25.05.2023

Künstliche Intelligenz

So soll die Politik sensibilisiert werden

Mit Fotos aus der Google-Suche lassen sich heute in Sekundenschnelle automatisiert neue Fake-Bilder generieren. Mit einem KI-Experiment will die Agentur Feinheit über das Risiko von politischem Negative Campaigning aufklären.
Künstliche Intelligenz: So soll die Politik sensibilisiert werden
Diese 32 Porträtbilder wurden vollautomatisiert von einem KI-Generator erstellt. (Bild: zVg)

Künstliche Intelligenz (KI) oder Machine Learning macht gerade rasante Fortschritte: Mittlerweile lassen sich innert Sekunden fotorealistische Bilder generieren – etwa von bekannten Schweizer Politikerinnen und Politikern. Um deutlich zu machen, wie täuschend echt diese Bilder sind, hat Feinheit das KI-Experiment «Fake or Not» ins Leben gerufen, wie es in einer Mitteilung heisst.

Dabei gibt sie einem KI-Generator den Auftrag, Porträtbilder der 46 Ständerätinnen und Ständeräte zu erstellen. Grundlage dafür sind Fotos der Politikerinnen und Politiker aus der Google-Suche, die der Generator absaugt. Alles läuft komplett automatisiert ab. Auf der «Fake or Not»-Seite von Feinheit lassen sich echte und generierte Bilder vergleichen. «Das Ergebnis ist verblüffend – und mit minimalen menschlichen Eingriffen wären die Ergebnisse noch frappanter», heisst es.

Der Gedanke hinter dem Experiment

Mit dem Experiment will Feinheit aufklären darüber, dass sich heute fotorealistische Bilder in rasantem Tempo, in grosser Menge und in hoher Qualität erstellen lassen – und darüber, dass dies jede und jeder mit einem Internetzugang kann. Neu muss man sich weder mit Bildbearbeitungsprogrammen auskennen, noch viel Zeit investieren.

Feinheit-Verwaltungsratspräsident Moritz Zumbühl betont: «KI bringt ganz fantastische Chancen mit sich, von denen wir begeistert sind. Aber wir sehen auch die grossen Risiken, gerade wenn Machine Learning für politisches Negative Campaigning eingesetzt wird.» So hat die Agentur vor kurzem im SRF Kulturplatz demonstriert, wie mit Machine Learning zum Beispiel ein Parteipräsident beim Randalieren gezeigt werden kann.

Aufforderung an die Parteien

Verfängliche Fake-Bilder von Politikerinnen und Politikern sind also schnell produziert, KI-generierte Texte rasch geschrieben. Wenn diese im Wahlkampf strategisch verbreitet werden, um Menschen zu schaden, kann dies die öffentliche Debatte und Meinungsbildung beeinträchtigen. Die Leiterin von AlgorithmWatch CH, Angela Müller, sagt: «Es geht nicht darum, KI zu verbieten. Aber wir brauchen klare gesetzliche Spielregeln, unter welchen Bedingungen KI-Systeme entwickelt und eingesetzt werden dürfen.»

Bis zu den nationalen Wahlen im Herbst wird es aber noch keine solchen Regeln geben. Deshalb fordern Feinheit und AlgorithmWatch CH die Schweizer Parteien auf, im Wahlkampf Transparenz zu schaffen – und insbesondere keine künstliche Intelligenz für Negativ-Kampagnen einzusetzen. (pd/cbe)


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