19.02.2004

"Jörg Brun, ist die Kannibalisierungs-Angst vom Tisch?

1996 fulminant gestartet, ist die M-Budget-Linie lange auf Sparflamme gehalten worden. Jetzt kommt der Relaunch: Mit vorerst 33 neuen Produkten soll die Positionierung im Tiefpreissegment weiter ausgebaut worden. “persoenlich.com” befragte Jörg Brun (Bild), den Leiter der zuständigen Marketingdirektion Food & Near Food, zu den strategischen Überlegungen. Das Interview:
"Jörg Brun, ist die Kannibalisierungs-Angst vom Tisch?

Herr Brun, 1996 wurde M-Budget erfolgreich lanciert. Warum hat es so lange gedauert, bis nun die zweite Welle kommt?

Ausschlaggebend waren lange Kannibalisierungs-, Margen- und Qualitäts-Diskussionen, die wir intern geführt haben -- das Thema ist hochkomplex. Personelle Wechsel in den zuständigen Bereichen haben die weitere Entwicklung von M-Budget zusätzlich verschleppt.

Ist die Kannibalisierungs-Angst für Ihr Basissortiment nun vom Tisch?

Angst ist wohl übertrieben, wir haben aber ganz einfach grossen Respekt und sind in einer schwierigen Situation: Einerseits sollten wir mehr verdienen, um die geforderten Löhne bezahlen zu können. Anderseits ist Geiz plötzlich geil und preiswerte Produkte sind eben chic! Nun, das ist der Handel -- immer schön zwischen Hammer und Amboss. Und immer äusserst spannend.

Die Grundsatzfrage, die man sich stellen muss, ist doch, ob der Durchschnittspreis eines Einkaufs durch den Kauf von M-Budget-Produkten effektiv sinkt oder nicht?

Die Volumen sind noch zu klein, um einen solchen Effekt abschliessend beurteilen zu können. Wir gehen aber davon aus, dass das Volumen konstant bleibt -- für das gleiche Geld kommt einfach mehr in den Einkaufskorb.

Schaut Ihnen Ihr Hauptkonkurrent Coop nun tatenlos bei Ihrer Low-Price-Strategie zu, oder erwarten Sie von ihm eine eigene Budgetlinie?

Die Strategie von Coop interessiert mich eigentlich nicht. Wir gehen unseren eigenen erfolgreichen Weg.

Der Qualitätslevel der M-Budget-Linie ist beachtlich hoch -- wäre es im Hinblick auf den zunehmenden Preiskampf nicht ratsam, die Qualität zugunsten von noch tieferen Preisen zu senken?

Neben dem Preis ist die Qualität wohl das wichtigste Gut der Produkte -- dieser Grundsatz gilt ganz klar auch für M-Budget. Zwischen Top und Flop entscheidet sich der Konsument via Qualität für oder gegen ein Produkt. Es nützt ihnen also nichts, wenn Sie die Qualität so weit reduzieren, dass das Produkt nicht mehr gekauft wird. Deshalb halten wir unseren Qualitätsstandard auch hier hoch.

Folgt nach der Budget-Linie eine umfassende Premium-Linie? Was sind Ihre konkreten Pläne?

Sicher, diese wird folgen! Mehr zur gegebenen Zeit -- heute will ich noch nicht mehr verraten.


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