31.01.2017

Wirbel um Videoinhalte

Auch der «Blick» postet SRF-Videos

Nicht nur die NZZ, auch Ringier bezieht bald News-Videos vom Schweizer Fernsehen. Bei Tamedia und AZ Medien ist Generaldirektor Roger de Weck mit dem Angebot abgeblitzt. Beide Verlage fordern eine Brachenlösung und beharren auf dem Online-Werbeverbot für die SRG.
Wirbel um Videoinhalte: Auch der «Blick» postet SRF-Videos
Ein «Blick»-Redaktor im Newsroom bei der Arbeit. (Bild: Keystone)

SRG-Generaldirektor Roger de Weck lässt seinen Worten Taten folgen. Mehrfach betonte er im vergangenen Jahr sein Angebot an die Verlage bezüglich möglicher Kooperationen. Im Bereich von tagesaktuellen Videos wird eine solche Zusammenarbeit nun Realität – zumindest testweise. Wie am Montag bekannt wurde, beliefert SRF die «Neue Zürcher Zeitung» für die kommenden drei Monate mit Nachrichtenvideos (persoenlich.com berichtete). Ende März entscheiden die Partner, ob die Kooperation danach fix weitergeführt wird.

Nicht nur die NZZ, sondern auch der «Blick» arbeitet an einem solchen Deal mit der SRG. Auf dem Facebook-Kanal hat das Newsportal bereits mehrere SRF-Videos gepostet – so zum Beispiel ein Interview mit Schweizer Tennisstar Roger Federer.

Ringier sowie die SRG bestätigen auf Anfrage das Zusammenrücken im Videobereich. «Auch wir planen eine entsprechende Zusammenarbeit mit der SRG», sagt Ringier-Sprecherin Manuela Diethelm gegenüber persoenlich.com. Und SRG-Sprecher Daniel Steiner ergänzt: «Die technischen Versuche zur Übernahme der Videos haben bereits begonnen. Wir werden informieren, wenn die Verträge unter Dach und Fach sind.» Die externe Kommunikation erfolge in Absprache zwischen den Partnern.

Kein Interesse bei Tamedia und AZ Medien

Welche Verlage werden sonst noch Video-Inhalte vom Schweizer Fernsehen publizieren? Bei der SRG hält man sich bedeckt. «Über den Abschluss von Kooperationen wird im Einzelfall jeweils kommunizert», sagt Steiner.

Zwei Telefonate ergeben, dass die SRG ihr Angebot auch bei Tamedia und den AZ Medien platziert hat, dort jedoch abgeblitzt ist. «Wir haben die Anfrage von der SRG erhalten, planen aktuell jedoch keinen Einsatz», sagt Monica Stephani, die Sprecherin des Aargauer Verlags gegenüber persoenlich.com. Auch Tamedia hat sich laut Kommunikationschef Christoph Zimmer entschieden, ein Angebot der SRG in der Romandie «im Moment nicht weiterzuverfolgen».

Für die SRG ist diese Zusammenarbeit mit privaten Verlagen in zweierlei Hinsicht interessant. Die bis zu zehn Videos am Tag werden von den privaten Medien – vorerst von NZZ und «Blick» weiterverbreitet. Die durch die Videoviews generierte Reichweite geht auf das Konto von SRF. Zudem kann Roger de Weck die Medienhäuser bezüglich des heissen Eisens Onlinewerbung mit dem Zückerli etwas besänftigen. 

Branchenlösung gefordert

Bei AZ Medien und Tamedia beisst er damit zurzeit noch auf Granit. «Grundsätzlich setzen wir uns für eine Branchenlösung ein», begründet Stephani die Ablehnung des Angebots der SRG. Man wolle Sorge tragen, dass die SRG perspektivisch nicht an Online-Werbeerlösen partizipiere.

Bei Tamedia beurteilt man die Verbreitung von SRG-Videos über private Newsplattformen grundsätzlich als positiv. Sie könnten laut Zimmer dazu beitragen, dass gebührenfinanzierte Inhalte von mehr Menschen genutzt würden, was im Sinne eines effizienten Einsatzes der Gebührengelder wäre. Allerdings fordert auch Tamedia eine «Branchenlösung, die allen interessierten Medienhäusern offen steht». Diese dürfe nicht dazu führen, dass die SRG das geltende Online-Werbeverbot umgehe.


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KOMMENTARE

Nico Herger
02.02.2017 09:14 Uhr
Ringier gehört ja zum Admeira-Werbeverbund, zusammen mit der SRG und Swisscom. Von daher sind die SRF-Videos auf Ringier-Plattformen nichts als konsequent. Die Unabhängigkeit gegenüber der SRG ist bei Ringier nicht mehr gegeben. Das Ärgernis ist, dass die NZZ bei dieser Umarmungsstrategie mitmacht und damit an Unabhängigkeit einbüsst.
Beat Kaufmann
01.02.2017 16:39 Uhr
ist es nicht verwerflich, dass so renommierte Verlage wie NZZ und Ringier sich am Betrug am Billag-zahlenden Fernsehkonsumenten beteiligen? Wie kann man nur?
Stefan Huber
01.02.2017 14:10 Uhr
Was passiert mit den Werbeeinnahmen? Gehen die vollumfänglich zurück ans CH-Volk? Immerhin wurden die SF-Videos mit Billag-Geld bezahlt.
Alexander Sautter
01.02.2017 13:23 Uhr
"Die durch die Videoviews generierte Reichweite geht auf das Konto von SRF". Das ist falsch. Die Reichweite, Klicks, Views, etc. gehen auf die Plattformen bzw. Facebook-Accounts der jeweiligenVerlage.
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