14.08.2002

Weiterer Neukunde und erste Zwischenbilanz von SFLB

Am vergangenen 1. Juli startete das ehemalige Advico-Kader mit Spillmann, Felser, Leo Burnett. Nach Swiss Dairy Food und Swisscom vermeldet die junge Agentur heute den Zugang von Kuoni Reisen AG samt deren Günstigtochter Helvetic Tours. CEO Peter Felser (Bild) äussert sich im Gespräch mit "persoenlich.com" zu Neukunden, Mitarbeitern und den Plänen für die Zukunft. Das Interview:
Weiterer Neukunde und erste Zwischenbilanz von SFLB

Vor rund zwei Monaten sagten Sie uns, SFLB werde Advico keine Kunden abjagen. Mit Kuoni und Helvetic Tours haben Sie heute aber gleich einen der grössten übernommen. Wie kam es zu diesem Wortbruch?

Das ist kein Wortbruch, wir haben keine Kunden "übernommen". Es sind die Kunden, die entscheiden, mit wem sie zusammenarbeiten wollen. Dass Kunden, mit denen wir jahrelang erfolgreich zusammengearbeitet haben, das Gespräch mit uns gesucht haben und sich entschieden haben, weiterhin mit uns zu arbeiten, freut uns natürlich. Denn es zeigt, wie sehr Kunden unsere Arbeit schätzen.

Welche anderen Budgets können Sie vermelden?

Die bereits bekannten -- Swiss Dairy Food und Swisscom. Bei SDF betreuen wir die Marken Toni, Comella und diverse Käsesorten. Für Kuoni und Helvetic Tours werden wir jeweils die gesamte Markenwerbung machen. Und mit Swisscom zusammen definieren wir im Moment die konkreten Aufgaben. Zudem sind wir mit weiteren interessanten Auftraggebern im Gespräch.

SDF und Kuoni machten kürzlich negative Schlagzeilen. Spezialisieren Sie sich auf angeschlagene Firmen?

Das Börsenumfeld ist im Moment sehr schwierig, viele Firmen haben Probleme. Das eine sind aber die Finanzen, das andere die Marken. Und da sieht es bei beiden Kunden sehr gut aus: Toni ist das Premiumjogurt Nummer 1 und seit ein paar Wochen wieder national im Coop gelistet. Kuoni ist unangefochtener Marktleader in der Schweiz und Helvetic Tours legt seit Jahren zu. Die Marken sind also sackstark.

Wird es nun auch Kunden aus dem Netzwerk von Leo Burnett geben?

Es ist sehr gut möglich, dass in Zukunft die eine oder andere starke internationale Marke von uns betreut wird.

Bei unserem letzen Gespräch haben Sie allerdings noch gesagt, eine Übernahme von Leo-Burnett-Kunden sei zumindest am Anfang kein Ziel.

Das stimmt. Wir möchten in erster Linie eine selbständige Schweizer Kreativagentur sein und erst in zweiter Linie eine internationale Netzwerkagentur. Das ist übrigens auch ganz im Sinne von Leo Burnett. Mit dem Gewinn von drei Schweizer Traumkunden ist uns der Start in dieser Hinsicht ja nicht so schlecht geglückt.

Wie muss man sich die Zusammenarbeit mit Leo Burnett denn konkret vorstellen?

Dank der 20prozentigen Beteiligung von Leo Burnett haben wir Zugang zum kreativsten Netzwerk der Welt. Also zum Beispiel Zugang zu einer Datenbank, auf der täglich die neusten Kreationen der weltweit besten Agenturen und Regisseure aufgeschaltet werden. Auf konkreten Kundenprojekten haben wir mit Leo Burnett international bis jetzt noch nicht zusammengearbeitet.

Macht jetzt Starcom für Sie Media?

Einige Kunden arbeiten bereits mit einer eigenen Media-Agentur. Wo das nicht der Fall ist, bieten wir gerne Starcom-Adplus an. Das ist eine sehr professionelle Media-Agentur.

Wieviele Kollegen haben Sie von Advico übernommen? Und wen?

Wir haben keine Mitarbeiter "übernommen". Wir freuen uns aber sehr, dass folgende Arbeitskolleginnen und Kollegen wieder mit uns zusammenarbeiten wollten: Hélène Forster (AD), Pamela Hügli und Manuela Raue (Beratung), Nicole Musy (Administration), Mathias Babst (AD), Christian Baertschi (Beratung), Jürg Brechbühl (Texter), Stefan Ehrler (Texter), Patrik Rohner (AD) und Peter Schaefer (Beratung). Wir alle kennen uns seit vielen Jahren und haben eine sehr erfolgreiche Zeit zusammen verbracht.

Wie ist die Agentur organisiert?

Wir haben kein Organigramm und arbeiten trotzdem bestens zusammen. Jedenfalls, was die Werbung betrifft. Das Abwaschen der Kaffeetassen könnten wir organisatorisch noch verbessern. Aber ein bisschen Unordung hin und wieder ist uns lieber als Ämtlipläne erstellen zu müssen.

Wieviele Kunden fehlen Ihnen noch bis zum Break-Even?

Wir haben bei der Planung mit zwei bis drei Jahren Durststrecke gerechnet. Wir sind optimistisch, dass es vielleicht nicht ganz so lange dauert.

Wenn es so gut läuft: Was sagen Sie denn jenen Konkurrenten, die sich über die schlechte Konjunkturlage beklagen?

Die Ausgangslage ist völlig anders. Wir als Start-Up rechnen mit einer Durststrecke. Alle, die noch die Zahlen vom Rekordjahr 2000 als Massstab nehmen, für die ist die momentane Veränderung grösser und unerwarteter.

Was ist eigentlich mit Ihrer Website http://www.sflb.ch? Zur Zeit erscheint da ja gar nichts.

Wir sind froh, dass wir nach nur fünf Wochen bereits einen Film on air haben, den Spot für Toni im Glas. Das war uns das Allerwichtigste -- dass wir den Kunden von Anfang an Topqualität liefern können. Alles andere ist eigentlich Nebensache. Wir haben Computer, die laufen, E-Mail, das funktioniert und Telefone, die wir nicht nur abnehmen, sondern nach einem kleinen Kürsli sogar weiterleiten können. Wir sind also vielleicht noch nicht bereit fürs Internet, aber für Anrufe, das schon.


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