17.07.2018

Bencivenga Flaviano/Mai 2018

Bencivenga Flaviano/Mai 2018

Flaviano Bencivenga hat mit seinem Bruder Bruno die Schuhmarke Navyboot gegründet und gross gemacht. Jetzt versucht er mit Benci Brothers, den Erfolg zu wiederholen, und will Deutschland erobern.
Bencivenga Flaviano/Mai 2018: Bencivenga Flaviano/Mai 2018

Herr Bencivenga, Sie sind sehr ambitiös, Zürich und die Schweiz sind für Ihre Firma mittlerweile zu klein. Jetzt planen Sie die Expansion nach Deutschland. Was waren Ihre Überlegungen?

Ich hatte immer den Wunsch, Benci Brothers in einer grösseren Stadt zu platzieren.

In einer grösseren als Zürich.

(Lacht.) Ja, unser Konzept ist international ausgerichtet. Ich könnte mir einen Benci-Brothers-Store in allen grösseren Städten von London über Paris bis Tokio und New York vorstellen. Darum wollte ich meinen nächsten Laden ausserhalb von Zürich eröffnen. Mit der Wahl von München haben wir den Vorteil, dass die bayerische Landeshauptstadt nicht weit von Zürich entfernt ist und wir die Entwicklung unseres Stores eng begleiten können.

Aber das Kaufverhalten in Deutschland ist völlig anders als in der Schweiz.

Unsere Schuhe sind ein Nischenprodukt. Diejenigen, die unsere Schuhe lieben, kaufen sie in der Schweiz, in Deutschland oder auch anderswo. Wir zielen überhaupt nicht auf den Massenmarkt ab.

Aber die Deutschen sind ja vor allem Schnäppchenjäger.

Das würde ich so nicht sagen. Schnäppchenjäger gibt es überall; diese gehören jedoch nicht zu unseren Kunden. Deswegen gibt es bei uns praktisch auch keine Rabattaktionen. Der Detailhandel betreibt einen ruinösen Preiskampf. Viele Geschäfte bieten mittlerweile während des ganzen Jahres Preisreduktionen an. Für mich ist dies aber unseriös. Warum soll ein Konsument am Ende noch einen regulären Preis bezahlen?

Wie gehen Sie bei der Realisierung Ihres ersten ausländischen Stores vor?

Die Wunsch-Location in München haben wir noch nicht gefunden, doch wir bekommen täglich gute Angebote. Da wir überhaupt nicht unter Zeitdruck stehen, ist es für uns wichtig, dass wir eine gute Lage zu einem erschwinglichen Mietpreis haben. Unser Ziel ist es, dieses Jahr in München zu starten. Erst wenn sich dieser Laden bewährt hat, werden wir einen zweiten in München eröffnen oder den Schritt in eine andere Stadt wagen. Um erfolgreich zu sein, braucht es eine lokale Verankerung. Dafür werden wir auch die nötigen Investitionen in die Kommunikation tätigen.

Sie verzichten vollständig auf Onlinehandel.

Ein bisschen salopp formuliert: Onlinehandel ist für mich wie virtueller Sex. Die menschliche Nähe ist für das Kauferlebnis aber unerlässlich. Wer auf Onlinehandel setzt, benötigt grundsätzlich auch keine eigenen Läden mehr. Dies mag bei Elektronikprodukten funktionieren, für ein sinnliches Produkt wie Benci-Brothers-Schuhe aber ganz sicher nicht. Die Harmonie in unseren Läden, aber auch der Service, die persönliche Beratung und die Leidenschaft sind für mich enorm wichtig und ein Erfolgsgarant. Momentan beschäftigen wir an unseren drei Zürcher Standorten achtzehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir vermitteln in unseren Läden auch ein Lebensgefühl und verkaufen nicht nur den «nackten» Schuh. Ziel ist es, den Käufer beim Kauf zu inspirieren. 


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