20.03.2019

Oetterli Thomas/November 2018

OETTERLI THOMAS, November 2018

Mit Schindler gewinnt ein äusserst traditionsreiches Schweizer Industrieunternehmen den GfM-Marketingpreis. 
Die 1874 in Luzern gegründete Firma ist mittlerweile weltweit der zweitgrösste Hersteller von Aufzugsanlagen und 
beschäftigt 63 500 Mitarbeiter. Das erste Halbjahr 2018 verlief hervorragend. «persönlich» hat sich mit Thomas 
Oetterli, CEO von Schindler, am Hauptsitz in Ebikon über die Herausforderungen des Liftgeschäfts unterhalten.
Oetterli Thomas/November 2018: OETTERLI THOMAS, November 2018

Herr Oetterli, herzliche Gratulation zum GfM-Marketingpreis 2018! Was bedeutet dieser für Schindler?
Es ist schön, dass wir für unsere Leistung Anerkennung bekommen. Oft werden Industrieunternehmen wie Schindler immer noch als etwas verstaubt und konservativ wahrgenommen. Deswegen waren die Freude und der Stolz auch so gross, als wir von der Auszeichnung erfahren haben.
 
Warum, glauben Sie, ist man ausgerechnet auf Schindler gekommen?
Dieser Preis zeigt uns, dass die Entwicklungen und Innovationen, die bei Schindler stattfinden, auf Beachtung stossen. Schindler brachte man früher nur mit dem Anlagenbau in Verbindung. Das hat sich aber geändert: Heute befindet sich unser Unternehmen auf dem direkten Weg in eine neue industrielle Revolution – Industrie 4.0 ist für uns sehr wichtig. Zudem agieren wir verstärkt in einem People-Business, bei dem es nicht nur darum geht, einen Aufzug zu verkaufen. Wir wollen vielmehr im Eins-zu-eins-Gespräch mit unseren Kunden ein Vertrauensverhältnis herstellen. Schliesslich handelt es sich bei einem Aufzug um eine kostenintensive Anschaffung, und dabei begleiten wir unsere Kunden immer persönlich auf jedem Schritt.
 
Heute steht bei den meisten Schweizer Liften «Schindler» drauf. Brauchen Sie überhaupt noch Marketing, um Ihre Marke bekannter zu machen?
Wer sich für einen Schindler-Lift entscheidet, kauft nicht nur einen Aufzug. Das Durchschnittsalter eines Liftes beträgt rund dreissig Jahre. Zum Vergleich: Würde das Durchschnittsalter eines Autos dreissig Jahre betragen, hätte man als Fahrer ein schlechtes Gefühl. Für uns stellt sich die Frage: Was müssen wir als Organisation oder als einzelner Mitarbeiter unternehmen, damit sich unsere Kunden nach dreissig Jahren in einem Schindler-Lift immer noch wohlfühlen?
 
Haben Sie eine Antwort?
Wir haben erkannt, dass der Wert einer Immobilie oftmals mit dem Zustand des Liftes in Verbindung gebracht wird. Befindet sich dieser in einem schlechten Zustand oder funktioniert dieser gar nicht, bleibt ein fahler Eindruck zurück – was bedeutet, dass die Werterhaltung einer Immobilie über drei Jahrzehnte hinweg sehr stark mit der Wartung und Pflege der Aufzüge zusammenhängt. Oder ganz einfach gesagt: Sobald der Lift installiert ist, beginnt für uns die Arbeit. Das klingt für einen Aussenstehenden widersprüchlich. Wenn man aber auf unseren Businessplan schaut, fällt lediglich ein Teil der gesamten Wertschöpfung auf die Installationsarbeiten, der restliche – grössere – Anteil erstreckt sich über Jahrzehnte auf die Wartung und Instandhaltung der Aufzüge. Die Aufrechterhaltung der Funktionalität ist mittlerweile unser Hauptgeschäft. Dieser Paradigmenwechsel war uns, ehrlich gesagt, anfänglich auch nicht immer ganz klar.


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