25.02.2014

Bitcoin

Handelsplattform Mt.Gox verschwunden

Die Täter infizierten Computer mit einem Schadprogramm namens "Pony".

Handelt es sich um eine Superpanne oder sogar um einen gross angelegten Diebstahl? Bitcoin-Anleger, die ihr virtuelles Geld bei der Handelsplattform Mt.Gox hinterlegt haben, machen sich ernste Sorgen um ihre Einlagen. Die Börse ist seit Dienstag nicht mehr aufzurufen.

Nutzer bekamen unter der Internetadresse mtgox.com nur noch eine leere Seite zu sehen. Die Plattform, eine der ältesten und wichtigsten für den Handel mit Bitcoins, hatte vor zweieinhalb Wochen alle ihre Aktivitäten gestoppt. Das Unternehmen begründete dies mit einem Softwarefehler. Darauf folgte die Mitteilung, Mt.Gox habe den Sitz "aus Sicherheitsgründen" nach Tokio verlegt, dieser Umzug habe zu Verzögerungen bei der Lösung der technischen Probleme geführt.
 
Eine Stellungnahme des Unternehmens zu ihrem Systemausfall gibt es bislang nicht. Die japanische Finanzaufsicht, zuständig für Banken, Versicherungen und Häuser, die mit realen Werten an Börsen handeln, versicherte: "Wir konnten nichts tun."
 
Laut Branche ein Einzelfall 
Die Konkurrenten Coinbase, Kraken, BitStamp, Circle, und BTC China kritisierten Mt.Gox in einer gemeinsamen Stellungnahme scharf und bemühten sich, weiteren Schaden abzuwenden. Mt.Gox habe das Vertrauen seiner Nutzer in tragischer Weise verletzt, doch es handle sich um einen Einzelfall.
 
"Wie in jeder neuen Branche gibt es Betrüger, die ausgemerzt werden müssen, und so etwas erleben wir heute", erklärten die Firmen. Bei Mt.Gox habe es an Sicherheit und Transparenz gemangelt. Es gebe aber hunderte vertrauenswürdiger und verantwortungsvoller Firmen. Die Negativschlagzeilen über das Digitalgeld, das im vergangenen Jahr extreme Popularität erlangt hatte und bis auf ein Rekordhoch von 1203 Dollar gestiegen war, reissen nicht ab.
 
Schadprogramm im Umlauf 
Für zusätzliche Verunsicherung sorgte die Meldung der US-Firma Trustwave, Kriminelle hätten zahlreiche Computer mit einem Schadprogramm namens "Pony" infiziert und damit ein kriminelles Netzwerk, Botnet genannt, geschaffen.
 
Die Bande habe es auf den Bitcoin, aber auch andere virtuelle Währungen wie LiteCoin, FeatherCoin und 27 andere abgesehen. Die Cyber-Bande sei zwischen September 2013 und Mitte Januar 2014 aktiv gewesen. Es seien virtuelle Währungen im Wert von 220'000 Dollar gestohlen worden.
 
Vor kurzem waren bereits Sicherheitsprobleme bei der deutschen Handelsplattform Bitcoin.de bekannt worden. Geschäftsführer Oliver Flaskämper machte eine Schwachstelle der Bitcoin-Software verantwortlich. Ende 2013 hatten Handelsbeschränkungen in China und Warnungen von Finanzaufsehern und Notenbanken den Bitcoin zurückgeworfen.
 
Community reagierte bestürzt 
Die Community reagierte auf die Mt.Gox-Affäre bestürzt. "Das dürfte es dann jetzt gewesen sein", heisst es im Forum bitcointalk.org. Die Digitalwährung war bereits massiv unter Druck, bevor Mt.Gox von der Bildfläche verschwand. Auf Plattformen wie CoinDesk war ein Bitcoin am Dienstagnachmittag noch rund 500 Dollar wert.
 
Die virtuelle Währung Bitcoin war im Jahr 2009 als Antwort auf die Finanzkrise erfunden worden. Geschaffen hat sie ein unbekannter Programmierer, der eine von Staaten, Zentralbanken und anderen Finanzinstituten eine unabhängige Währung wollte. Das virtuelle Geld wird in komplizierten Rechen-Prozessen auf den Computern der Nutzer erzeugt. Es kommt vor allem bei Zahlungen im Internet zum Einsatz.
 
Die Menge der umlaufenden Bitcoins soll einmal auf 21 Millionen begrenzt werden. Dadurch erhoffen sich Nutzer einen vom früheren Goldstandard inspirierten Inflationsschutz. Bislang sind etwa 12,4 Millionen Bitcoins entstanden. (sda)


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