26.02.2003

Léman Bleu

Aufruhr beim Genfer TV-Sender

Journalisten gegen politisches Aufsichtsorgan.

Die Redaktion des Genfer Fernsehsenders Léman Bleu wehrt sich gegen die Schaffung eines politischen Aufsichtsorgans. Der Vorschlag des Genfer Gemeinderates Manuel Tornare hat die Journalisten in Aufruhr versetzt. "Das ist inakzeptabel", sagte Chefredaktor Pascal Schouwey am Mittwoch. "Ein solches Vorgehen ist in einem demokratischen Land seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen." Zu bekräftigen, man wolle die Unabhängigkeit der Redaktion bewahren und gleichzeitig eine solche Massnahme vorzuschlagen, sei ein Unsinn.

Das Exekutivmitglied der Stadt Genf schlägt in einem am Mittwoch in der Tribune de Genève erschienenen Artikel die Schaffung einer Aufsichtskommission vor, bestehend aus vier Abgeordneten -- je zwei Linken und zwei Rechten. "Es geht darum, den Sender vor Kritiken zu schützen und seine Unparteilichkeit zu garantieren", sagte Tornare der Nachrichtenagentur sda.

Vorbild Frankreich

Den Aufruhr der Redaktion findet er in keiner Weise gerechtfertigt. "Ich bin sicherlich falsch verstanden worden. Es geht mir um ein Organ des Typs 'Conseil supérieur de l'audiovisuel' in Frankreich. So etwas gibt es also auch in anderen demokratischen Ländern."

Chefredaktor Schouwey überzeugt dies nicht: "Wir sind vier Journalisten bei 'Léman Bleu'. Und nun soll es vier Abgeordnete brauchen, die täglich die Unparteilichkeit unserer Sendungen überwachen?"


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