18.01.2024

Omnichannel

Stationärer Handel gewinnt an Bedeutung

Bei knapp der Hälfte der Händler ist der Onlineumsatz 2022 rückläufig gewesen. Dies zeigt eine ZHAW-Studie.
Omnichannel: Stationärer Handel gewinnt an Bedeutung
Bei fast jedem zweiten Omnichannel-Händler kann man laut Mitteilung im Onlineshop bestellen und anschliessend bei der Abholung im Ladengeschäft oder beim Pick-up bezahlen. (Bild: Pixabay)

Der Corona-Boom im E-Commerce ist für viele Onlinehändler vorbei, insbesondere kleine Händler konnten 2022 mit ihren Umsätzen nicht an die steilen Wachstumskurven der Pandemiejahre anknüpfen und waren überproportional häufig mit rückläufigen Absätzen konfrontiert. Bei einem Viertel der befragten Händler ging der Onlineumsatz um mehr als 5 Prozent zurück, damit deutlicher als der Gesamtmarkt (minus 2,4 Prozent).

Bei 16 Prozent war er zwischen 1 und 4,9 Prozent rückläufig, und bei jedem zehnten Händler blieb der Umsatz um plus/minus ein Prozent gleich. Zu den Gewinnern zählen vor allem die grossen Onlineshops, 35 Prozent von ihnen konnten online zwischen 5 und 29,9 Prozent zulegen, bei den kleinen ist das 13 Prozent gelungen.

Das zeigt eine Studie des E-Commerce Labs am Institut für Marketing Management der ZHAW in Kooperation mit diversen Unternehmen und Organisationen. An der repräsentativen Onlinebefragung 2023 haben rund 600 Onlineshops teilgenommen, davon 440 aus der Schweiz, wie es in einer Mitteilung heisst.

Komplexität für den Handel wird grösser

«Die Verschiebung vom stationären Handel zum E-Commerce hat sich deutlich abgeflacht», so Marianne Bregenzer, Country General Manager von Nexi Schweiz, Absender der Medienmitteilung. «57 Prozent der Onlinehändler vertreiben ihre Angebote über stationäre Ladengeschäfte und stufen diese als umsatzrelevant ein.»

Darüber hinaus nimmt die Zahl der Vertriebskanäle laufend zu. 60 Prozent nutzen für den Vertrieb neben ihrem eigenen Shop auch digitale Markplätze, drei Viertel Social Media. Zum Befragungszeitpunkt haben 9 Prozent Social Commerce als sehr relevanten Absatzkanal eingestuft, 21 Prozent halten ihn für eher relevant mit zunehmender Bedeutung. Native Apps mit Bestellfunktion werden von 27 Prozent vorwiegend grossen Onlinehändlern angeboten, wobei sie lediglich für 9 Prozent umsatzrelevant bis eher relevant sind.

«Der steigenden Anzahl an Absatzkanälen stehen ein begrenztes Marketingbudget und IT-bezogene Probleme gegenüber», so Bregenzer. «Während der Pandemie hatten Händler mit Lieferschwierigkeiten und der Logistik zu kämpfen, heute beschäftigt sie zunehmend Themen wie Shopsysteme oder Server- und Schnittstellenprobleme.»

Händler bieten «Click and Collect»

Bei fast jedem zweiten Omnichannel-Händler kann man laut Mitteilung im Onlineshop bestellen und anschliessend bei der Abholung im Ladengeschäft oder beim Pick-up bezahlen. Bei 66 Prozent der Händler können Kundinnen und Kunden im Ladengeschäft klären, ob das Produkt im Onlineshop verfügbar ist und bei 53 Prozent online, ob es im stationären Geschäft zur Verfügung steht. Die Rückgabe online bestellter Produkte in den Läden wird von 46 Prozent angeboten. «Wer sein Produkt online zum Beispiel mit Kreditkarte bezahlt, möchte bei einer Rückgabe im Ladengeschäft kein Bargeld erhalten, sondern eine Gutschrift auf sein Kartenkonto», so Bregenzer.

Für 78 Prozent der befragten Händler ist die wachsende Konkurrenz und der Preisdruck eine mittlere bis grosse Herausforderung. 33 Prozent fühlen sich gefordert durch die steigenden Marketingkosten und das eigene begrenzte Marketingbudget. Vieles lässt darauf schliessen, dass Händler 2024 ihre Omnichannel-Konzepte trotz dem Kostendruck weiter ausbauen und mit zunehmender Kompetenz erfolgreich umsetzen werden. Nicht zuletzt, um ihren Kundinnen und Kunden ein Gesamterlebnis zu bieten, mit dem sie internationale Pure-Online-Player auf Distanz halten können.

Bei den Omnichannel-Bezahllösungen besteht hingegen noch Nachholbedarf. Das hat verschiedene Ursachen: Über die Hälfte der analysierten Onlineshops sind mit weniger als einer Million Franken Umsatz klein und beschäftigen weniger als vier Mitarbeitende. Sie repräsentieren die vielen innovativen Entrepreneure, die gerade für die Schweiz sehr typisch sind und behaupten sich mit Nischenangeboten.

Für 24 Prozent der befragten Händler ist die Omnichannel-Nachfrage demnach heute auch noch zu gering, 24 Prozent nutzen die Payment-Lösung des Shopsystems und 17 Prozent nennen fehlende Schnittstellen, zum Beispiel in Kassen- und Onlineshop-Systemen. (pd/cbe)


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