19.12.2017

Reporter ohne Grenzen

65 Journalisten getötet, mindestens 326 sitzen in Haft

In Syrien, Mexiko oder Afghanistan Ländern leben Medienschaffende am gefährlichsten. Zu diesem Schluss kommt die Jahresbilanz zur Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen. Der Bericht zeigt auch, wo die meisten Journalisten inhaftiert oder entführt werden.

Journalistinnen und Journalisten leben in einigen Ländern gefährlich: Allein in diesem Jahr wurden 65 von ihnen getötet. Und viele sitzen in Haft, manchmal Jahre lang ohne Anklage. In vielen Ländern riskieren Journalistinnen und Journalisten ihr Leben, wenn sie über Korruption und organisierte Kriminalität berichten.

Nach Angaben der Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen sind in diesem Jahr 65 Journalistinnen und Journalisten in Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden, fast die Hälfte davon ausserhalb von Regionen mit bewaffneten Konflikten. In Ländern wie Mexiko oder den Philippinen gerieten Journalisten oft ins Visier ihrer Mörder, weil sie über Themen wie Korruption oder organisierte Kriminalität berichteten, teilte die Organisation am Dienstag in Berlin mit.

Dennoch war 2017 das «am wenigsten tödliche» Jahr für Medienschaffende seit 2003. Seit 2012 sei der Rückgang bei den Todesfällen sogar konstant, schreibt die Organisation. Dies habe einerseits damit zu tun, dass Journalisten aus Ländern wie Syrien, Libyen , dem Irak oder dem Jemen geflüchtet sind, weil es dort für sie zu gefährlich geworden ist. Andererseits stellt ROG aber auch ein zunehmendes Bewusstsein den Schutze von Medienschaffenden fest.

Grafik_Entwicklung_Getötete seit 2003

Syrien und Mexiko am gefährlichsten

Am gefährlichsten ist es für Medienschaffende und Bürgerjournalisten laut der Jahresbilanz zur Pressefreiheit von «Reporter ohne Grenzen» in Syrien (12 Medienschaffende getötet), Mexiko (11), Afghanistan (9), im Irak (8) und in den Philippinen (4). Weltweit seien mindestens 326 Medienschaffende in Haft, fast die Hälfte davon allein in fünf Ländern: in China, der Türkei, in Syrien, dem Iran und in Vietnam. So halte die Justiz in der Türkei Journalisten systematisch über längere Zeiträume in Untersuchungshaft und ohne ein Gerichtsurteil hinter Gittern.

Grafik_Uebersicht_Zahlen_ROG_JB_2017

Gegen den deutschen Korrespondenten Deniz Yücel («Die Welt») beispielsweise, der seit Februar in Haft sitzt, sei bisher noch nicht einmal Anklage erhoben worden. Verschärft habe sich die Lage der Medien auch in Vietnam, wo mindestens 25 Blogger verhaftet oder des Landes verwiesen worden seien.

Dutzende entführt

Bis Ende 2017 seien weltweit 54 Medienschaffende entführt worden - die meisten in Syrien, im Jemen und im Irak. Allein in Syrien sind laut dem Bericht derzeit mindestens 22 einheimische und sieben ausländische Medienschaffende in den Händen bewaffneter Gruppen, einige davon seit mehr als fünf Jahren. In manchen Fällen würden Angehörige und Kollegen deren Schicksal erst nach Jahren bekanntgeben. Sie befürchten sonst, das Leben der Entführten zusätzlich zu gefährden.

Forderung an Uno

«Reporter ohne Grenzen» fordert die Vereinten Nationen auf, endlich zu handeln: Ein Uno-Sonderbeauftragter für den Schutz von Journalisten könnte völkerrechtliche Vorschriften durchsetzen und damit die Zahl von Übergriffen und Gewaltakten wirksam verringern. Zwar habe die Uno bereits entsprechende Resolutionen verabschiedet. Sie hätten aber bislang kaum Auswirkungen auf die Lage der Medienleute. (sda/dpa/wid)



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