17.07.2018

Russi Bernhard/Januar Februar 2018

Russi Bernhard/Januar Februar 2018

Bernhard Russi ist ein Phänomen: Seit über 40 Jahren ist er der wohl beliebteste Sportler der Schweiz. Und dies lange vor Roger Federer. Jetzt bricht der Urner einmal mehr zu den Olympischen Spielen auf. Diesmal nach Südkorea, wo er die Abfahrtspiste baute. «persönlich» hat ihn vorher im Hotel «The Chedi» in Andermatt getroffen.
Russi Bernhard/Januar Februar 2018: Russi Bernhard/Januar Februar 2018

Herr Russi, Sie haben 38 Jahre lang die Skirennen des Schweizer Fernsehens kommentiert. Seit dieser Saison ist es vorbei. Haben Sie keine Entzugserscheinungen?
Nein. Ich getraue es mich fast nicht zu sagen, aber ich bin überglücklich, dass ich während des ganzen Winters am Wochenende nicht mehr arbeiten muss.

Warum haben Sie dies dann so lange gemacht?
(Lacht.) Diese Frage drängt sich auf. Es war wirklich eine wunderschöne und auch intensive Zeit. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich diesen Job so lange ausüben konnte. Aber jetzt freue ich mich über die neue Freiheit. Ich war als Zuschauer bei zwei Rennen dabei, zuletzt in Wengen.

Das Lauberhorn konnten Sie nie gewinnen.
Sie müssen nicht in dieser offenen Wunde bohren.

Entschuldigung, ich wollte Sie nicht brüskieren.
Nein, nein, rückblickend erinnert man sich nach einer Karriere, wie ich Sie erleben durfte, vor allem an die schönen Momente. Aber das ist – ehrlich gesagt – vor allem eine Schutzbehauptung. Es stinkt mir wahnsinnig, dass ich am Lauberhorn – obwohl es sehr knapp war – nie gewinnen konnte. Zu meiner Ehrenrettung muss ich aber sagen, dass in meinen besten Jahren, also 1971 und 1972, keine Lauberhornrennen stattfanden.

Wie hat sich der Skisport zwischen Ihrer aktiven Zeit und heute verändert?
Die Veränderungen kamen schleichend. Es gibt heute ganz andere Möglichkeiten und Maschinen, um eine Piste zu präparieren; nehmen wir nur den Kunstschnee. Dadurch wird die Unterlage viel härter und auch kompakter. Dies ermöglicht es, andere Materialien einzusetzen, was den Athleten auch physisch stärker macht. Ein Lauberhornrennen in zehn Jahren wird vollkommen anders sein.

Das heisst, es gibt noch Potenzial nach oben?
Selbstverständlich. Es kann gut sein, dass man sich im Jahre 2028 über die aufrechte Haltung, die Beat Feuz bei seiner Siegesfahrt am Lauberhorn hatte, wundert. Lästerer werden sogar einwerfen, dass es sich um eine Besichtigungsfahrt und nicht um ein Rennen gehandelt habe. Zudem hat das Interesse an den grossen Skirennen in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Es sind viel mehr Leute vor Ort als zu unserer Zeit, über eine Million Zuschauer verfolgte dieses Jahr das Rennen am Fernseher. Dies schafften wir nie


Download als PDF-Dokument

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren