04.04.2024

Literatur

Rotpunktverlag sucht Geld wegen «Durststrecke»

Steigende Kosten und eine sinkende Nachfrage machen dem Zürcher Rotpunktverlag zu schaffen. Der Verlag hat am Donnerstag ein Crowdfunding lanciert, um 100'000 Franken zu sammeln.

In den kommenden 29 Tagen will der Rotpunktverlag mit Sitz in Zürich 100'000 Franken sammeln. «Wir müssen eine Durststrecke überwinden», sagte Verlagsleiterin Patrizia Grab gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dem Unternehmen machen steigende Produktionskosten zu schaffen, darunter fallen das Drucken und Binden der Bücher. Rund 20 Prozent haben diese zugenommen, so Grab. Den Aufpreis könne der Verlag nicht einfach an die Kundschaft weitergeben.

«Die Leute haben wieder andere Hobbys»

Zudem sei während der Corona-Pandemie das Geschäft gut gelaufen, doch danach habe es nachgelassen. «Die Leute haben wieder andere Hobbys», sagte Grab. Die Verlagsförderung vom Bundesamt für Kultur reiche zudem nicht aus, um Lücken zu füllen. Auch keine Option des Sparens könne sein, weniger zu publizieren: «Wir können nicht einfach eine Saison aussetzen, sonst verlieren wir an Sichtbarkeit.»

Für die Verlagsleiterin ist zudem klar: Die Sichtbarkeit von Büchern nimmt medial tendenziell ab, die sozialen Medien als Ausgleich würden bei einem Verlag mit einem eher älteren Publikum nicht so gut funktionieren. «Wir sind kein Tik-Tok-Verlag», sagte Grab in Anspielung auf den Trend von Booktok. Auf der Plattform hat sich eine Community von Buchliebhaberinnen und -liebhabern gebildet. Der Fokus liegt dabei auf Belletristik. Der Rotpunkverlag ist spezialisiert auf Sach- und Wanderbücher.

Nicht erster Verlag mit Crowdfunding

Bereits in der Vergangenheit haben Verlage in der Schweiz auf Crowdfunding gesetzt, etwa der Comic-Verlag Edition Moderne oder der Dörlemann Verlag, der Literatur und Sachbücher herausgibt. Angst vor einer Abnützung habe man nicht, da es sich beim Rotpunktverlag um eine einmalige Aktion handeln soll. «Wir sind überzeugt, dass wir das hinkriegen», sagte Grab.

Die Umsätze im Deutschschweizer Buchmarkt haben 2023 stagniert, wie der Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verband Anfang März mitteilte. Der Gesamtumsatz lag bei 586,4 Millionen Franken, ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Diese Plus ergab sich aber nur, weil neu Geschäfte in den Report einbezogen wurden, die in den Vorjahren noch nicht drin waren. Es wurden insgesamt weniger Bücher verkauft. Der Handel konnte den Umsatz mittels Preiserhöhungen halten. (sda/nil)


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