08.04.2024

KlimaSeniorinnen

Dokfilm «Trop chaud» dank Crowdfunding gratis online

Die europaweit für Aufsehen sorgende Klage des Vereins KlimaSeniorinnen gegen die Schweiz kommt auf die Leinwand. Mitinitiant und Co-Autor Daniel Hitzig erklärt, warum es ein Film sein muss, was er kostet und woher das Geld kommen soll.
KlimaSeniorinnen: Dokfilm «Trop chaud» dank Crowdfunding gratis online
«Wir haken auf beiden Seiten kritisch nach»: Daniel Hitzig steht hinter dem Dokfilm «Trop chaud». (Bild: zVg)

Am Dienstag, 9. April, wird der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) sein Urteil zur Klage der sogenannten KlimaSeniorinnen bekanntgeben. Das Gericht in Strassburg wird die Frage beurteilen, ob die Schweiz die Menschenrechte von Schweizer Seniorinnen verletzt, weil sie nicht genug für den Schutz von deren Gesundheit tut.

Nun soll ein Dokumentarfilm das gesamte Verfahren bis zum höchstinstanzlichen Entscheid dokumentieren. «Der Film soll uns allen Hoffnung machen, dass im Kampf gegen die Klimakrise längst nicht alle Mittel ausgeschöpft sind», erklärt Regisseur und Co-Autor Benjamin Weiss gemäss einer Medienmitteilung die Intention seines Werks. Die 70-minütige Produktion mit dem Titel «Trop chaud – KlimaSeniorinnen gegen die Schweiz» werde bis im Herbst 2024 fertiggestellt, heisst es weiter.

Von der Machart her soll mit «Trop chaud» ein «klassischer» Dokfilm entstehen. «Wir orientieren uns an journalistischen Kriterien», teilt Daniel Hitzig von Co-Produktionspartner Mattogrosso.tv auf Anfrage von persoenlich.com mit. «Wir haken auf beiden Seiten kritisch nach. Keine relevante Frage wird ausgelassen», erklärt der ehemalige SF-DRS-Fernsehredaktor.

Mindestens 300'000 Franken gesucht

Der Film wird gratis im Web verfügbar sein, eine herkömmliche Kinoauswertung ist nicht geplant. Zur Finanzierung von «Trop chaud» läuft ab sofort eine Spendenkampagne. Mindestens 300’000 Schweizer Franken braucht es, um den Film zu realisieren.

Eine stattliche Summe, die da zusammenkommen soll. Was, wenn das Geld nicht zusammenkommt? «Wir haben von Anbeginn an das Potenzial dieses Films geglaubt, weshalb wir auch beträchtliche persönliche finanzielle Vorleistungen erbracht haben», gibt sich Daniel Hitzig optimistisch. So wurde die Anhörung der KlimaSeniorinnen vor dem EGMR in Strassburg vor einem Jahr oder die grosse Klimademo vor den Wahlen im Herbst 2023 ohne jegliche finanzielle Absicherung gedreht.

Neben kleineren Spenden durch Einzelpersonen versuchen die Filmemacher auch an sogenannte HNWI (high net worth individuals), also vermögende Einzelpersonen, zu gelangen. Und auch Stiftungen werden um Unterstützung ersucht.

Weniger Geld, kürzerer Film

Der Plan B für den Fall, dass die 300’000 Franken nicht zusammenkommen, lautet relativ einfach: «Kriegen wir nicht genug Geld zusammen, so wird ‹Trop chaud› kaum 70 Minuten lang werden, ausstehende Dreharbeiten in den Niederlanden und in Grossbritannien müssten wir zum Beispiel streichen», erklärt Daniel Hitzig.

300’000 Franken sollen es mindestens sein. Denn je mehr Geld die Co-Produktionspartner Hook Film und Mattogrosso zusätzlich zum Crowdfunding über Kulturfonds und Stiftungen mobilisieren können, desto aufwändiger kann der Film produziert werden, desto mehr Ressourcen können in ein europaweites digitales Marketing fliessen, ja eigentlich müsste es sogar ein weltweites Marketing sein. «Wirklich alle sind das Zielpublikum», so Hitzig. Wobei er relativiert: «Realistisch gesehen sind das Zielpublikum all jene, die der Meinung sind, Alarmismus oder gar Kopf-in-den-Sand-Stecken bringe uns nicht weiter.»

Film soll auf Tour gehen

Immerhin liegt mit der geplanten Gratisdistribution im Internet die Zugangshürde tief. «Gleichzeitig finden wir, dass ein guter Film auf eine grosse Leinwand gehört», sagt Daniel Hitzig. Darum gehe «Trop chaud» dann mit Mitgliedern des Vereins KlimaSeniorinnen auf Tournee. «Es soll also in allen Landesteilen Vorführungen des Films mit anschliessender Diskussion geben», so Hitzig.

Für die Protagonistinnen ist der Film mehr als «nur» eine Dokumentation ihrer Pioniertat. Sie erhoffen sich damit auch, andere zu Ähnlichem inspirieren und motivieren zu können. Rosmarie Wydler-Wälti, Co-Präsidentin der KlimaSeniorinnen: «Der Film soll über unser Land hinaus als Beispiel dienen, wie Betroffene sich zur Wehr setzen können.» (pd/nil)


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