15.02.2024

Grand Prix Literatur

Autor Klaus Merz wird ausgezeichnet

Das Bundesamt für Kultur würdigt das Lebenswerk des Aargauers mit der höchsten literarischen Auszeichnung. Dorothea Trottenberg darf sich über den Spezialpreis Übersetzung freuen.
Grand Prix Literatur: Autor Klaus Merz wird ausgezeichnet
Klaus Merz erhält den Schweizer Grand Prix Literatur 2024. (Bilder: BAK/Julien Chavaillaz)

«Mit dem Aargauer Autor wird eine eher leise, jedoch umso eindringlichere und gewichtige Stimme ausgezeichnet, die einen Echoraum weit über die Schweizer Grenzen hinaus findet», begründete das Bundesamt für Kultur (BAK) am Donnerstag den Preis für Klaus Merz. Sein «vielseitiges Oeuvre» umfasst von Lyrik über Prosa bis zu Kinderbücher eine grosse Bandbreite. Der Schweizer Grand Prix Literatur ist mit 40'000 Franken dotiert, und ehrt das Gesamtwerk der Ausgezeichneten.

«Klaus Merz lässt sich Zeit, sodass Erlebtes einsinken kann, bis es sich langsam verwandelt zu Literatur», schreibt das BAK weiter. Es bezeichnet Merz' Roman «Jakob schläft» von 1997 als «Meisterwerk», welches ihm zum internationalen Durchbruch verhalf. Der Literaturwissenschaftler Peter von Matt sagte dazu, die Erzählung sei trotz ihrer Prosaform «ein Gedicht». Der Roman erzählt eine Familiengeschichte um die Leerstelle eines bei der Geburt verstorbenen Bruders. Klaus Merz genügen jeweils wenige Worte für ein vollendetes Gedicht.

Traurig und heiter

Beim Schreiben gehe es ihm um «Gedächtnis. Liebe. Einsicht.», sagte Merz 2020 gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Und Wut. Sein erster Gedichtband «Mit gesammelter Blindheit» erschien 1967. Mit «Noch Licht im Haus» veröffentlichte er 2023 sein jüngstes Werk. Dazwischen liegen rund dreissig Bücher, in denen er immer wieder um Krankheit und Tod kreist, aber auch «lichtvolle Heiterkeit» fänden ihren Platz, so das BAK.

Sein Schaffen brachte dem 78-Jährigen eine Vielzahl von Preisen ein, darunter drei Mal den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung etwa für «Jakob schläft» (1997) oder «Los» (2005), den Gottfried-Keller-Preis für sein Gesamtwerk (2004) oder den Solothurner Literaturpreis (1996), zuletzt den Christine-Lavant-Preis (2018). Und nun folgt mit dem Grand Prix Literatur 2024 eine der renommiertesten schweizerischen Auszeichnungen.

Den Spezialpreis Übersetzung 2024 verleiht das BAK der schweizerisch-deutschen Dorothea Trottenberg, an «eine der produktivsten freischaffenden Übersetzerinnen der Deutschschweiz», wie es in der Mitteilung heisst. Auch diese Auszeichnung ist mit 40'000 Franken dotiert. Sie wird alle zwei Jahre, abwechselnd mit dem Spezialpreis Vermittlung verliehen.

Übersetzerin und Dozentin

Trottenberg überträgt russische Literatur ins Deutsche, von Klassikern bis zu zeitgenössischen Werken. Übersetzt hat sie beispielsweise «Krieg und und Frieden» von Leo Tolstoi, Autoren wie Nikolaj Gogol, Anton Tschechow oder Ivan Turgenev. Zu den zeitgenössischen Autorinnen, die sie übersetzt hat, zählen Elena Chizhova oder Maria Rybakova. Seit 2005 beschäftigt sich Trottenberg mit der Übersetzung des Gesamtwerks von Iwan Bunin; zehn Bände sind bereits erschienen.

Die gebürtige Deutsche arbeitet neben ihren Übersetzungen an der Universitätsbibliothek Basel als Fachreferentin für Slawistik und Osteuropa-Studien. Sie absolvierte ursprünglich eine Ausbildung als Bibliothekarin, bevor sie Slawistik in Köln und St. Petersburg studierte. Der Deutsche Literaturfonds hat ihr 2012 den Paul-Celan-Preis verliehen, eine der wichtigsten Auszeichnungen für Literaturübersetzungen ins Deutsche.

Schweizer Literaturpreise 2024

Die diesjährigen Schweizer Literaturpreise verleiht das BAK Bessora für «Vous, les ancêtres», Jérémie Gindre für «Tombola», Judith Keller für «Wilde Manöver», Dominic Oppliger für «giftland», Claudia Quadri für «Infanzia e bestiario», Ed Wige für «Milch Lait Latte Mleko» und Ivna Žic für «Wahrscheinliche Herkünfte». Diese mit je 25'000 Franken verbundenen Werkpreise ehren Schweizer Autorinnen und Autoren für ihre zwischen September 2022 und Oktober 2023 erschienenen Bücher.

Das BAK vergibt diese Preise für schweizerische Literatur seit 2012; es berücksichtigt dabei alle Sprachregionen der Schweiz sowie die unterschiedlichen literarischen Genres. Verliehen werden die Auszeichnungen am 10. Mai im Rahmen der Solothurner Literaturtage. (sda/cbe)


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