Herr Kastenmüller, Sie haben ein Stück im Programm, das dem Nationalrat Roger Köppel einen Geist austreiben will. Was ist Ihnen durch den Kopf, als Ihnen das Stück erstmals unter die Augen gekommen ist?
Der Abend findet im Rahmen unseres gerade stattfindenden Festivals «Krieg und Frieden: how artists approach war» statt. Die Veranstaltung ist eine unter vielen. Es handelt sich nicht um ein Stück, sondern ein Kunstaktion. An dieser arbeitet das «Zentrum für politische Schönheit» gerade noch.
Die Künstlergruppe ruft öffentlich dazu auf, am Donnerstag vor Köppels Privathaus zu kommen und stinkende Fische mitzubringen. Der Mann hat Frau und Kinder – können Sie das als Theaterdirektor verantworten?
Falls die Aktion irgendeinen rechtlichen Rahmen überschreiten sollte, sind wir als Theater natürlich in der Verantwortung und werden entsprechend handeln.
Verstehen Sie die Kritik, die sich nun ausbreitet?
Wenn Sie sachlich ist und etwas in Erfahrung bringen will, natürlich. Auch wenn Sie emotional ist.
Das Künstlerkollektiv argumentiert mit der Verletzung von Gesetzesartikeln durch Köppel und die SVP. Haben Sie die Künstleraktion ebenfalls juristisch abgeklärt?
Haben wir.
Hätten Sie das Stück auch bewilligt, wenn im Fokus ein linker Politiker gestanden wäre?
Absolut.
Nun hat schon der verstorbene Regisseur Christoph Schlingensief dasselbe vor Jahren mit Christoph Blocher gemacht. Handelt es jetzt im Neumarkttheater nicht einfach um ein Plagiat?
Das ZPS sieht sich durchaus in der Tradition von Christoph Schlingensief. Dazu bekennen die Beteiligten sich auch und daraus nehmen sie ihre Inspiration. Ihre Arbeitsweise ist aber durchaus eine andere.
Die SVP fordert nun ihrerseits, dass Ihnen die Subventionen durch den Steuerzahler in Höhe von jährlich 5,4 Millionen Franken gestrichen werden. Müssen Sie um die Existenz Ihres Theaters bangen?
Die SVP hat grundsätzlich ein kritisches Verhältnis zu Subventionen. Auch ohne diese Aktion.
Wie viele Tickets wurden vorreserviert?
Bisher über 70.
Wo sind die Grenzen künstlerischer Freiheit?
Da, wo sie die Freiheit des anderen beschneiden.
Bild: zVg/Caspar Urban Weber
KOMMENTARE
16.03.2016 19:17 Uhr
16.03.2016 19:12 Uhr
16.03.2016 16:54 Uhr