Das Umfeld für den Schweizerischen Lebensmittelmarkt ist härter, komplexer und anspruchsvoller geworden. Die Konsolidierung des Marktes hält weiter an. Coop und Migros beherrschen über 70 Prozent des Marktes und bauen ihre Marktanteile laufend aus. Dies geht aus einer Studie der Wirtschaftsprüfgesellschaft KPMG Schweiz hervor.
Convenience Shops
Die Verkaufsstellenstruktur hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Dem massiven Rückgang von kleinflächigen Quartierläden steht das Aufkommen der kleinflächigen "Convenience Shops" entgegen. Diese werden hauptsächlich an verkehrsgünstig gelegenen Orten in unmittelbarer Nähe zu Tankstellen oder Bahnhöfen betrieben. Das Erscheinungsbild der Branche steht in enger Wechselwirkung mit veränderten Konsumgewohnheiten, demographischen Trends und neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Der Markt für Convenience-Produkte ist in der Schweiz im Jahr 2002 um 7 Prozent gewachsen. Damit liegt die Schweiz vor Spanien, den Niederlanden und Frankreich, jedoch deutlich hinter Deutschland und Grossbritannien.
Hybride Kunden
Seit den achtziger und neunziger Jahren weist das Konsumverhalten der Gesellschaft zunehmend hedonistische Eigenschaften auf. Mit dem sogenannten "hybriden" Kunden entstand ein ganz neuer Konsumententypus. Der Erwerb von Konsumgütern dient heute der Selbstverwirklichung, hinzu kommt der Wunsch nach Konsumerlebnissen. Gleichzeitig verhält sich der hybride Kunde insbesondere beim Erwerb von Gütern des täglichen Bedarfs rational und ökonomisch.
Nutzen von längeren Ladenöffnungszeiten
Die Ladenöffnungszeiten haben in den letzten Jahren in der Schweiz immer wieder für Diskussionen gesorgt, da der Detailhandel gerne auf die veränderten Konsumgewohnheiten der Kunden eingehen und die Öffnungszeiten verlängern möchte. Eine Untersuchung des Kölner Instituts für Handelsforschung (IfH) bei 1014 mittelständischen deutschen Fachhändlern belegt, dass verlängerte Ladenöffnungszeiten zu einem verbesserten Betriebsergebnis führen. Die Personalkosten bleiben bei längeren Öffnungszeiten im Verhältnis zum Umsatz konstant, die Gesamtkosten sinken im Verhältnis zum Umsatz. Eine um eine Stunde verlängerte Ladenöffnungszeit verbessert nach den Angaben des IfH die Umsatzrendite statistisch um 0.14 Prozent.
Internationalisierung
Bereits heute konzentrieren sich die Hauptumsätze in drei der vier grossen europäischen Märkte (Frankreich, Deutschland, Grossbritannien) auf einige wenige Handelsunternehmen. Italien bildet eine Ausnahme. Eine starke Konzentration hat in den letzten Jahren auch in den Niederlanden stattgefunden, wo noch zwei Marktteilnehmer übrig sind, die zusammen 61 Prozent Marktanteil halten. Noch ausgeprägter ist die Konzentration im Schweizer Detailhandel. Die zwei Grossverteiler Coop und Migros halten zusammen 73 Prozent des Marktes. Eine Verkaufstelle der beiden Marktleader erzielt im Durchschnitt einen jährlichen Umsatz von 13 Millionen Franken gegenüber dem Durchschnittsumsatz eines Ladens der übrigen Detailhändler von rund 1.5 Millionen Franken.
"Die Internationalisierung erfasst jedoch auch den Schweizer Markt. Dies obwohl das Wachstumspotenzial gering ist und die Eintrittsbarrieren, unter anderem wegen der Verknappung von guten Standorten, hoch ist", sagt Jürg Meisterhans, Partner Wirtschaftsprüfung und verantwortlich für das Segment Retail and Consumer Products bei KPMG Schweiz. Beispiele dafür sind die Übernahme der Jumbo Märkte durch Carrefour sowie der -- noch unter Vorbehalt der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden stehende -- Mehrheitserwerb der Rewe an der "Bon appétit"-Gruppe.
Es sei zu erwarten, dass sich der Schweizer Lebensmittelmarkt weiter konsolidiert. Coop und Migros streben den weiteren Ausbau ihrer Marktanteile an, während Rewe die besten Vorraussetzungen hat, sich als klare Nummer 3 im Markt zu etablieren. "Der harte Kampf um Marktanteile wird für die Kunden wohl zwangsläufig tiefere Preise zur Folge haben", ist Jürg Meisterhans überzeugt.
