02.12.2013

Layzapp

Jungunternehmer will TV-Erlebnis revolutionieren

Mit der Second-Screen-App "Layzapp" hat der 25-jährige Lukas Hotz zusammen mit vier Partnern und einem achtköpfigen Entwicklerteam einen individuellen Begleiter für Fernseh-Zuschauer geschaffen. Die App wurde am TV 2.0 Summit, der Ende November in Zürich stattfand, erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und wird kurz vor Weihnachten erhältlich sein. Gratis, übrigens. Im Interview mit persoenlich.com erklärt Hotz, wie Sponsoren Layzapp als offene Tür ins Wohnzimmer der Zuschauer nutzen können und weshalb auch TV-Sender von der App profitieren.
Layzapp: Jungunternehmer will TV-Erlebnis revolutionieren

Herr Hotz, Layzapp möchte das TV-Erlebnis revolutionieren, indem es Nutzer mit intelligenten Zusatzinformationen zu Fernsehinhalten beliefert. Wie funktioniert das konkret?
Der Zuschauer sitzt zuhause vor dem Fernseher und hat sein Tablet oder – zu einem späteren Zeitpunkt – sein Smartphone in der Hand. Layzapp nimmt das Audiosignal auf, welches dann zu einem Fingerprint verarbeitet wird. Dieser wird wiederum an unsere Server geschickt und mit den Fingerprints der Live-Signale verglichen. EPG-Daten liefern uns erste Stichworte, um die Suche nach Zusatzinformationen im Internet zu beginnen. Diese werden dem Nutzer dann zurückgeschickt.

Das klingt nach einem sehr komplizierten und langen Ablauf.
Die Audiosignale auf unseren Servern werden innert Sekundenbruchteilen in Fingerprints umgewandelt. Dasselbe passiert auch laufend auf dem Tablet, wodurch nur möglichst geringe Datenmengen miteinader verglichen werden. Dies wiederum ist sehr zeiteffizient.

Und welche Informationen werden danach zurückgeschickt?
Alles Mögliche, was im Internet zur Sendung zu finden ist, die man gerade schaut. Um die besten Infos zu bekommen, haben wir eigene Suchalgorithmen entwickelt. Diese suchen beispielsweise nach Bildern, Videos oder Artikeln, aber auch nach Social-Media-Einträgen, etwa wenn bei Germanys Next Topmodel tausend Personen über ein bestimmtes Kleid diskutieren.

Die armen Männer, die mit solchen Informationen zugeschüttet werden.
Unmittelbar nach dem App-Download erhält man tatsächlich noch alle Infos rund um eine Sendung, die wir relevant finden. Mit der Zeit lernt die App aber vom Nutzungsverhalten. Wenn jemand nie Social-Media-Inhalte anklickt, werden Sie mit der Zeit nicht mehr geschickt. Das Kernstück sind die intelligenten Algorithmen und diese werden auch nie fertig sein, sondern laufend verbessert. Das Ziel: Jeder hat seinen individuellen Begleiter beim Fernsehschauen. Bei jedem sieht die App anders aus.

Sie sagen, Layzapp sei die Second-Screen-App der "zweiten Generation": Was bedeutet das?
Unter der ersten Generation verstehe ich alles, was jetzt bereits auf dem Markt ist. Dies sind vorwiegend Social-TV-Apps, wo mehrere Personen, welche die gleiche Sendung schauen, parallel miteinander chatten können. Die Apps sind oft auf die soziale Interaktion begrenzt, zusätzliche Infos werden redaktionell verfasst und reingestellt. Zudem fehlt die Personalisierung, die wir mit Layzapp gewährleisten.

Dann gibt es derzeit keine wirkliche Konkurrenz?
In deutschsprachigen Raum sehen wir tatsächlich keine grosse Konkurrenz im Markt, da nur Apps der ersten Generation vorhanden sind. Die grösste Social-TV-App ist wohl Zapitano, welche sich aber mehr auf Klatsch und Tratsch konzentriert. International ist Zeebox unsere grösste Konkurrenz, da man hier neben dem sozialen Faktor auch mehr Wert auf Zusatzinformationen legt. Auch wir wollen langfristig in den angelsächsischen Markt und behalten Zeebox daher gut im Auge. Die App ist meiner Meinung nach aber ziemlich überladen. Unsere ist sehr reduziert, einfach zu bedienen und auf den Inhalt fokussiert.

Eine weitere Konkurrenz sind Downloads. Vor allem viele Junge schauen heute kaum noch fern. Sie laden die Filme herunter und schauen diese dann, wenn sie es wollen.
Diesem veränderten Nutzerverhalten sind wir uns durchaus bewusst. Wir möchten deshalb mit der Zeit auch "On Demand" abdecken. Zudem sehen wir das grösste Potenzial bei Events, zum Beispiel im Bereich Sport und Liveshows. Ein Fussballspiel möchte man nicht am Tag danach schauen. Bei Filmen ist die Aufmerksamkeit generell stärker auf dem First Screen.

Auch bei Werbung geht die Konzentration oft vom Fernseher weg auf einen anderen Bildschirm.
Das stimmt. Hier sehen wir ebenfalls grosses Potenzial. Denn wenn eine Firma genau zu diesem Zeitpunkt Werbung auf dem Tablet schalten kann, lässt sich der Mediengap schliessen. Zudem wird die Hürde kleiner, um beispielsweise etwas zu kaufen, weil man das dann direkt über die App machen könnte. Da Layzapp gratis ist, möchten wir uns langfristig hauptsächlich über Werbung finanzieren. Ein zweites Standbein kann die Lizenzierung des Algorithmus sein. Einige grosse TV-Sender haben bereits Interesse daran bekundet. Denn Sendungen redaktionell zu begleiten ist für die Sender mit grossem Aufwand verbunden. Dank unserem Algorithmus können alle Sendungen kosteneffizient begleitet werden, da dieser automatisch spannende Inhalte aus dem Internet findet.

Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Derzeit arbeiten gut zwölf Personen mehr oder weniger rund um die Uhr für Layzapp. Wie wird das finanziert?
Wir haben unsere Idee einem sogenannten "Angel Investor" vorgestellt. Er war begeistert und finanziert die ganze Entwicklung. Natürlich ist auch eine grosse Portion Vertrauen in das Produkt und das Team nötig, wofür wir ihm äusserst dankbar sind.

Er scheint an Ihren Erfolg zu glauben: Warum ist denn jetzt genau der richtige Zeitpunkt für Layzapp?
Es gibt schon einige Second-Screen-Apps, sie haben sich im deutschsprachigen Raum jedoch noch nicht durchgesetzt. In der Fachbranche spricht man schon lange über das Thema Second Screen, bei den Leuten ist es noch nicht angekommen. 

Wird es denn je ankommen?
Ja, das Bewusstsein kommt langsam. Denn das Witzige ist: Die Leute nutzen ja Second Screens bereits, das belegen Studien. Sie haben ihre Geräte, die sie parallel nutzen, suchen aber selber über Google nach Zusatzinfos. Das wird die Herausforderung: Die Leute davon überzeugen, dass genau dasselbe mit unserer App jetzt viel einfacher geht.

Sie präsentierten Ihre App am TV 2.0 Summit einem Fachpublikum. Aber genau diese Personen, die sich bereits mit dem Thema Second Screen beschäftigen, sind ja nicht Ihre Hauptzielgruppe. Wie machen Sie die "normalen" Leute auf Layzapp aufmerksam?
Wir wollen in die TV-Communities reinkommen, wie etwa in jene der Sendungen "Köln 50667", "GZSZ" und "How I Met Your Mother" oder in Netzwerke von Sportfans. Diese haben enorm viele Facebook-Fans, die wir gezielt angehen werden. Die App-Inhalte kann man zudem auf Facebook oder Twitter teilen. Wir arbeiten auch mit einer Agentur aus Deutschland zusammen, die uns Präsenz in Zeitungen verschaffen soll. Dank Partnerschaften mit Events erhalten wir zusätzliche Medienpräsenz über deren Kanäle.

Arbeiten Sie auch mit TV-Sendern zusammen?
Ja, auch hier vor allem im Bereich Events. Dia App läuft zwar automatisch, doch die Veranstalter selber haben natürlich noch mehr relevante Zusatzinformationen als das Internet. Zudem kann unsere App für Sponsoren auch eine offene Tür ins Wohnzimmer der Zuschauer sein. Das macht es sehr spannend.

Was wird die grösste Herausforderung nach dem Launch?
Ganz klar: Die Leute zum Download zu bewegen und dazu, die App auch längerfristig zu nutzen. Das wollen wir erreichen, indem wir sie mit wirklich relevanten Infos beliefern. Wir müssen deshalb von Anfang an gut sein und uns sukzessive verbessern. Die Personalisierung ist eine weitere Herausforderung. Denn man soll die App irgendwann auch unabhängig vom Fernseher benutzen und relevante Infos erhalten können. Es gibt noch einiges zu tun und es wird nicht einfach, doch genau darum ist das Projekt so spannend.

Warum gehen Sie dieses Risiko überhaupt ein?
Ich wollte schon immer etwas bewirken und deshalb nicht in einer grossen Firma als "einer unter vielen" arbeiten. Man steht jeden Morgen gerne auf, wenn man für seinen eigenen Traum arbeiten darf. 

Interview: Seraina Etter


Layzapp wird ab dem 18. oder 19. Dezember in den Schweizer App-Stores erhältlich sein. Bereits jetzt kann man sich auf layzapp.com für die Beta-Version anmelden.

 


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