlich zählt, ist die Leistung. Egal, ob in der Beratung, Kreation oder Produktion. Ich habe jedenfalls noch nie darum eine Frau statt einen Mann eingestellt, weil sie günstiger war – sondern immer nur, weil sie besser war. Insofern bin ich überzeugt, dass bei Wirz auf allen Ebenen weitgehend Lohngleichheit herrscht. Von den Lernenden und Praktikanten bis zum Management. Was allerdings immer wieder auffällt: Männer sind oft deutlich forscher in ihren Forderungen nach Lohnerhöhungen als Frauen. Dabei zeigen sie zumindest deutlich öfter ein Selbstbewusstsein, das nicht unbedingt mit den zu honorierenden Leistungen übereinstimmt."

Umfrage: Edith Hollenstein, Bild oben: Keystone, Gaetan Bally

 


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