26.03.2014

Facebook

Setzt mit Milliardenzukauf auf Datenbrillen

Das Soziale Netzwerk übernimmt den Spezialisten Oculus VR.

Sind Datenbrillen das nächste grosse Ding? Facebook-Gründer Mark Zuckerberg jedenfalls ist davon überzeugt und kauft für bis zu 2,3 Milliarden Dollar den Spezialisten Oculus VR. Nur wenige Wochen nach dem Deal mit WhatsApp fädelt Zuckerberg damit bereits den nächsten Milliarden-Zukauf ein.

Die erst vor zwei Jahren gegründete Oculus VR stellt Datenbrillen her, mit denen Nutzer bei Computerspielen in eine virtuelle Realität eintauchen können. Viele Experten rechnen damit, dass solche tragbaren Geräte nach Smartphone und Tablet-PC den nächsten Innovationsschub in der Branche auslösen werden.

Erste Beteiligung von Facebook an Hardware-Unternehmen
"Wir gehen eine langfristige Wette ein, dass eine umfassende, virtuelle und erweiterte Realität ein Teil des Alltags der Menschen wird", sagte Zuckerberg am Dienstagabend. "Oculus hat die Chance, die sozialste Plattform aller Zeiten zu erschaffen und damit die Art und Weise zu verändern, wie wir arbeiten, spielen und kommunizieren." In der Vergangenheit war dem 29-Jährigen vorgeworfen worden, er habe verschlafen, dass immer mehr Internetnutzer auf ihr Smartphone setzen und den PC ausgeschaltet lassen.

Mit der Übernahme von Oculus VR steigt das weltgrösste soziale Netz erstmals in ein Hardware-Unternehmen ein. Facebook zahlt für Oculus VR 400 Millionen Dollar in bar und etwa 1,6 Milliarden Dollar in eigenen Aktien. Hinzu kommen später bis zu 300 Millionen Dollar, wenn bestimmte Ziele erreicht werden, wie Facebook nach Börsenschluss mitteilte.

Erst Prototypen
Oculus VR hat bislang kein serienreifes Produkt auf den Markt gebracht. Das Unternehmen hat jedoch mehr als 40'000 Entwickler-Versionen seiner Rift genannten Computerbrille verkauft und mit der Technologie grosses Interesse der Fachpresse auf sich gezogen.

Die Datenbrille gaukelt dem Benutzer über zwei kleine, getrennte Bildschirme eine 3D-Umgebung vor, die sich entsprechend der Kopfbewegungen verändert. Während das Gerät mit dem Aussehen einer überdimensionierten Skibrille zuerst vor allem für Spiele verwendet werden dürfte, hofft das Unternehmen auch in anderen Bereichen auf den Durchbruch einer virtuell geschaffenen Realität.

Die Brille ist bereits seit 2012 in Arbeit. Ihre Erfinder hatten sich damals zunächst 2,4 Millionen Dollar von Internet-Nutzern bei der Online-Plattform Kickstarter beschafft. Inzwischen waren insgesamt über 90 Millionen Dollar in die Firma gesteckt worden.

Oculus VR soll im kalifornischen Irvine beheimatet bleiben und damit nicht in die Firmenzentrale von Facebook nach Menlo Park umziehen. Zuckerberg hatte zuvor auch WhatsApp grösstmögliche Eigenständigkeit zugesichert.

Auch Google und Sony im Geschäft
Facebook hat auch eine grosse Spiele-Plattform, die von "Oculus Rift" profitieren könnte. Zuckerberg erklärte jedoch, es gebe noch jede Menge weitere Anwendungsmöglichkeiten für solche Datenbrillen über das Spielen hinaus. Sportfans könnten sich die besten Plätze im Stadion sichern, virtuelles Lernen würde verbessert oder Konversationen mit dem Arzt. Man fühle sich "wahrhaft anwesend".

Auch andere Konzerne befassen sich mit der Technologie. Google kündigte am Dienstag eine Kooperation mit dem Ray-Ban-Sonnenbrillenhersteller Luxottica an, um seine Computerbrille attraktiver zu machen.

Die neuen Brillen auf Basis der Google-Glass-Technik sollen 2015 auf den Markt kommen. Über eine drahtlose Verbindung mit dem Smartphone kann die Datenbrille Videos aufnehmen, sowie E-Mails und andere Inhalte aus dem Internet darstellen.

Sony stellte in der vergangenen Woche einen Prototypen einer Datenbrille mit Namen "Project Morpheus" vor. Nutzer der Playstation 4 können sich mit dieser Brille in virtuelle Spielewelten einklinken. Weder Oculus VR noch Sony haben bislang ein Datum für die Markteinführung genannt. (sda)


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